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«Ich bin Optimistin und glaube an das Gute»

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«Ich bin Optimistin und glaube an das Gute»

Die Heilpädagogin Ursula Roos arbeitet seit langer Zeit engagiert mit Behinderten

Die Leiterin des Behindertenheims Sonnegg in Zumholz hat den Cerebralpreis 2004 erhalten. Die Stiftung für das cerebral gelähmte Kind honoriert damit ihr jahrelanges engagiertes Wirken und die einfühlsame Zuwendung gegenüber Schwerstbehinderten.

Von IMELDA RUFFIEUX

Bereits zum neunten Mal hat die Schweizerische Stiftung für das cerebral gelähmte Kind den mit 20 000 Franken dotierten Preis Anfang Mai verliehen. Geehrt werden mit dieser Auszeichnung Personen, die sich im heilpädagogischen Bereich mit Herzblut engagieren.

Auf die diesjährige Preisträgerin trifft dies 100-prozentig zu. Ursula Roos hat nach ihrem Studium an der Universität Freiburg einige Jahre das Schulheim Les Buissonnets geleitet.

Pflegeheim und Kurszentrum

Ihre Überzeugung, Behinderte nicht in Ghettos zu betreuen, sondern sie so weit möglich in ein normales Leben zu integrieren, ist zwar nicht neu, stellt aber bei der Arbeit mit Schwerbehinderten eine zusätzliche Herausforderung dar. Da das Interesse von Ursula Roos auch der Kommunikation und der Konfliktbearbeitung gilt, reifte in ihr die Idee, beide Elemente unter ein Dach zu bringen: ein Behindertenheim, kombiniert mit einem Kurszentrum.

Mit grosser Tatkraft, die ihrem Wesen entspricht, machte sie Nägel mit Köpfen. 1988 wurde die Wohn- und Werkgenossenschaft Sonnegg gegründet, der ehemalige Landwirtschaftsbetrieb in ein Zuhause umgewandelt und im August des gleichen Jahres zogen bereits die ersten Behinderten ein.

Herzliche Feier

Sie habe eine Riesenfreude gehabt, als ihr die Nachricht mitgeteilt worden sei, dass sie den Cerebral-Preis erhält, erinnert sich Ursula Roos. Sie hätte nie so etwas erwartet und habe vorher nicht einmal gewusst, dass es diesen Preis überhaupt gibt, sagte sie in einem Gespräch mit den FN.

Die Preisverleihung fand im Zentrum Sonnhalde in Menzingen statt – Eine Feier, die Ursula Roos als sehr bewegend beschreibt, voller Herzlichkeit und Menschlichkeit.

In der Laudatio ging Martin Plattner, Moderator der Radio-Sendung «Denk an mich» nicht nur auf den Werdegang von Ursula Roos ein, sondern beschrieb auch ihr hohes persönliches Engagement, ihr Durchsetzungsvermögen, ihr aufgeschlossenes und dynamisches Wesen sowie ihre Bescheidenheit.

Liebe und Grenzen

Der Preis sei eine Anerkennung ihrer Arbeit. Ihr sei es stets ein Anliegen gewesen, mit Behinderten einen liebevollen Umgang zu pflegen, dabei aber klare Grenzen zu setzen. «Liebe und Strenge sind gerade bei verhaltensgestörten Menschen sehr wichtig. Sie brauchen gewisse Rituale und Strukturen und gleichzeitig das Gefühl, umsorgt zu sein», hält Ursula Roos fest.

Zweifel verflogen

In ihrer langjährigen Tätigkeit als Heilpädagogin habe sie schon mal Zweifel bekommen. Sie fragte sich, ob ihre persönlichen Wertvorstellungen, wie sie sie in der Sonnegg vermittle, denn auch für die Behinderten tatsächlich angebracht seien. Ob sie sich anderswo vielleicht nicht wohler fühlen würden. Als sie damals von den Ferien zurückgekommen sei, wurde sie von einer behinderten Frau so herzlich willkommen geheissen, dass alle Zweifel rasch verflogen.

Die Verantwortung für die Leitung des Heims stelle manchmal schon eine Belastung dar, zumal sie gerne an der Basis arbeite, hält die Heilpädagogin fest.

