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«Ich bin wohl das ideale Opfer»

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Zuerst die Zahlen. Alain Birbaum hat eine Plus-Minus-Bilanz von–14. In der Zeit, in der Birbaum auf dem Eis stand, hat also die gegnerische Mannschaft 14 Tore mehr erzielt als Gottéron. Da die Statistik–der seltene Fall von Toren in Unterzahl oder Gegentoren in Überzahl einmal ausgenommen–nur die Treffer bei numerischem Gleichstand zählt, gilt sie als aussagekräftig und wird von Trainern gern konsultiert. Zum Vergleich: Mit Timo Helbling steht der Verteidiger mit der zweitschlechtesten Bilanz im Team bei–2. Joel Kwiatkowski steht bei +14.

 Angesichts der Strahlkraft von Birbaums Negativbilanz fällt schon kaum noch auf, dass der in den letzten Jahren ziemlich produktive Verteidiger in dieser Saison zudem nur gerade einen Skorerpunkt auf seinem Konto hat.

«Wie ein Schneeball»

Birbaum kennt seine Statistiken und er weiss auch, wieso er zum Interview gebeten wird. «Wenn es um meine Statistiken geht, dann habe ich nicht viel zu sagen. Da müssen Sie die Trainer fragen, warum sie mich dann immer noch spielen lassen», sagt Birbaum.

Die Trainer lassen ihn in erster Linie spielen, weil sie wissen, dass er zu mehr fähig ist. Weil Birbaum ein guter Schlittschuhläufer ist und an einem guten Tag eine gute Spielübersicht hat. Hans Kossmann hatte bereits letzte Woche gesagt, dass er Birbaum nun die Chance geben wolle, für die zweite Saisonhälfte wieder bei null anzufangen, und auf eine Steigerung hoffe. «Wir haben mit ihm gesprochen. Er weiss selbst, dass er nicht die beste Saison macht», so Kossmann.

Das gibt auch Birbaum zu, der dann plötzlich doch bereitwillig Auskunft gibt und gar nicht mehr aufhören will, zu reden. «Klar, ich spiele bisher nicht meine beste Saison. Ich habe weniger Eiszeit und weniger Selbstvertrauen.» Aber er möchte nicht, dass diese Plus-Minus-Statistik überbewertet wird. «Manchmal sind es auch einfach Gratis-Minuspunkte wie am Dienstag in Genf der Gegentreffer ins leere Tor, oder aber du hast kaum den zweiten Schlittschuh aufs Eis gesetzt und es fällt bereits ein Gegentor, ohne dass du wirklich ins Spiel eingegriffen hast. Für die Plus-Minus-Statistik zählt es aber genauso. Wenn es nicht gut läuft und du bereits im Minus bist, läuft plötzlich alles gegen dich. Es ist wie ein Schneeball, der immer grösser wird. Nur rollt er bei mir in die falsche Richtung.»

«Es beschäftigt mich»

Obwohl er also versucht, die Statistik kleinzureden, macht er dennoch keinen Hehl daraus, dass sie ihn stört. «Ça me fait chier», sagt Birbaum. Der 28-Jährige ist ein Typ, der sich schlechte Leistungen zu Herzen nimmt. Als ihn Serge Pelletier vor Jahren nach schwachen Auftritten einmal auf die Tribüne verbannte, sagte der damalige Trainer, Birbaum müsse lernen, alles weniger ernst zu nehmen, und einsehen, dass es noch andere Dinge gebe im Leben als Eishockey. Mittlerweile ist Birbaum Familienvater. Aber er sagt immer noch: «Wenn ich nicht gut spiele, beschäftigt mich das. Ich bin nicht einer, dem alles egal ist. Ich kann nicht nach einer Niederlage sagen: Ach, egal, Hauptsache morgen ist ein freier Tag, den kann ich mit meiner Familie geniessen.» Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der Faktor Selbstvertrauen viel Einfluss darauf hat, ob Birbaum gut spielt oder nicht.

 «Sich hinter Pseudonymen verstecken ist leicht»

Es sind aber nicht die schlechten Werte, die ihn momentan am meisten beschäftigen. «Ich will nicht zu sehr herumjammern, schliesslich sind wir Tabellenführer. Das ist die Hauptsache. Gottéron kann in dieser Saison etwas Grosses schaffen. Und wenn wir im Frühling Meister werden, ist es mir und den Zuschauern auch egal, ob ich bei–20 bin.»

