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«Ich habs genommen, wie es kam»

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«Ich habs genommen, wie es kam»

Hebamme Rosa Andrey wird heute 90 Jahre alt

Rosa Andrey hat einem Grossteil der heutigen Plasselber Bevölkerung auf die Welt geholfen. Die heute 90-Jährige erzählt aus ihrer langjährigen Tätigkeit als Hebamme. Von sich selbst sagt sie, sie sei eine «fixfertige» Plasselberin.

Von IMELDA RUFFIEUX

«Es war alles ganz einfach, noch nicht so modern wie heute. Wir haben ganz einfach gelebt und sind trotzdem gut durchgekommen», fasst Rosa Andrey ihre Kindheit zusammen. So einfach war es wohl nicht, musste der Vater Eugen Andrey als Schuster und Zimmermann die siebenköpfige Familie durchbringen. Deshalb sei sie das Arbeiten von klein auf gewöhnt gewesen.

«Alles von Hand»

Eigentlich wollte sie Näherin werden. Als jüngstes Kind habe es aber damals geheissen: Geld verdienen. Auf verschiedenen Höfen half sie auf dem Feld und im Haushalt und hatte schon da viel mit Müttern und Kindern zu tun. Sie erinnert sich zum Beispiel noch an die vielen Waschtage, die vor allem bei kinderreichen Familien zu einem Grosseinsatz wurden. «Und natürlich alles von Hand», erzählt sie. Der Lohn betrug damals 25 Franken im Monat mit Kost und Logis.

Die «zwäge» Frau, die heute ihren 90. Geburtstag feiert, hat ein bemerkenswert gutes Gedächtnis. Das zeigt sich nicht nur, wenn sie von ihren neun Enkeln und sieben Urenkeln erzählt: Joshua, der jüngste, ist knapp dreieinhalb und Toni, der älteste, wird dieses Jahr 12-jährig. Vor allem, wenn Rosa Andrey von ihrer Zeit als Hebamme erzählt, wird dem Zuhörer eine Welt eröffnet, die heute kaum mehr vorstellbar ist.

Eine einjährige Ausbildung

Schon ihre Mutter hatte anderen Frauen bei der Geburt geholfen und da gute Hebammen zu der Zeit Mangelware waren, drängte sie die Tochter zu diesem Schritt. In der «Maternité» in Freiburg hat sie eine einjährige Ausbildung absolviert. Angefangen mit dem Putzen des Gebär- saals bis zur richtigen Geburtshilfe erinnert sich Rosa Andrey an eine schwierige Lehrzeit.

Bei jedem Wetter unterwegs

Danach begann gleich der Ernstfall. Das war 1939. Das Telefon war damals nicht sehr verbreitet. Wer ihre Dienste in Anspruch nehmen wollte, schickte einen Boten, oft der werdende Vater. «Die Leute von weiter weg haben auf der Post angerufen. Manche kamen mich mit dem Fuhrwerk abholen, denn Autos gab es wenige.» Nach St. Silvester, zum Beispiel, ist sie viele Male zu Fuss oder mit dem Velo gegangen. Damals gab es den Steg über die Ärgera aber noch nicht, so dass sie den mühsamen Umweg übers Roggeli auf sich nehmen musste. Neben Plasselb und St. Silvester half sie auch bei Geburten in Brünisried, Rechthalten sowie Giffers und Tentlingen.

Der alte Bäcker Zbinden habe ihr oft als Chauffeur gedient, erinnert sie sich. Trotzdem hat sie natürlich bei ihren Gängen alle denkbaren Wetterlagen erlebt. «Da gab es schon mal eine Erkältung, aber zum Glück hatte ich eine gute Gesundheit», sagt sie.

Glücklich,
wenn Mutter und Kind wohlauf

Etwa 750 Geburten dürften es im Laufe der Jahre geworden sein, hat sie mal nachgerechnet. Manchmal wurde es zeitlich eng, sie kam auch zu spät und manchmal habe sie stundenlang gewartet, erinnert sie sich. Wenn alles gut gegangen ist, wenn Mutter und Kind nach der Geburt gesund waren, das war das Schönste für sie. Noch heute ist sie dankbar, dass bei den vielen Geburten nur ein einziges Kind im Kindbett gestorben ist.

Kinder zur Taufe getragen

Von vielen «ihrer» Kinder hat sie den Lebensweg weiterverfolgt. Von einigen Familien wusste sie jahrelang die Namen der Kinder und die Reihenfolge ihrer Geburt. Bei manchen hat sie sogar deren Kinder wieder auf die Welt geholfen. Viele der Bébés hat sie damals auch zur Taufe getragen. «Wenn die Mutter noch im Kindbett lag, ging es mit den Gvatterlüt (Taufpaten) zum Pfarrer. Ich trug dann das Kind in die Kirche», erzählt sie vom damals üblichen Brauchtum.

«Ich habs genommen, wie es kam», schildert sie ihre Erinnerung. Ferien lagen fast nie drin. 1940 hat sie ihren Mann Alfons geheiratet und mit ihm zwei Mädchen und zwei Buben aufgezogen. Er besorgte eine kleine Landwirtschaft und arbeitete als Gemeindearbeiter und Wegknecht. Oft sei sie die ganze Nacht fort gewesen und habe dann am morgen nahtlos den eigenen Haushalt besorgt.

Enkelkinder auf
die Welt gebracht

Als Rosa Andrey 1971 ihre Tätigkeit nach 32 Jahren aufgab, gab es auch eine Trendwende: die Zahl der Hausgeburten ging zu Gunsten der Spitalgeburten zurück. In ihrer eigenen Familie sind sehr viele Kinder Zuhause auf die Welt gekommen – sechs ihrer Enkelkinder hat sie selbst auf die Welt geholfen.

Auf die Frage, ob sie etwas anders machen würde, meint Rosa Andrey: «Ich möchte nicht noch einmal
von vorne anfangen.» Nach ihrer Pensionierung konnte sie es etwas geruhsamer nehmen. Von ihrem ersten Altersgeld habe sie ein «Muneli» gekauft, um es zu mästen, erzählt sie.

Einmal die Woche
zum Jass

Vor zwölf Jahren hat sie ihren Gatten verloren und musste auch bereits zwei Kinder zu Grabe tragen. Und auch sie selbst musste sich mit einem Krebsleiden auseinander setzen. Es geht ihr aber heute recht gut. Sie führt den Haushalt noch ganz allein und ist für kleine Dinge dankbar, zum Beispiel, jeden Tag aufstehen zu können. «Gesundheit geht über alles», sagt sie. Rosa Andrey ist sehr munter, geht einmal pro Woche zum Jassen und nimmt auch regelmäs-
sig den rund ein Kilometer langen Weg ins Dorf zum Einkaufen auf sich.

Den 90. Geburtstag, der auf heute Freitag fällt, wird sie im Rahmen eines Familientreffens am kommenden Sonntag, zu dem sich die verstreut lebenden Verwandten zusammenfinden wird, feiern.

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