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«Ich kann auch einmal laut werden»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Matthias Fasel

Hans Kossmann, Sie haben als Assistenztrainer mit Genf und Bern schon oft gegen Freiburg gespielt. Was haben Sie Ihren Spielern jeweils gesagt, wie sie gegen Gottéron spielen sollen?

Bei den Auswärtsspielen in Freiburg haben wir den Spielern jeweils gesagt, dass sie irgendwie die ersten zehn Minuten überstehen sollen, wegen des frenetischen Publikums. Zudem haben wir die Anweisung gegeben, das Spiel in den Banden zu kontrollieren und die Scheibe hinter das Freiburger Tor zu spedieren, um die Verteidiger in ihrer eigenen Zone zu halten.

Wo sehen Sie heute die wichtigsten Baustellen im Team?

Die Verteidigung und das physische Spiel waren in den letzten Jahren sicher nicht die Stärken Gottérons. Das sollte nun mit den Verpflichtungen von Michal Barinka, Tristan Vauclair und Jan Cadieux korrigiert sein. Wichtig ist nun, den Spielern einzuverleiben, dass sie jeden Tag als Wettbewerb betrachten. Ich will jeden Tag Leistung sehen und lege deshalb viel Wert auf Trainingsintensität. Die Spieler sollen auf demselben Leistungsniveau trainieren, wie sie anschliessend spielen. Das gibt ihnen auch das nötige Selbstvertrauen.

Das klingt, als ob die Spieler bis anhin verwöhnt waren und von Serge Pelletier zu wenig gefordert wurden.

Sagen wir es so: Es herrschte in Freiburg allgemein schnell eine gewisse Zufriedenheit. Natürlich darf man sich auch einmal auf die Schulter klopfen, wenn es gut läuft – aber nicht zu lange. Jeder in der Liga weiss, dass Freiburg an einem guten Tag fast unschlagbar ist. Aber das nützt nichts. Wichtig ist, dass wir nun deutlich konstanter werden.

Wie wollen Sie das bewerkstelligen?

Das führt wiederum über die Trainingsgewohnheiten. Das Training muss von der ersten Minute an streng und intensiv sein. Ich erwarte, dass jeder Spieler 45 Minuten vor dem Training bereits mit Einwärmen beginnt, damit er von der ersten Minute an zu 100 Prozent bereit ist. Den Spielern wird dies langsam, aber sicher klar. Ich habe seit Beginn des Eistrainings bereits eine enorme Steigerung beobachten können.

Wie würden sie ihre Spielphilosophie beschreiben?

Auf jeden Fall erwarte ich leidenschaftlichen Einsatz. Zudem ist Lauffreudigkeit in meinen Augen im heutigen Eishockey sehr wichtig. Ob man dann eher ein offensiver oder ein defensiver Trainer ist, ist im modernen Eishockey schwierig zu sagen, da schlicht beides vorhanden sein muss, um erfolgreich zu sein. Aber sicher werden wir eher ein Team sein, das versuchen wird, seinen Gegner unter Druck zu setzen.

Das scheint auch zu Freiburgs Spielermaterial zu passen. Mit Jeannin/Rosa, Bykow/Sprunger und Dubé/Gamache haben Sie sechs der offensiv stärksten Spieler im Team auf drei Linien verteilt. Das sieht nach einer sehr offensiven Ausrichtung aus.

Das sind nun einmal die Spieler, die wir haben. Auffällig ist, dass wir mit Christian Dubé, Andrei Bykow und Sandy Jeannin drei hochtalentierte Center in unseren Reihen haben. Als Spieler wäre ich sehr glücklich gewesen, neben einem dieser Center aufzulaufen. Alle drei werden aber genau gleich auch in der eigenen Zone helfen müssen, wie das für alle Spieler gilt. Hinten aushelfen kann jeder, das ist nur Einstellungssache. Wichtig wird sein, dass wir auch in Überzahl und Unterzahl stark sind. Denn in der Schweiz fallen immer weniger Tore beim Spiel fünf gegen fünf, was übrigens ein Beweis dafür ist, dass Niveau und Intensität in der Liga gestiegen sind.

Die offizielle Zielsetzung des Clubs ist eine Top-5-Klassierung. Wie realistisch ist es, dieses Ziel zu erreichen?

Es ist realistisch, aber keineswegs selbstverständlich. Davos ist für mich weiter die klare Nummer eins. Dann haben auch Bern und Kloten sehr gute Teams, Zug und Genf sind sehr solide. Und Lugano und Zürich haben ebenfalls aufgerüstet und wollen wieder nach vorne. Es ist alles sehr eng beisammen, aber wenn vieles bei uns stimmt, können wir das Ziel erreichen. Ein Blick auf die Rangliste des letzten Jahres zeigt, dass es viel zu tun gibt. Für einen Platz in den Top 5 braucht man rund 25 Siege. Gottéron gelangen letztes Jahr gerade einmal 14.