 Was Birbaum wirklich beschäftigt, sind nicht Zahlen, sondern Worte und Gesten. Der Verteidiger ist momentan der Buhmann der Freiburger Fans. Beim letzten Heimspiel gegen Bern pfiff ein Teil der Fans, als vor dem Spiel sein Name aufgerufen wurde. «Es ist natürlich das Bitterste, wenn du vom eigenen Publikum ausgepfiffen wirst», so Birbaum. Doch damit hat es sich noch nicht für den Verteidiger. Zwar sagt er, er versuche, Zeitungsartikel oder Online-Foren nicht zu lesen. «Aber man bekommt dennoch vieles mit. Wenn ich wieder einmal ein aufmunterndes SMS von einem Kollegen bekomme, dann weiss ich, dass irgendwo etwas Negatives über mich stand.»

 Das tue ihm zwar weh, aber er versuche darüberzustehen. Schwieriger sei es indes für die Familie. «Die bekommen natürlich auch immer vieles zu hören, auch Dinge, die verletzend sind. Besonders schlimm sind die Social Media. Dort wird zum Teil sehr hart ausgeteilt, von Leuten, die sich hinter irgendwelchen Pseudonymen verstecken.» Für seine Frau, die oft und gerne in den sozialen Medien aktiv sei, sei das nicht leicht. «Ich lade diese Leute gerne ein, einmal nach dem Training mit mir diskutieren zu kommen. Ich bin offen dafür, ganz ehrlich. Dann können sie mir sagen, dass sie mich schlecht finden, und wir können reden. Damit habe ich kein Problem. Aber sich hinter irgendwelchen Pseudonymen zu verstecken, ist natürlich leicht.»

 Gerüchte und Hexenjagd

Birbaum spricht nun ohne Punkt und Komma. «In Freiburg scheinen die Fans nicht einfach geniessen zu können, wenn es gut läuft. Sie diskutieren lieber über meine Statistiken.» Es gebe Personen, die einfach immer alles zerstören wollten, die Leute zerstören wollten. «Es gibt offenbar Spieler, die als Opfer besser taugen als andere. Ich bin wohl momentan das ideale Opfer, weil ich schlechte Statistiken habe. Aber ähnlich war es doch bei Bykow. Immer wenn er verletzt ist, gibt es die übelsten Gerüchte. Zuletzt hiess es, er sei in Marsens in der Psychiatrie oder er sei im Gefängnis. Mir haben Freunde aus Lausanne geschrieben, ob das wahr sei, dass Bykow im Gefängnis sei. Das ist doch nicht normal.»

Birbaum atmet durch. Für einen, der zunächst nicht reden wollte, hat er sich ganz schön Luft verschafft. Nun muss dem Freiburger nur noch auf dem Eis der Befreiungsschlag gelingen.

 

Vorschau: Gottéron weiter ohne Pouliot

Gottéron muss beim Heimspiel heute (19.45 Uhr) gegen Schlusslicht Rapperswil erneut auf Marc-Antoine Pouliot verzichten. Der Kanadier leidet «an einer Verletzung am Oberkörper», wie Trainer Hans Kossmann sagt. Er hofft, Pouliot am Dienstag wieder einsetzen zu können. Die Verpflichtung eines fünften Ausländers eilt für Kossmann deshalb nicht. «Wir haben einige Kontakte und schauen uns ein bisschen um, wer verfügbar ist. Aber ich möchte eigentlich lieber bis nach Weihnachten warten.»

Veränderte Sturmlinien

Im gestrigen Training sah es danach aus, als würde Kossmann die Linien durcheinanderwirbeln. Dubé spielte mit Mauldin und Plüss an seiner Seite, Bykow mit Miettinen und Brügger, Hasani als Center zwischen Monnet und Sprunger, Ness mit Vauclair und Lauper. Mottet spielte derweil gestern Abend in der Nationalliga B mit Ajoie beim EHC Olten. Es ist nicht sicher, dass er heute auch in Freiburg zum Einsatz gelangt. fm

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