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«Ich habe einen Winkelried in mir»

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Wenn das Staatspersonal heute Morgen die Arbeit während einer Stunde niederlegt, ist die Präsidentin des Verband Lehrerinnen und Lehrer Deutschfreiburg (LDF) an vorderster Front präsent. Es dürfte wohl eine der letzten grösseren Kampfmassnahmen sein, an denen Häfliger als amtierende LDF-Präsidentin teilnimmt. Die 65-Jährige tritt nämlich diesen Herbst von ihrem Amt zurück. «Es ist für mich einfach Zeit für einen persönlichen Wechsel», sagt sie. «Aber auch den Lehrpersonen gegenüber wäre es nicht korrekt, wenn es keinen Generationenwechsel gäbe.» Ihr Nachfolger soll an der Generalversammlung des LDF im Oktober gewählt werden. Was sie danach tun will, ist noch völlig offen. Den wohl originellsten Vorschlag dafür verdankt sie einem ihrer Grosskinder. «Er hat mir vorgeschlagen, ganz nach dem Vorbild der ‹Herbstzeitlosen› Unterwäsche zu designen. Na ja, ich werde mir das überlegen…»

Ein Privatsee und ein tragischer Tod

Aufgewachsen ist Jacqueline Häfliger zunächst in der Stadt Freiburg und dann im zu Kleinbösingen gehörenden Grünenburg, wo ihr Vater als Ingenieur für das Kraftwerk verantwortlich und von Anfang an an der Schaffung des Schiffenensees beteiligt war. «Als Kind dachte ich deshalb immer, der Schiffenensee sei der Privatsee unserer Familie», blickt die LDF-Präsidentin schmunzelnd zurück. Sie hatte fünf Geschwister, wobei ihr jüngster Bruder im Alter von acht Jahren bei einem Busunfall tödlich verunglückte. Das war ein einschneidendes Erlebnis für sie, da sie sich als Teenager noch jahrelang schuldig an diesem Vorfall gefühlt habe – ein Gefühl, von dem sie erst eine einfühlsame Schwester am Kollegium Heilig Kreuz befreit habe, und zwar mit einem Aufsatz zu einem frei gewähltem Thema, in dem sie sich alle Sorgen vom Leib habe schreiben können. Hier sei ihre grosse Liebe für die Menschen und vor allem für die Kinder gewachsen. Berufswünsche hatte die junge Jacqueline einige: Ärztin, Künstlerin, aber auch Bäuerin. «Ich habe damals bei Nachbarn sogar barfuss den Stall ausgemistet», sagt sie. «Ich hätte wohl eine sehr gute Landwirtin abgegeben.» Doch es kam anders: Kurz nach Beginn ihrer Ausbildung zur Sekundarlehrerin wurde sie mit 21 Jahren schwanger. Und weil unverheiratete Mütter damals noch unter einer gesellschaftlichen Stigmatisierung zu leiden gehabt hätten, habe sie ihre Jugendliebe kurzerhand geheiratet – und ist auch heute, vier Jahrzehnte, vier Kinder und vier Grosskinder später, immer noch glücklich mit ihrem Mann verheiratet. «Dass es so gekommen ist, hat sicher auch mit unserer Fähigkeit zu tun, Durststrecken auszuhalten.» Sie sei allerdings nie eine Frau gewesen, die vor jeder Entscheidung ihren Mann habe fragen müssen.

Wege und Umwege

Beruflich hat Häfliger erst nach einigen Umwegen zum LDF gefunden. So hat sie naturwissenschaftliche Fächer an der Sekundarschule unterrichtet, jahrelang in einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum sowie dem kantonalen Arbeitsamt und sogar im Verkauf von Büromöbeln und -layouts gearbeitet. «Das macht aber gar nichts», sagt sie. «Denn verlorene Zeit gibt es im Leben eigentlich gar nicht.» Auch Apple-Legende Steve Jobs habe immer wieder betont, wie sehr ihm die Kalligrafie-Stunden im Rahmen seines verkorksten und schliesslich abgebrochenen Studiums im Hinblick auf die von ihm kreierten Computerschriften geholfen hätten. Und auch ein Teilnehmer an einem jener Managementkurse, die sie in Olten erteilt, habe ihr einmal anvertraut, dass er seine Jugendzeit als Penner auf der Strasse überhaupt nicht bereue – im Gegenteil. Wie ein roter Faden ziehen sich Häfligers Geradlinigkeit und ihr Kampf für die eigenen Überzeugungen durch ihr Leben. So sei sie als Vizepräsidentin der CVP-Ortspartei nach einer bösen Erfahrung mit der aus ihrer Sicht höchst chauvinistischen Parteileitung ausgetreten, und auch ihr Rücktritt als Präsidentin des örtlichen Pfarreirats sei erfolgt, um einen Landkauf durchzubringen. «Ich habe wohl einen Winkelried in mir», lacht sie. Und den habe sie auch als LDF-Präsidentin immer wieder gebraucht. Veränderungen seien in diesem Umfeld nämlich nur sehr langsam umzusetzen, oft brauche es jahrelanges, wiederholtes Nachhaken, bis man etwas erreiche. «Es ist auch möglich, dass du dabei untergehst», sagt sie. «Manchmal denke ich sogar, ich kann nur schon mit dem zufrieden sein, was ich alles verhindert habe.»

«Nach den Sternen greifen»

Ein Schwiegersohn Häfligers hat nach einem nicht immer geradlinigen Weg eine leitende Funktion bei der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA in Paris inne, wohin auch Häfliger regelmässig zum Grosskinder-Hüten reist. Was sie von ihrem Schwiegersohn lernen könne und auch den Lehrpersonen sowie den Schülerinnen und Schülern stets mit auf den Weg geben wolle, ist, «nach den Sternen zu greifen». Es gelte sich im Leben niemals einfach mit Mittelmässigem zufrieden zu geben, sondern daran zu arbeiten, seine Fähigkeiten zu entfalten und auch hochgesteckte Ziele anzupacken.

Zur Person

Ein Leben zwischen Guschelmuth und Paris

Jacqueline Häfliger aus Guschelmuth tritt diesen Herbst nach zwölf Jahren als LDF-Präsidentin zurück. Die ausgebildete Sekundarlehrerin wünscht sich nun vor allem mehr Zeit für ihr liebstes Hobby: das Gestalten, etwa von Kleidern. Auch hier strebt sie immer nach dem Aussergewöhnlichen, nach speziellen Kombinationen von Stoffen und Mustern. Das Kopieren von Strickmustern aus Zeitschriften ist ihr ein Gräuel. Häfliger lebt in Guschelmuth und zeitweise als Babysitterin in Paris oder Altishofen, ist seit über 40 Jahren glücklich verheiratet, vierfache Mutter und vierfache Grossmutter.

jcg

 

«Als Kind dachte ich immer, der Schiffenensee sei der Privatsee unserer Familie.»

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