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«Ich habe das Lachen wieder erlernt»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Als wir klein waren, haben wir am liebsten Indianer gespielt», erinnert sich Erika von Gunten mit einem Schmunzeln an ihre Kindheit zurück. «Daher kommt wohl auch meine Liebe zur Natur», sagt die gebürtige Bernerin, die mit zwei Brüdern und einer Schwester in Bolligen aufgewachsen ist und heute in Plaffeien lebt. Den Weg ins Sense-Oberland fand Erika von Gunten vor 24 Jahren der Liebe wegen. «Ich habe die Region zuvor nicht gekannt. Aber die Leute haben mir gesagt, dass ich durch meine Naturverbundenheit gut hierher passen würde», erklärt die Mutter von drei Kindern: «Und sie hatten recht. Ich kann von den Wäldern kaum genug bekommen.»

«Ich wollte einfach leben»

Eines der vielen nahe gelegenen Waldgebiete aufzusuchen ist für Erika von Gunten aber immer auch mit Herausforderungen verbunden. Denn vor elf Jahren hat die 51-Jährige ihr Augenlicht verloren. Dass sie einmal erblinden könnte, davon erfuhr Erika von Gunten bereits als junge Frau. Sie war gerade einmal 24 Jahre alt, als ihr die Diagnose einer seltenen Krankheit gestellt wurde. «Zu diesem Zeitpunkt habe ich nicht damit gerechnet, je zu erblinden. Ich wollte einfach leben.»

Das «Stehaufmännchen»

Im Laufe der Jahre nahm ihr Sehvermögen aber immer mehr ab. Weitere gesundheitliche Probleme kamen hinzu. «Es gab Phasen, in denen eine Operation auf die nächste folgte – in denen es mit mir rauf und runter ging.» Als «Stehaufmännchen» habe sie bis zuletzt daran geglaubt, dass ihr Sehvermögen wieder besser werden würde. «Im Nachhinein war die Zeit, in der ich um mein Augenlicht gekämpft habe, viel schlimmer für mich als der Moment des Erblindens», sagt die Plaffeierin. Denn als festgestanden sei, dass sie das Augenlicht verlieren werde, habe sie endlich loslassen können. «Ich habe wieder angefangen zu leben; davor habe ich nur gewartet. Es war so, als hätte mich die Gewissheit beruhigt und von der Angst befreit.»

«Nach der Erblindung habe ich das Lachen wieder erlernt», erzählt Erika von Gunten. Es war nicht das Einzige, das sich die lebensfrohe Frau wieder beibringen musste. «Ich hatte am Anfang unglaubliche Angst, das Haus zu verlassen.» Dabei habe sie sich wie ein Tiger im Käfig gefühlt: «Ich bin fast ausgeflippt.» So war es denn auch ein Moment der Wut, in dem sie erstmals ihre Wohnung verliess. Zuerst nur vor die Haustür, dann zum Briefkasten und dann immer ein Stückchen weiter.

Alleine unterwegs

Heute reist die gelernte Hochbauzeichnerin regelmässig alleine mit dem Zug durch die Schweiz; nach Bern, in die Ostschweiz oder ins Tessin. «Das hätte ich mir am Anfang nicht träumen lassen. Wichtig ist aber, dass man es auch einfach einmal versucht. Sonst ist die Gefahr gross, in völlige Isolation zu verfallen.»

Das Bild im Kopf

Auf ihren Reisen mit Menschen in Kontakt zu kommen, das sei für sie ein wesentlicher Reiz des Unterwegsseins, sagt Erika von Gunten. «Der Augenkontakt ist etwas, das ich sehr vermisse. Deshalb geniesse ich es heute umso mehr, mit Menschen zu sprechen.» Dabei habe sie von ihrem Gegenüber auch immer ein Bild im Kopf. «Wenn jemand eine schöne Stimme hat, dann ist er in meiner Vorstellung auch ein schöner Mensch.» Es komme zum Glück nur selten vor, dass sie jemandem mit einer giftigen Stimme begegne, sagt die 51-Jährige. Und dennoch sei sie von menschlichen Enttäuschungen nicht gefeit. «Mein Umfeld hat sich mit der Blindheit stark verändert.» Es gab eine Zeit, da habe sie das Gefühl gehabt, dass sie für viele nicht nur blind, sondern auch gleich unsichtbar geworden sei. «Mittlerweile habe ich mich damit arrangiert. Ich habe erkannt, dass der Umgang mit meiner Blindheit nicht nur mich, sondern auch mein Umfeld vor Herausforderung stellt. Es ist für beide Seiten eine neue Welt, die es zu entdecken gilt.»

Neue Sichtweisen

Erika von Gunten ist der festen Überzeugung, dass sie die Kraft besitzt, ihr Schicksal zu tragen. «Ich sehe meine Erkrankung nicht als etwas, das mich zu zerstören versucht. Sondern als Weg, den es für mich zurückzulegen gilt.» In diesem Sinne hätten ihr die Herausforderungen der Vergangenheit auch eine neue Sichtweise auf ihr Leben ermöglicht. «Heute spüre ich eine tiefe Dankbarkeit für all das, was ich tun kann. Ich weiss nicht, ob das auch so wäre, wenn ich diese Kämpfe nicht hätte austragen müssen», meint sie mit einem Lächeln: «Ich glaube, sie haben mich stärker gemacht.»

Den Austausch pflegen

Die eigenen Erfahrungen weiterzugeben, das sei ihr ein grosses Anliegen. «Es gab Phasen, in denen ich mich gerne öfters mit Menschen ausgetauscht hätte, die das Gleiche erlebt haben wie ich.» Deshalb stehe sie heute auch gerne für den Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverband im Einsatz: «Es ist wichtig, dass betroffene Personen wissen, dass sie in schwierigen Zeiten nicht alleine sind.»

FN-Serie

Eine Stafette mit Porträts

In einer losen Serie stellen die «Freiburger Nachrichten» verschiedenste Menschen aus ihrem Einzugsgebiet vor. Die Artikelserie funktioniert wie eine Stafette: Es ist der jeweils Porträtierte, der das nachfolgende Porträt bestimmt. Das nächste Mal bei der Porträtstafette: der pensionierte Lehrer Charles Jungo aus Bösingen.

mz

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