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«Ich habe mich als Angestellter der Gesellschaft empfunden»

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Werner Zurkinden, wissen Sie noch, warum Sie damals Lehrer geworden sind?

Eigentlich nicht. Aber ab der ersten Klasse der Sekundarschule war für mich klar, ich wollte Lehrer werden. Ich ging gerne in die Schule, war aber ein typischer OS-Schüler: In der ersten Sekundarklasse hatte ich gute Noten, im zweiten Kurs liessen diese nach. Zum Glück bin ich dann im letzten OS-Jahr zu einer wichtigen Einsicht gekommen, die ich heute den Schülern in der gleichen Lage zu vermitteln versuche: Nur ich allein bin für gute Noten verantwortlich, nicht der Lehrer und nicht die Eltern. Also habe ich mir einen Ruck gegeben, damit die Noten fürs Lehrerseminar reichten.

 Haben Sie dies je bereut?

Nein. Ich bin im richtigen Beruf gelandet, habe mich immer wohlgefühlt. Man muss Kinder gerne haben in diesem Beruf. Von der ersten zur dritten Sekundarschulstufe machen die Jugendlichen eine riesige Entwicklung durch, geistig und körperlich. Die Hormone spielen verrückt, sie entwickeln sich zu Persönlichkeiten, suchen ihre eigene Identität und müssen sich bei diesem Prozess an den Lehrpersonen reiben können. Es ist die Zeit der Ablösung–eine schwierige Phase, aber eine sehr spannende Zeit.

 Sie haben erst als Primarlehrer und dann auf Sekundarschulstufe unterrichtet. Wie sehr hat sich das Unterrichten verändert?

Früher stand vor allem Frontalunterricht im Vordergrund. Im Lehrerseminar haben wir damals erste Ansätze für Grup penarbeiten kennengelernt. Der reine Frontalunterricht verlor zunehmend an Gewicht und wurde im Verlaufe der Jahre durch weitere Methoden ergänzt. Heute bleibt klar, dass mit gutem Frontalunterricht gute Lernleistungen der Schüler erreicht werden können. Mit den erweiterten Lernformen wie Werkstatt- und Projektunterricht hat die Vielfalt der Methoden zugelegt. Im Sinne eines erweiterten Lernens sind die Lehrpersonen mit den Schülern auch raus aus den Schulhäusern gegangen, haben vermehrt Lehrausflüge organisiert, etwa der Besuch des Bundeshauses oder Untersuchungen am Bach. Die Informatik wurde schrittweise in den Unterricht eingebaut. Ein wichtiger Schritt war auch die Integration der Sonderschüler in die öffentlichen Schulen. Heute darf man behaupten, dass diese gelungen ist.

 Es gab immer neue Methoden für noch besseren Unterricht. Ging Ihnen das manchmal zu schnell?

Nein, es braucht eine stete Entwicklung, doch die Grundsätze des guten Unterrichts bleiben gleich: Der Schüler muss wissen, was er lernen soll, und der Lehrer muss den Lernprozess mitverfolgen und kontrollieren. Dabei ist es wichtig, auf eine mögliche innere Differenzierung zu achten: Nicht alle Schüler sind gleich, einige erreichen in einem Fach mehr als andere. Ich war als Schuldirektor Jahre lang in Zusammenarbeit mit der Direktion für den obligatorischen Unterricht in die Schulentwicklung eingebunden. Weil es dort keine Abteilung für Schul- und Unterrichtsentwicklung gab, machten wir Schuldirektoren das. Es war sehr befriedigend.

 Steht und fällt der Lernerfolg der Schüler mit der Qualität des Unterrichts?

Die Lehrperson trägt eine beachtliche Verantwortung für die guten Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler. Diese erreicht sie zum einen mit einer guten Klassenführung, in der Disziplin herrscht und die Regeln klar sind. Zum anderen muss sie versuchen, gute pädagogische Beziehungen zu den Jugendlichen aufzubauen: Der Schüler hat feine Antennen und spürt und schätzt, wenn die Lehrperson authentisch bleibt und Interesse am Schulerfolg hat. Daraus ergeben sich ein gutes Lern- und ein gutes Klassenklima, die einen anregenden Unterricht ermöglichen und wo im Idealfall innere Differenzierung praktiziert werden kann.

 Mit dem Lehrplan 21 kommt eine neue grosse Entwicklung. Was halten Sie davon?

Mir gefällt, dass mehr mit überfachlichen Kompetenzen gearbeitet und der Fokus mehr auf das Anwenden von Kompetenzen und nicht nur auf das Sammeln von Wissen gelegt wird. Wie ich in meiner Jugendzeit selbst erlebt habe, ist es enorm wichtig, mit dem Schüler eine Haltung zum Lernen zu entwickeln. Es gibt Schüler, die theoretisch mehr leisten könnten, aber einfach nicht wollen. Durch gezielte Arbeit an überfachlichen Kompetenzen kann die Motivation positiv verändert werden.