Nicht zuletzt aus Gründen der Überschaubarkeit habe sie nie mehr als acht Behinderte im Heim aufgenommen. Anfragen gab es schon – vor allem auch für Menschen, deren Betreuung anderswo gescheitert war. Sie wolle das Heim in familiärem Rahmen halten. «Acht Plätze reicht. Ich will die Arbeit lieber recht machen.» Ausserdem ist es ihr ein Anliegen, dass die Behinderten bei der Betreuung eine Kontinuität spüren – gerade bei einigen sei es auf Grund ihrer geistigen und emotionalen Behinderung sehr wichtig, dass sie sich nur an wenige Bezugspersonen gewöhnen müssen.

Sie habe ein gutes Team, das auch bereit sei, Verantwortung zu übernehmen, erklärt Ursula Roos. Das ist ihr sehr wichtig: Leute zu beschäftigen, die vollen Einsatz zeigen und nicht bloss einen Job verrichten. Sie achtet aber auch darauf, dass die Arbeitsbedingungen stimmen.

Zweimal um den Weiher

Ihre Tatkraft gehört zur Sonnegg wie die Tiere, die auf dem Hof gehalten werden. Woher holt Ursula Roos die Kraft für ihre schwierige Aufgabe? «Zum einen bin ich eine grosse Optimistin, die zuallererst an das Gute glaubt.» Zum anderen sei sie ein gläubiger Mensch und sehr naturverbunden. «Wenn ich zweimal um unseren Weiher gegangen bin, dann bin ich wieder da», erzählt sie.

Wichtig ist ihr auch, dass sie keine Energie «nach oben» verschwendet – sie geniesse das volle Vertrauen des Verwaltungsrates der Genossenschaft und müsse sich und ihre Entscheidungen nicht rechtfertigen.

An ihrer Tätigkeit habe der Preis im Prinzip nichts geändert, erklärt Ursula Roos. «Alles, was ich mache, mache ich mit ganzer Kraft und Energie. Es geht mir bei meiner Arbeit um die Behinderten und nicht darum sich vorzudrängen.» Das Prinzip der Gleichwertigkeit ist ihr wichtig: «Alles, was für mich einen Wert hat, soll auch für die Behinderten gelten.»

Angebot für betroffene Familien

Wenn sie noch einmal zurück könnte, würde sie ihr heilpädagogisches Wissen vielleicht anderswo einsetzen. In ihrer langjährigen Tätigkeit hat sie ein Manko festgestellt: die Betreuung von Familien mit behinderten Kindern.

Die Überforderung der Eltern mit einem behinderten Kind, ihre Konzentration auf dieses Kind und die gleichzeitige Vernachlässigung der gesunden Geschwister seien ihr aufgefallen. Gefühle von Verzicht und ungerechter Behandlung können zu Aggressionen oder anderen Belastungen führen, die sich aufstauen und vielleicht jahrelang unverarbeitet bleiben, erklärt Ursula Roos.

Standort kein Nachteil

Die Sonnegg in Zumholz ist etwas abgelegen – kein Nachteil für Ursula Roos. Die Leiterin gibt Kurse in Kommunikationstraining und Supervision. Dadurch kommen viele Aussenstehende in die Sonnegg, das schafft Kontakte auch zu den Heimbewohnern. Ausserdem haben die weniger stark Behinderten regelmässige Kontakte nach aussen: Sie besuchen das Restaurant in Zumholz, werden zum Einkaufen nach Plaffeien mitgenommen, machen in der Musikschule in Giffers mit usw. Auch dies geschieht mit klaren Regeln und Strukturen, die eingehalten werden müssen.

Heute werden in der Sonnegg acht erwachsene Schwerstbehinderte von sieben Personen (470 Stellenprozente) betreut. Die Wohn- und Werkgenossenschaft ist vom Kanton Freiburg anerkannt, aber unabhängig; sie erhält Betriebsbeiträge von der Invalidenversicherung.

Vor 43 Jahren gegründet

Die Schweizerische Stiftung für das cerebral gelähmte Kind ist 1961 gegründet worden. Zweck ist die Früherfassung, Förderung, Ausbildung, Pflege und soziale Betreuung von Menschen mit cerebralen Bewegungsstörungen, Spina bifida oder Muskeldystrophie mit Wohnsitz in der Schweiz. Die Stiftung bietet diverse Dienstleistungen für Betroffe und ihre Angehör

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