Autor: Anton Jungo
Brünisried «Nein, ich wüsste nicht, wann ich das letzte Mal ein Buch gelesen habe», meint Josef Zbinden-Delaquis auf die Frage, woher er seine Ideen nehme. Beim Lesen seines Buchs «Veilchen am Dornbusch» bekommt man den Eindruck, dass er viel lesen müsse.
Während 40 Jahren war der Kleinbauer auch Viehinspektor von Brünisried. Das führte dazu, dass die Bauern zu ihm nach Hause kamen, um Scheine für den Verkauf von Tieren zu holen. «Sehr oft ist es nicht beim Ausfüllen der Scheine geblieben. Man ist noch ein wenig zusammengesessen und hat erzählt», erklärt er. Er erinnert sich an ältere Bauern, die wahre Erzähltalente waren.
Als Viehinspektor hatte er auch häufig Kontakt mit Tierärzten: Berufsleute, die weit herumkommen und ihre Beobachtungen machen. Auch sie verweilten gerne bei Zbindens im Hinterdorf. Etwas von dieser herzlichen Gastfreundschaft durfte am Donnerstag auch der FN-Journalist erleben.
Notiert und verfremdet
Josef Zbinden hat das Gehörte notiert und zu Gedichten und Geschichten verarbeitet. Sie behandeln Besinnliches (Dornbusch) und Humorvolles (Veilchen). «Ich habe aber immer versucht, vor allem die lustigen Seiten des Lebens festzuhalten», hält er fest. Er hat die Stoffe verfremdet, so dass sich kaum jemand direkt betroffen fühlen dürfte. Er schreibt seine Texte zuerst handschriftlich nieder und tippt sie dann mit der Schreibmaschine ab.
Besondere Impulse verlieh ihm der Schlaganfall 1991. «Er lehrte mich, etwas zu unternehmen, sonst wäre ich verloren gewesen», erklärt er. Seine Kinder und Grosskinder animierten ihn dazu, seine Texte in einem Buch zu veröffentlichen.
Im Verlauf des Gesprächs wird deutlich, dass Josef Zbinden die Liebe zum Schreiben schon früh entdeckt hat. Während fünf Jahren sei Meinrad Schaller – der bekannte Mundartdichter – in Brünisried sein Lehrer gewesen. Dieser habe in der Schule selber Geschichten vorgetragen, die Schüler aber auch zum Schreiben angehalten.
Josef Zbinden verfasst seine Texte in Standarddeutsch. «Allerdings in der Orthographie, wie ich sie von der Primarschule her kenne», präzisiert er. Er hat sich auch schon in Mundart versucht. «Die ist aber noch viel schwieriger zu schreiben», meint er.
Auch kleine Theaterstücke
Im Verlauf des Gesprächs verrät er, dass er sich auch schon mit kleinen Theaterstücken versucht hat. Er erinnert sich, dass er einmal bei einer Weihnachtsaufführung der Jungmannschaft das Christkind habe spielen sollen. Das war für den jungen Mann offensichtlich doch zu viel. «Ich griff zur Feder und habe selber Theaterszenen geschrieben», erzählt er. Ob er diese aufbewahrt hat, kann er sich nicht mehr erinnern. Im Laufe der Jahre hat er offensichtlich – leider – viele seiner Arbeiten dem Feuer übergeben.
Josef Zbinden-Delaquis: Veilchen am Dornbusch. Gedichte und Erzählungen. Rotex-Service Freiburg 2009. 184 Seiten. Das Buch kann beim Autor, Tel. 026 419 13 21, oder bei Rotex-Service erstanden werden.