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«Ich habe stets alle gleich behandelt»

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«Ich habe stets alle gleich behandelt»

Meieli Schwab war zehn Jahre Weibelin am Bezirksgericht See

Auf Ende Dezember 2005 ist Weibelin Meieli Schwab pensioniert worden. Mit den FN sprach sie über ihre Rolle als «Platzanweiserin» im Gerichtssaal von Murten.

Von PATRICK HIRSCHI

«Als Kind hatte man uns eingebläut, ja nie etwas mit dem Gericht zu tun zu haben», erinnert sich Meieli Schwab. Lange Zeit hatte sie sich an diese Weisung gehalten – bis vor zehn Jahren. Dann hatte sie am Bezirksgericht Murten den Posten des Gerichtsweibels übernommen.

Wie sagt man eigentlich? Weibel? Frau Weibel? «Am Gericht haben sie mich immer Weibelin genannt. Das war für mich so in Ordnung», sagt Meieli Schwab.

Ersten Arbeitstag vorverschoben

Einer ihrer zwei Söhne und dessen Frau sind Juristen. Durch sie beide ist sie zu dieser Stelle gekommen – und zwar ohne spezielle Ausbildung, wie sie anfügt. Sie habe lediglich die Primarschule besucht, auf dem heimischen Landwirtschaftsbetrieb gearbeitet und früh geheiratet. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie unter anderem serviert und ist erst später von ihren Kindern überredet worden, sich für die Weibelstelle am Gericht zu bewerben.

Nach einem Gespräch mit dem damaligen Gerichtspräsidenten Adrian Urwyler wurde sie engagiert. «Vorgesehen war, dass ich im Januar 96 anfangen sollte», erinnert sie sich. Eines abends im Dezember 95 klingelte aber das Telefon. Ihr Vorgänger sei krank, sie müsse am nächsten Tag für ihn einspringen. «Und dabei hatte ich noch überhaupt keine Ahnung, was ich zu tun hatte», meint Meieli Schwab schmunzelnd. Ein Pflichtenheft gab es nicht, ebensowenig wie eine Vereidigung. Alle Kenntnisse musste sie sich während der Arbeit aneignen.

Gespräch über den Fall blieb tabu

Obwohl sie keine juristische Ausbildung hatte, sei sie vom Gerichtspersonal und den Richtern stets kollegial und zuvorkommend behandelt worden. Schnell einmal hat sie festgestellt, dass die Hauptanforderung für ihre Arbeit die Fähigkeit ist, mit Leuten umgehen zu können. «Ich habe stets alle gleich behandelt», ist sie überzeugt.

Als eine Art Mittelsperson hat sie die Vorgeladenen im Warteraum abgeholt und ihnen im Gerichtssaal ihren Platz zugewiesen. «Und sie hatten alle Herzklopfen; die Zeugen zum Teil noch mehr als die Angeklagten», stellt sie rückblickend fest.

Anlässlich ihres letzten Gerichtsfalls im Dezember 2005 meinte Präsident Markus Ducret bei der Verabschiedung, dass Angeklagte ihr gegenüber gelegentlich mehr erzählt hätten als den Richtern. Meieli Schwab relativiert: «Ich habe es vermieden, während der Wartezeit mit den Zeugen oder Angeklagten über den Fall zu sprechen.»
Ihre ersten Verhandlungen hatten sie nach Feierabend jeweils noch ziemlich beschäftigt. «Heute hingegen weiss ich am Abend manchmal gar nicht mehr, was am Morgen verhandelt worden ist.»

Ein besonderes Merkmal, das ihr Job fordere, sei Flexibilität. «Eigentlich muss man die ganze Zeit abrufbereit sein; dabei kommt man nicht einmal auf zehn Stellenprozent», bemerkt sie. Aber Arbeit im eigentlichen Sinne sei es für sie ja gar nicht gewesen. «Ich bin die meiste Zeit auf meinem Stuhl gesessen und habe gewartet.»
Doch als Gerichtsweibelin hatte Meieli Schwab noch andere Aufgaben. Vor der Verhandlung lüftete sie den Saal und stellte Namensschilder und Schreibzeug für die Richter bereit. Nach der letzten Sitzung des Tages war sie es, die das Licht im Saal ausmachte.

Auch Babysitten gehört dazu

Mitunter gab es für Meieli Schwab spezielle Einsätze. So hatte sie öfters während einer Verhandlung die Kleinkinder von Angeklagten oder Zeugen gehütet; insbesondere bei Adoptionsfällen. Und zu Beginn ihrer Karriere musste sie auch den Teppichversteigerungen im Hotel Enge beiwohnen. «Auch da konnte mir niemand genau sagen, was ich dort überhaupt soll», sagt sie. Allenfalls hätte sie vermitteln müssen, wenn sich zwei Bieter nicht einigen konnten. «Zum Glück ist aber nie etwas passiert», stellt sie heute erleichtert fest.

Die Verhandlung in Nant

Alles in allem hat Meieli Schwab in den zehn Jahren beinahe 1000 Gerichtsfälle erlebt. In den ersten fünf Jahren vor allem viele Scheidungen – manchmal sieben pro Tag. Nach der Änderung des Scheidungsrechts ab dem Jahr 2000 habe die Gesamtanzahl Verhandlungen zwar abgenommen, dafür hätten diese im Schnitt länger gedauert.

Besonders in Erinnerung ist ihr der Fall zur Schiesserei in der Altstadt von Murten. Wegen des grossen Publikumsaufmarsches wurde die Verhandlung in die Turnhalle von Nant verlegt. Am zweiten Tag sei dort plötzlich die angrenzende Schule geschlossen worden – aus Angst vor Racheakten der beteiligten Clans.

Nachfolge ist geregelt

Die Nachfolge von Meieli Schwab am Gericht wurde intern geregelt. Eine Sekretärin wird zukünftig als Weibelin amten – allerdings nur noch am Strafgericht, wo in der Regel viele Zeugen vorgeladen sind.

Meieli Schwab hingegen wird sich noch mehr ihrer Lieblingsbeschäftigung widmen: dem Spielen mit ihren vier Grosskindern.

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