 Als Schuldirektor waren Sie auch Chef eines Unternehmens: 55 Lehrpersonen, 370 Schüler, dazu Schuldienste, Eltern, Schulbehörden, Hausdienste und so weiter. Nach welchen Grundsätzen haben Sie die OS Düdingen geleitet?

Es ist sozusagen ein Tanz auf vielen Hochzeiten und nicht immer einfach, die Balance zu halten. Ich habe mich als Angestellter der Gesellschaft empfunden, den Schülern und Eltern verpflichtet. Von Letzteren habe ich ein starkes Vertrauen gespürt. Im Wissen, dass die Lehrperson eine wichtige Rolle spielt, war mir eine gute Personalentwicklung wichtig: Die Lehrpersonen zu begleiteten, sie zu unterstützen, zu kontrollieren und ihnen, wenn nötig, zu helfen. Wenn ein Lehrer zufrieden in die Pension geht und sagt, dass er einen guten Beruf hatte, dann ist dies auch für mich eine Befriedigung. Im Sinne einer Lernenden Organisation habe ich versucht, zu stärken, was gut läuft, und zu ändern, wenn Fehler erkannt sind. Meine Aufgabe war es auch, gute Voraussetzungen für guten Unterricht zu schaffen. Dazu gehören interne Strukturen und eine gute Infrastruktur. Was dies betrifft, stehen wir im Sensebezirk sehr gut da. Dank dem Gemeindeverband der OS Sense haben wir schweizweit vorbildliche Schulanlagen.

 Sie waren Lehrer und wurden dann Schuldirektor, wie war der Wechsel?

Als Direktor ist man nicht mehr Lehrer und hat andere Aufgaben zu erfüllen. Der Fokus verändert sich, und daher ist man auch mal «Blitzableiter». Aber das ist systembedingt und gehört zum Geschäft eines Chefs. Da ich als Direktor immer auch unterrichtet habe, blieb der Bezug zur Praxis erhalten. Dieser Spagat als Schuldirektor und Lehrer hat mir gut gefallen und wurde von den Lehrpersonen auch geschätzt.

 Mit der Einführung des neuen Schulgesetzes haben Sie mit anderen OS-Direktoren für den Erhalt von Deutschfreiburger Errungenschaften gekämpft. Würden Sie es wieder tun?

 Ich würde mich jederzeit wieder für die Deutschfreiburger Schulkultur einsetzen. Die Freiburger Orientierungsschulen haben eine selektive Struktur, und daher ist es unabdingbar, die «Türen» für die OS-Schüler so lange wie möglich offen zu halten. Unser Deutschfreiburger System ist entsprechend aufgebaut. Es startet mit dem Übertrittsverfahren und endet mit dem Zugang aus den allgemeinen und progymnasialen Sekundarklassen in die weiterführenden Schulen der Sekundarstufe II. Als wir Deutschfreiburger OS-Direktoren den ersten Entwurf des Ausführungsreglementes gesehen haben, waren uns die Auswirkungen klar, und wir wussten, wir müssen unsere Sorgen ausdrücken und für unsere Schule kämpfen.

 Würden Sie es wieder tun?

Auf jeden Fall. Uns Direktoren und der Schuldirektorin war bewusst, dass wir als Direktorenkonferenz nur eine Stimme von vielen sind und dass wir unbedingt deutlich machen müssen, was auf dem Spiel steht. Eine Änderung dieses bewährten Systems wäre ein Rückschritt gewesen, undenkbar! Ich bin überzeugt, dass wir heute ein anderes Schulreglement hätten, wenn wir uns nicht gewehrt hätten, auch wenn die Erziehungsdirektion dies anders sieht. Das Ganze hat gezeigt, dass Schule schlussendlich auch Politik ist.

Zur Person

In der OS Düdingen stark verwurzelt

Werner Zurkinden ist in Düdingen aufgewachsen und zur Schule gegangen. Er hat das Lehrerseminar besucht und war von 1974 bis 1976 Primarlehrer in Düdingen. Danach hat er an die OS Düdingen gewechselt, wo er Klassenlehrer einer Realklasse war und sich berufsbegleitend zum Reallehrer ausgebildet hat. Von 1979 bis 1982 studierte er an der Uni Freiburg Sekundarlehrer und gab parallel dazu in einem Teilpensum Unterricht. Von 1982 bis 1991 war er an der OS Düdingen Lehrer in verschiedenen Abteilungen, immer als Klassenlehrer. Seit 1991 ist er Schuldirektor. Werner Zurkinden ist 62 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter.im

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