Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Ich entscheide, wann mir wohl ist»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Was tun, wenn mein vierjähriger Sohn und der Nachbarssohn füdliblutt hinter dem Strauch im Garten stehen und sich gegenseitig ihre Penisse zeigen? Bis zu welchem Alter bade ich mit meiner Tochter gemeinsam in der Badewanne? Soll ich meine Kinder dazu zwingen, Tante Marie ein Küsschen zu geben, wenn sie das nicht wollen? Bei all diesen Fragen geht es um die frühkindliche Sexualität. «Hört man frühkindliche Sexualität, erhitzen sich die Gemüter schnell», sagt Rebekka Sieber, Ko-Direktorin der Freiburger Familienbegleitung (siehe Kasten). «Vor allem, weil viele Leute dabei an die Sexualität der Erwachsenen denken.» Frühkindliche Sexualität habe aber nichts mit Sex zu tun – es gehe vielmehr um die Entwicklung des Kindes im Bezug auf seinen Körper, seine Emotionen und seine Intimität. Und darauf setzt die Familienbegleitung während fünf Jahren ihren Akzent.

Wörter zu Verfügung stellen

«Es geht nicht nur um das Körperliche, sondern auch um das Kognitive und um die Gefühlswelt der Kinder», sagt Sieber. Das beginne beim Windelwechseln. «Wir sprechen mit den Kleinkindern über ihre Arme, ihre Füsschen, ihren Bauch – aber die Partie mit den Geschlechtsorganen benennen wir oft nicht.» Dabei sei es wichtig, den Kindern Wörter für all ihre Körperteile zu lehren. «Bei Knaben fällt das den Eltern leichter als bei Mädchen», sagt Rebekka Sieber. «So hat der Bruder ein Pfifli, aber die Schwester hat nichts.»

Damit ein Kind sich gut entwickle, müsse es sich wohlfühlen und ein Selbstvertrauen entwickeln. «Eltern sollten ihren Kindern zu spüren geben, dass sie zu vielem fähig sind und dass sie als Menschen geliebt werden.» Eltern könnten ihren Kindern lehren, ihre Gefühle auszudrücken und eine sichere Beziehung zu Mitmenschen aufzubauen. «Dazu gehört auch das Wissen: Mein Körper gehört mir.»

Lernen, Stopp zu sagen

Rebekka Sieber und die Familienbegleitung geben keine kurzgefassten Antworten auf Standardsituationen. «Bei jeder Situation kommt es auf die Umstände an, die komplex sein können.» Wolle das Kind Tante Marie kein Abschiedsküsschen geben, könne das viele Gründe haben. «Es kann sein, dass es heute mehr Raum braucht oder dass es Müntschi schlichtweg nicht mag», sagt Rebekka Sieber. «Es kann aber auch sein, dass es bewusst die Grenzen sucht und deshalb gegen die soziale Regel verstösst, die Tante mit einem Küsschen zu verabschieden.»

Zögen sich Nachbarskinder im Spiel aus, sei die Stimmung unter den Erwachsenen schnell angespannt. Die Familienbegleitung bietet in solchen Situationen ihre Hilfe an und arbeitet mit beiden Familien. «Da geht es auch darum, dass die Kinder lernen, niemanden zu etwas zu drängen, was dieser nicht will – und auf der anderen Seite auch Stopp zu sagen.» Zugleich müssten die Kinder lernen, «dass es Sachen gibt, die ich nur im privaten Rahmen mache, und Sachen, die ich in der Öffentlichkeit machen kann». Die Eltern gingen ja auch nicht nackt zur Arbeit. «Es gibt Orte zum Nacktsein, und es gibt Orte, die dafür nicht geeignet sind.»

Mehr Elterncafés zum Thema

Die Familienbegleitung setzt während fünf Jahren einen besonderen Akzent auf das Thema der frühkindlichen Sexualität. «Weil sie zur Erziehung dazu gehört, aber oft nicht explizit thematisiert wird», wie Rebekka Sieber sagt. So bietet der Verein mehr Elterncafés und Ateliers als üblich zum Thema an. «Uns ist der Austausch unter den Eltern wichtig; oft merken sie so, dass sie mit ihren Fragen und Problemen nicht alleine sind, dass es allen so geht.» Aber auch Fachleute wenden sich in Fragen der frühkindlichen Sexualität an die Familienbegleitung: beispielsweise Kita-Angestellte, Tageseltern und Kindergärtnerinnen. «Unser Anliegen ist, dass die frühkindliche Sexualität nicht erst thematisiert wird, wenn Probleme da sind», sagt Rebekka Sieber. Wichtig sei, dass ein Kind lerne: «Ich entscheide, wann es mir wohl ist.»

Zum Verein

Austausch und individuelle Begleitung

Die Freiburger Familienbegleitung ist als Verein organisiert. Sie bietet Elterncafés an, bei denen sich Eltern über Erziehungsfragen austauschen können. Aber auch Kurse und Ateliers zu spezifischen Themen stehen auf dem Programm. Die Familienbegleitung bietet zudem individuelle Begleitung bei Familien mit Kindern bis zu sieben Jahren zu Hause an. Der Verein ist vom Kanton Freiburg mandatiert und erhält von ihm Subventionen. Zudem ist er auf Mitgliederbeiträge sowie Gelder von Stiftungen und der Lotterie Romande angewiesen. Für das Projekt «Frühkindliche Sexualität» erhält der Verein 250 000 Franken von der Oak-Stiftung; Bedingung ist, dass die Familienbegleitung denselben Betrag investiert. Der Verein hat mit diesem Geld das Arbeitspensum einer Angestellten über fünf Jahre hinweg auf 40 Prozent aufgestockt; die Erzieherin in Sexualpädagogik koordiniert das Projekt und stellt das nötige Material zusammen. Der Verein bietet Fachleuten Weiterbildungen zum Thema an. Das Projekt läuft noch bis 2021. Der Verein hofft, es danach mit anderen Geldern weiterführen zu können.

njb

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema