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«Ich habe mich immer als Diener gesehen»

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Bruno Tinguely ist am Aufräumen. In den 38 Jahren, seit er Gemeindeschreiber von St. Ursen ist, hat sich einiges angesammelt. «Ich bin am Sortieren, was weg kann und was archiviert werden muss.» Nur noch wenige Tage, dann geht er in Pension. Die Zeit sei wie im Flug vergangen, sagt er, und doch erinnert er sich noch ganz genau, wie er damals zu dieser Arbeit kam. «Ich war ein Quereinsteiger», erzählt er. Als gelernter Maschinenschlosser war er bei der Polytype beschäftigt, als die Stelle frei wurde. Als 27-Jähriger hat er sich beworben, weil er darin die Möglichkeit sah, in seinem Heimatdorf zu arbeiten und auch, weil ihn Kollegen dazu ermuntert haben.

Nie bedauert

«Die Gemeinde hat mich genommen, obwohl ich kei- ne kaufmännische Ausbildung hatte», erzählt er. Die KV-Lehre hat Bruno Tinguely später berufsbegleitend nachgeholt. Auch wenn dies nicht immer leicht gewesen ist, sagt er heute mit Überzeugung: «Ich habe es niemals bedauert. Es ist ein umfangreicher, interessanter und verantwortungsvoller Job, in dem ich mich wohlfühlte.»

Er habe es geschätzt, stets an der Quelle des Informationsflusses zu stehen und Kontakte zu Bürgern, anderen Gemeindeverwaltungen und Kantonsstellen zu haben. «Das wird mir fehlen.» Er sieht die Gemeindeverwaltung als kundenorientierte Schaltstelle der Gemeinde. «Ich habe mich immer als Diener gesehen, der für das Volk da ist.» Da- zu gehört auch, älteren Leu- ten beim Ausfüllen eines Formulars oder der Steuererklärung zu helfen.

Manchmal bestand seine Rolle auch «nur» darin, zuzuhören und ab und zu ein Taschentuch zu reichen. «Ich war auch ein bisschen Seelsorger, das habe ich ger- ne gemacht.» Er habe ge- spürt, dass die Leute ihm vertraut hätten.

Da Bruno Tinguely auch im Dorf wohnt, war eine Abgrenzung nicht immer einfach. «Meistens konnte ich auf die Bürozeiten verweisen, wenn mich jemand in der Freizeit angesprochen hat», sagt er.

Anrufe am frühen Morgen

Er erinnert sich aber an eine aufreibende Zeit, als die Gemeinde-Generalabonnementeder SBB eingeführt wurden. Sie mussten jeden Abend in einen speziellen Briefkasten geworfen werden, damit der nächste sie von dort gleich wieder nehmen konnte. «Das klappte nicht immer, so dass ich ab und zu morgens um fünf Uhr einen verärgerten Anruf erhielt, wo denn nun das GA sei.»

Hin und wieder habe er auch am Schalter einen verärger- ten Bürger gehabt. «Meine De- vise lautete ‹Zuhören, überlegen und dann handeln›», sagt er und erklärt, dass es erfahrungsgemäss immer Sinn machte, über eine Sache erst eine Nacht zu schlafen, statt sie zu forsch anzupacken.

Ein paar schlaflose Nächte hatte er nur wegen technischen Problemen. «Das war in der Anfangszeit die EDV.» Als damaliger Präsident der Sensler Gemeindefunktionäre hat er die Gründung eines regionalen Rechenzentrums initiiert. Heute sind 16 Gemeinden aus dem Sense- und Seebezirk angeschlossen. «Es hat sich sehr bewährt, zum Beispiel, was den Austausch von technischem Wissen und die Datensicherung betrifft.»

Schulbank gedrückt

In der Gemeindeverwaltung von St. Ursen arbeiten derzeit vier Personen, davon ein Lehrling. Bruno Tinguely erinnert sich an die Zeit, als er alleine war und deshalb sogar in den Ferien regelmässig auf die Verwaltung gegangen ist, um die Post zu erledigen.

1981 fing der erste Lehrling an – eine besondere Situation für Bruno Tinguely: «Ich befand mich damals auch noch in der Ausbildung und besuchte zum Teil den gleichen Unterricht wie dieser Lehrling», erzählt er.

Weil er seine Arbeit mit Herzblut und Leidenschaft gemacht habe, sei ein Wechsel nie ein Thema gewesen. All die Jahre hat er seine Ferien und Freitage so geplant, dass sie nicht mit wichtigen Ereignissen kollidierten, wie etwa Wahlen oder Abstimmungen. Und auch seine Pensionierung hat er pflichtbewusst geplant. «Ich gehe anderthalb Jahre vor den nächsten Gemeinderatswahlen», sagt der 64-Jährige.

Würde er bis zum Pensionsalter arbeiten, würde er kurz vor dem Legislaturwechsel in den Ruhestand gehen. «Das wäre für meinen Nachfolger nicht ideal.» Er hat den Gemeinderat schon vor einem Jahr über seine Pläne informiert. Die Nachfolge ist geregelt: Seit Anfang August ist Jérôme Clerc im Amt.

Mehr Zeit

«Ab dem 31. Oktober werde ich Gemeindeschreiber a. D. sein – ausser Dienst, aber auf Abruf.» Wenn seine Hilfe benötigt werde, sei er zur Stelle. «Ich bin weiterhin daran interessiert, wie es der Gemeinde geht. Ich bin aber auch sicher, dass ich gut abschliessen kann.» Das Team sei eingespielt, es laufe rund in der Verwaltung. Er freut sich darauf, mehr Zeit auf dem Velo oder für Arbeiten rund um Haus und Garten zu haben. Zudem sei er mit Leib und Seele Mitglied des Gemischten Chors.

Bruno Tinguely: 13 Lehrlinge ausgebildet

V iermal hat Bruno Tinguely in den fast vier Jahrzehnten seiner Tätigkeit Umzugskartons gepackt: Erst war die Gemeindeverwaltung in einer Zweizimmerwohnung am Birkenweg, ab 1980 für 13 Jahre bei der Turnhalle und ab 1993 im neu gebauten Gemeindehaus. Er hat mit fünf Ammännern und unzähligen Gemeinderatsmitgliedern zu sammengearbeitet sowie 13 Lehrlinge ausgebildet. Als grösste Entwicklung in den 38 Jahren nennt er die Fortschritte in der Büroinfrastruktur: «Der Schritt in die EDV, die Anschaffung des ersten Computers 1986.» Vorher sei alles Handarbeit gewesen. Er erinnert daran, wie viel Zeit er etwa damit verbracht hat, ein neues Gemeindereglement erst einmal abzutippen und nach der ersten Diskussion sowie der zweiten und dritten Lesung noch einmal anzupassen. «Teilweise habe ich geänderte Passagen stückchenweise ausgeschnitten, zusammengeklebt und neu kopiert. Ich frage mich manchmal, wie ich damals für solche Arbeiten die Zeit fand.» im

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