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«Ich fühlte mich in Freiburg sehr willkommen»

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«Ich fühlte mich in Freiburg sehr willkommen»

Wie eine Frau aus Brooklyn dazu kommt, über eine Freiburgerin zu forschen

Die Amerikanerin Caterina Y. Pierre schreibt in Freiburg an einer Doktorarbeit über die Bildhauerin Marcello. Sie erzählt, wie es dazu kam und was sie an Marcello fasziniert.

Mit CATERINA Y. PIERRE
sprach ANGELICA TSCHACHTLI

Sie kommen aus der grossen Kunstmetropole New York nach Freiburg, um ein Doktorat über die hiesige Künstlerin Adèle d’Affry, mit Künstlernamen Marcello, zu schreiben. Warum?

Als ich für meinen Masters über den französischen Maler Gustave Courbet forschte, stiess ich auf einen Briefwechsel zwischen ihm und Marcello. Die Jahre seines Exils verbrachte Courbet in La Tour-de-Peilz, wahrscheinlich auf einen Vorschlag Marcellos hin. Immer wieder stiess ich auf ihren Namen, und ich wollte wissen, wer denn eigentlich diese Frau war. In einem der Briefe hat Courbet Marcello vorgeschlagen: «Ich lehre Sie malen, und Sie lehren mich das Bildhauern!» Da entschloss ich mich, meine Masters-Arbeit über Marcello zu schreiben. Aber mein Tutor riet mir, dies für meine Dissertation aufzusparen. 1998 besuchte ich dann zum ersten Mal Freiburg und die Marcello-Stiftung in Givisiez.

Wie wurden Sie empfangen?

Die Personen, welche die Stiftung führen, sind wunderbar. Sie lieben ihre Vorfahren, und ich glaube, sie waren begeistert, dass eine Amerikanerin etwas über ihre Vorfahrin schreiben wollte. Ich fühlte mich in Freiburg sehr willkommen und bin jedes Jahr wiedergekommen. Ich habe jetzt zwei Heimaten: Brooklyn und Freiburg!

Sie lesen in Marcellos Briefen und Tagebüchern. Mit wem korrespondierte sie?

Sie war eine sehr produktive Briefeschreiberin: Während 20 Jahren schrieb sie beinahe jeden Tag einen Brief an ihre Mutter. Sie hatte auch Briefkontakt mit sehr vielen prominenten Leuten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so zum Beispiel mit Adolphe Thiers, dem ersten Präsidenten der 3. Republik in Frankreich.

Sie kannte alle wichtigen Persönlichkeiten der Haute Société in Paris, bis hin zu Kaiserin Eugénie und Napoleon III. Edouard Manet wollte Marcello porträtieren. Sie lehnte ab!

Wie bitte?

Ja, das ist heute nur schwierig nachzuvollziehen, doch damals war Manet sehr umstritten, er wurde in der Presse heftig angegriffen. Marcello fürchtete, ins Kreuzfeuer der Kritik zu geraten. Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass eine Zusage sie wohl endgültig berühmt gemacht hätte. Auch mit Eugène Delacroix verstand sie sich gut.

Adèle d’Affry gab sich als Skulpteurin den Namen Marcello. War sie, war ihre Arbeit denn akzeptiert von all diesen Männern, die Sie nennen?

Absolut, ja, sie war akzeptiert. Doch sie war ungewöhnlich: Sie stammte aus einer bedeutenden Freiburger Aristokraten-Familie, und aufgrund ihrer Heirat trug sie den Titel «Herzogin von Castiglione Colonna», was viele Leute beeindruckte. Zudem hatte sie in Givisiez eine sehr gute Erziehung genossen; sie war sehr unabhängig und intelligent, also eine beeindruckende Persönlichkeit.

Eine emanzipierte Persönlichkeit?

Es ist schwierig, darauf zu antworten. Nebst dem italienischen Titel war es sicher ihr Pseudonym, das ihr half sich durchzusetzen. Sie war überzeugt, dass ihr Werk unter einem männlichen Künstlernamen mehr Aufmerksamkeit erhalten würde und gleichzeitig war sie so geschützt, falls die ausgestellten Arbeiten zu einem Flop würden.

Künstlerinnen mussten damals vorsichtig sein. Es wurde nicht goutiert, wenn eine Frau Akte schuf, wie es damals die Männer taten.

Wie schätzen Sie die kunstgeschichtliche Bedeutung Marcellos ein?

In meiner Arbeit will ich zeigen, dass ihre Kunst Vorläuferin des Symbolismus war. Mit ihren grossartigen, ornamentierten Frauenfiguren hat sie eine Art Skulptur geschaffen, die erst 20 bis 30 Jahre später populär wurde.

Wird Marcello in ihrer Heimat genügend wertgeschätzt?

Als ich Leute nach Marcello fragte, schickten sie mich entweder in die Marcello-Strasse oder ins gleichnamige Restaurant! Nein, sie wird zu wenig wertgeschätzt. Freiburg ist halt eine Tinguely-Stadt, ihn kennt hier jedermann. Ich hoffe, mit meiner Arbeit kann ich dazu beitragen, dass Marcello bekannter wird.
Zur Person

Caterina Y. Pierre ist 1971 in Brooklyn, New York, geboren. Nebst dem B.A. und dem M.A. in Kunstgeschichte hat sie auch ein M.A. in Philosophie und arbeitet nun seit 2000 an ihrem Doktorat in Kunstgeschichte über die Freiburger Künstlerin Adèle d’Affry, besser bekannt unter dem Pseudonym Marcello. Der Titel von Pierres Arbeit lautet «Genius has no sex»: The sculpture of Adèle d’Affry, Duchess Castiglione Colonna, a.k.a. Marcello.

Das renommierte amerikanische Fulbright-Stipendium (Austausch-Programm zwischen Amerika und der übrigen Welt) erlaubt es ihr, seit Sommer 2003 in Freiburg zu wohnen, um das Doktorat hier an der Universität Freiburg, am Lehrstuhl für moderne und zeitgenössische Kunstgeschichte, bei Prof. Victor Stoichita abzuschliessen. Den Doktortitel wird sie jedoch von ihrer Heimuniversität, der City University of New York, erhalten. Seit 1998 hält sie sich zwecks Forschung regelmässig in Freiburg auf. at

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