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«Ich bin nicht mehr Teil dieser Welt»

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Er hat erlebt, wovor sich viele Leute über 50 fürchten: Von einem Tag auf den anderen verlor der heute 63-jährige François* seine Stelle. «29 Jahre lang habe ich bei der UBS gearbeitet und dann begannen sie, bei den Kleinen zu sparen», sagt er. Die Wut ist auch heute, neun Jahre nach der Entlassung, noch spürbar. «Die Kündigung war einfach ungerecht.»

Mit 54 Jahren machte François sich auf Arbeitssuche. «Niemand hat mir geholfen, niemand interessierte sich, niemand wollte mich», fasst er zusammen. Er habe sich nicht unfähig gefühlt, zu arbeiten. «Aber die Wirtschaftswelt ist grausam.» Bis zu seinem 60. Geburtstag habe er Arbeit gesucht, dann habe er aufgegeben. «Es wollte mich niemand mehr.» Diesen Satz wiederholt François immer und immer wieder. «Das Schwierigste war die Verachtung durch die Arbeitswelt. Und die Politik verschloss einfach die Augen.»

Mit den Eltern gelebt

Aufgewachsen ist François in Lausanne, wo er auch zur Schule ging. Danach arbeitete er während zwei Jahren in St. Gallen bei der Post. Mit 26 Jahren trat er die Stelle bei der UBS an, in der internen Logistik. Bis zu deren Tod wohnte François zusammen mit seinen Eltern in einer Wohnung in Mézières. «Sie sind gestorben und ich war alleine», sagt er. Er sei froh, dass er die Wohnung und den Garten nach seiner Entlassung habe behalten können, und auch noch Auto fahren könne. Sozialhilfe bekommt er keine. «Dazu habe ich zu viel Erspartes», sagt er.

Zeitung lesen, Leute treffen

Durch ein Inserat in der Zeitung sei er auf das Tageszentrum Banc Public aufmerksam geworden. «Ich dachte mir, ich schaue mal vorbei.» Ihm gefällt, dass es günstige Mittagessen gibt. Doch das ist nicht der Hauptgrund für seine Besuche. «Ich kann hier in Ruhe Zeitung lesen und treffe Leute.» Dass er gelegentlich einsam ist, spricht François nicht aus, doch anzumerken ist es ihm. «Es ist nicht einfach, in meinem Alter eine Frau zu finden», sagt er einmal. Und dann: «Aber ich kann mich gut beschäftigen. Ich gehe oft spazieren und manchmal treffe ich dabei jemanden, mit dem ich Mittagessen kann.»

François schwankt zwischen Verbitterung und Zufriedenheit. Verbittert ist er über Wirtschaft und Politik. «Institutionen wie Banc Public sind sehr gut, aber man sollte den Leuten helfen, bevor sie zu Sozialfällen werden. Dafür fehlt allerdings der politische Wille.»

 Banc Public mache ihn zufrieden. «Hier sehe ich, dass es mir viel schlechter gehen könnte und dass es einige viel schwerer haben als ich.» In der Schweiz gebe es immerhin noch eine gewisse Sicherheit: «Wenn ich zum Beispiel mit Ägypten vergleiche.»

Keine Träume mehr

Auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünscht, antwortet François: «Ich lebe in dieser Welt, aber ich bin nicht mehr Teil davon.» Er habe keine Träume, keine Sehnsüchte mehr. «Ich erzähle Ihnen folgendes Beispiel: Vor Kurzem ist meine ehemalige Chefin in St. Gallen gestorben. Ich habe den Kindern eine Karte geschrieben und gefragt, ob ich sie besuchen darf. Niemand hat geantwortet. Niemand will mich mehr. Deshalb muss ich mit mir selbst auskommen und darauf hoffen, ins ewige Leben zu kommen.»

*Name der Redaktion bekannt.

Zahlen und Fakten

Montag bis Mittwoch Tag der offenen Türe

Das Tageszentrum Banc Public gibt es seit 2002. Bedürftige Menschen erhalten im Tageszentrum ein günstiges Frühstück und Mittagessen. Sie können sich und ihre Kleider waschen, haben die Möglichkeit, Computer zu benutzen und Zeitung zu lesen. Banc Public bietet auch eine Beratung für Arbeitssuchende. Seit diesem Frühling befindet sich das Tageszentrum an der Joseph-Chaley-Strasse 7 im Schönberg, zuvor befand es sich ganz in der Nähe an der St.-Bartholomäus-Strasse. Aufgrund des Umzuges verschob das Zentrum die Jubiläumsfeierlichkeiten um ein Jahr. Morgen findet eine Feier mit geladenen Gästen statt. Von Montag bis Mittwoch nächster Woche sind Tage der offenen Türe: Von 8.30 bis 16 Uhr können Interessierte das Tageszentrum besuchen und auch mit den Benutzern Mittag essen. Die Festessen werden in Zusammenarbeit mit den Köchen des Aigle Noir und des Café du Jura zubereitet, und am Mittwoch kochen die Mitarbeiter von Banc Public ein spezielles Mahl.mir

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