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«Ich fühle mich wie ein junger Forscher»

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«Ich fühle mich wie ein junger Forscher»

Vom Professor zum wissenschaftlichen Mitarbeiter: Marino Maggetti

Marino Maggetti, Professor für Mineralogie und Petrografie an der Universität Freiburg, erklärt, warum er frühzeitig in Pension gegangen ist und warum er trotzdem weiterarbeitet.

Mit MARINO MAGGETTI sprach
IRMGARD LEHMANN

Sie sind erst 63-jährig und haben Ihre Stelle am Departement für Geowissenschaften bereits im Herbst quittiert. Ungewöhnlich für einen Professor, der doch bis zum 70. Altersjahr die Stelle besetzen könnte.

Mir blieb wegen der administrativen Last und der Lehre zu wenig Zeit, um zu forschen und zu publizieren. Nun ist die Stelle für einen Jüngeren frei und mit dem jetzigen Status eines wissenschaftlichen Mitarbeiters verfüge ich über meine Zeit und kann interessante Projekte weiterführen.

Welche?

Eines der wichtigen ist die Kartierung des topografischen Atlasblattes 1:25 000 Silvretta im Kanton Graubünden. Dabei geht es um eine detaillierte geologische Aufnahme der auf diesem Blatt vorkommenden Gesteine und Böden.

Ein anderes Projekt umfasst die Untersuchung von glasierter Tonware, der so genannten «Fayence». Zusammen mit der Universität Dijon untersuche ich Teller, Schalen, Terrinen mehrerer Manufakturen von Nordwest-Frankreich, die zwischen 1750 und 1840 tätig waren, um deren Erzeugnisse zu charakterisieren und um den Herstellungsprozess zu eruieren.

Ein drittes Projekt ist die Studie über die Pflästerung in Freiburg. (siehe Kasten)

Als Professor für Mineralogie und Petrografie (Gesteinskunde) haben Sie zwecks Weiterbildung und Forschung unzählige Länder bereist. Sie waren in Amerika, in Mexiko und ein letztes Sabbatsemester führte Sie im Sommer für vier Monate nach Venedig. Warum gerade dahin?

An der Universität von Venedig konnte ich mich im Labor eines Kollegen mit antiken Gesteinen befassen und gab ein Buch (26 Autoren) über Archäometrie (Einsatz von naturwissenschaftlichen Methoden, um kulturgeschichtliche Fragen zu lösen) heraus. Nutzniesser der Untersuchungen sind Archäologen, Kunsthistoriker und Restauratoren. In meiner archäometrischen Forschung befasse ich mich mit Keramik, Gesteinen, Mosaiken und Mörteln aus der Zeit von 10 000 v. Chr. bis 1860.

Ab neun Semestern Lehrtätigkeit haben Professoren ein Anrecht auf ein Semester bezahlten Studienurlaub. Etwas, das in der Bevölkerung immer wieder Anlass zur Kritik gibt. Voller Lohn und vogelfrei?

So ist es nicht. Den Freiraum muss man sich erkämpfen und die ausfallenden Stunden vor oder nach dem Freisemester erteilen. Vielfach springt ein Kollege ein. Doch dies beruht auf Gegenseitigkeit. Der Staat übernimmt lediglich zwei Wochenstunden vom Normalpensum. Mein Venedigurlaub wurde mir ausserdem für meine Tätigkeit als Vizerektor zusätzlich gewährt.

Trotzdem muss ein längerer Aufenthalt in Kanada, Oxford oder auch in Venedig etwas Wunderbares sein.

Das stimmt. Für die Zusatzkosten muss man jedoch selber aufkommen. Ausserdem hat man ein fundiertes Projekt und einen Schlussbericht vorzulegen.

Die Universität Freiburg setzt auf den Trumpf der Zweisprachigkeit. An der juristischen Fakultät ist sie institutionalisiert. Wie aber haben Sie die Sprachenfrage am Departement für Geowissenschaften gehandhabt?

Im ersten Jahr (vier Jahre bis zum Diplom) habe ich eine Woche in Deutsch und die andere Woche in Französisch gelesen. Im zweiten Studienjahr war Englisch meine Unterrichtssprache.

Doch in der Handhabung war jeder Professor frei. An der naturwissenschaftlichen Fakultät wird grundsätzlich in beiden Sprachen gelesen, dies zum Unterschied zu Bern mit nur deutschsprachigen oder zu Neuenburg mit nur französischsprachigen Vorlesungen.

Was halten Sie von der Bologna-Reform?

Um europaweit mitzuhalten, war die Anpassung unvermeidlich. Durch die Anpassung an das Bologna-System waren die Universitäten zudem auch gezwungen ihre Studienpläne zu überdenken und zu koordinieren. Doch bis das System «Bachelor» (drei Jahre) und «Master» (eineinhalb bis zwei Jahre) erleichterten Zugang zu den europäischen Universitäten verschafft, wird es noch eine Weile dauern.

An vielen Universitäten Europas ist der Zugang auch noch eine Kostenfrage. In England z. B. beträgt allein die Einschreibegebühr über 10 000 Franken.

Seit ein paar Monaten sind Sie nun pensioniert. Was ist für Sie wesentlich?

Ich bin sehr glücklich und fühle mich wie ein junger Forscher, der sich voll der Forschung widmen kann.

Marino Maggetti, 63-jährig, verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern, ist in Bern aufgewachsen und wohnt in Düdingen. Von 1999 bis 2003 Vizerektor und zuletzt Präsident des Departementes für Geowissenschaften.
Die Pflastersteine in Freiburg

Was das Team von Marino Maggetti in den Gassen von Freiburg über Pflastersteine herausgefunden hat, könnte dereinst gesamtschweizerisch in den historischen Städten angewandt werden: Im Frühjahr wird der Projektleiter Michael P. Fritz die Studie der Freiburger Stadtbehörde vorstellen.

Die Stadt Freiburg hat die Studie in Auftrag gegeben im Hinblick auf die Neugestaltung der Brunnengasse. Heisst dies, dass die Gasse demnächst mit einheimischen Pflastersteinen belegt wird?

Das kann ich nicht sagen, ist es doch eine Kostenfrage. Bern hat es allerdings getan und die Pflästerung der Altstadt kürzlich abgeschlossen.

Was hat man herausgefunden?

U. a., dass alle rechteckigen Pflastersteine aus der Region stammen. Bei den meisten handelt es sich um Sandsteine aus dem Flyschgebiet vom Schwarzsee-Plasselbschlund.

Heute werden im dortigen Steinbruch Tatüren aber nur noch Platten abgetragen. Warum?

Weil die entsprechende Pflasterstein-Schicht abgebaut ist. Pflastersteine stellt nur noch die Firma Guber in Alpnach her.

Was ist das Schöne am einheimischen Material?

Die alten Pflastersteine werden von Hand behauen und sind ein einziges Spiel von Farben und Formen. Der Rathausplatz hingegen ist mit portugiesischem Granitstein belegt. Kein Vergleich zur Oberen Matte, die noch gepflästert ist.

Hat Freiburg im Hinblick auf die Aufnahme in das Inventar «Weltkulturerbe» die Studie in Auftrag gegeben?

Ich denke schon. Die Ergebnisse sollten jedoch auch andern Städten zugute kommen, die sich um ein historisches Stadtbild bemühen. il

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