Sie waren acht Jahre in Genf Assistent von Chris McSorley und in Bern zwei Jahre Assistent von Larry Huras. Was haben Sie von diesen zwei erfahrenen Trainern gelernt?

Chris ist ein hervorragender Motivator. Ich hatte unter ihm viel Verantwortung, weil er sich oft auch um das Business kümmern musste. Ich habe also in erster Linie gelernt, wie man Spieler motiviert, aber nebenbei auch noch, wie man einen Club führt.

Und von Larry Huras?

Larry ist immer exzellent vorbereitet und organisiert. Er hat einen ganz anderen Stil als Chris. Er lässt den Spielern viel mehr Freiheiten und setzt alles daran, eine positive Umgebung zu schaffen. Es hat mir gutgetan, noch eine zweite Arbeitsweise zu sehen.

Nun gilt es für Sie, daraus Ihren eigenen Stil zu kreieren. Wie muss man sich diesen Stil vorstellen?

Klar ist, dass ein Chris McSorley einzigartig ist. Ich werde sicher nicht versuchen, ihn zu kopieren. Aber ich bin sicher auch einer, der eine klare Linie hat und diese auch durchzieht. Ich weiss, dass es für Erfolg harte Arbeit braucht. Ich werde an der Bande wohl emotionaler sein als Larry Huras. Ich kann durchaus auch einmal laut werden.

Das klingt, als stünde Ihnen Chris McSorley doch näher als Larry Huras.

Nein, ich würde mich in der Mitte ansiedeln.

In den letzten Jahren gab es bei Gottéron wiederholt Spannungen im Team. Wie wollen Sie das dieses Jahr, in dem mehr Häuptlinge denn je in der Kabine sitzen, verhindern?

Mit Siegen, das ist immer noch das beste Mittel. Nein, im Ernst, ich will auf jeden Fall für ein positives Klima sorgen. Ich spreche viel mit den Spielern. Wie will man bei über 20 Spielern sonst wissen, was ihnen unter den Nägeln brennt? Ich picke deshalb bei jedem Training ein, zwei Spieler raus, um Einzelgespräche zu führen. Heutzutage muss man kommunikativ sein. Ich würde mich selbst als Menschenkenner bezeichnen. Früher waren die Trainer im Umgang mit den Spielern oft knallhart. Das funktioniert heute auf Dauer nicht mehr. Man muss manchmal auch probieren, ihnen zu helfen und ein bisschen Druck von ihnen zu nehmen. Aber ich glaube kaum, dass es dieses Jahr zu Spannungen kommen wird. Es hat einige Wechsel im Team gegeben. In meinen Augen sind alle Verbliebenen nicht nur gute Eishockeyspieler, sondern auch charakterlich auf der Höhe und hart arbeitende Menschen.

Karriere: Viele Erfolge als Spieler und als Assistenztrainer

Auf die Frage, wie er selbst seinen Charakter beschreiben würde, öffnet Hans Kossmann ein Mäppchen, schaut kurz auf ein Blatt Papier und antwortet: «Unnachgiebig.» Es ist ihm wichtig, dieses Bild von sich zu vermitteln. Deshalb ist es eines der Wörter, das er sich auf Deutsch und Englisch auf einen Spickzettel geschrieben hat. Die Tatsache selbst, dass er sich derart minutiös auf Interviews vorbereitet, zeigt gleichzeitig einen weiteren Charakterzug Kossmanns: Er ist ein Perfektionist. Etwas, das im Allgemeinen den Schweizern nachgesagt wird. Der 49-Jährige Doppelbürger sagt deshalb: «Ich fühle mich je länger, je mehr als Schweizer.» Aufgewachsen ist Kossmann jedoch in einem kanadischen 1000-Seelen-Dorf namens Smithers, rund 1000 Kilometer von Vancouver entfernt. Dass er ziemlich gut Deutsch spricht, hat damit zu tun, dass sein Vater in Schaffhausen aufgewachsen und erst mit 23 nach Kanada ausgewandert ist.

Mit 22 in die Schweiz

In das Heimatland seines Vaters kehrte Hans Kossmann dann als 22-Jähriger zurück. Er hatte in einer kanadisch-schweizerischen Zeitung ein Inserat eines Spieleragenten gesehen. Und wie für so viele Leute in British Columbia war Eishockey für den gelernten Tiefbauvermesser eine grosse Passion. So lief er im Trikot von Genf Servette in der Saison 1985/86 erstmals in der Schweiz auf. Es war alles andere als ein Start nach Mass. Nach nur sieben Spielen ging der damalige NLB-Club Konkurs. Mit Küssnacht, Dübendorf, Bülach, Rapperswil und Lausanne pendelte er danach zehn Jahre lang zwischen NLB und 1. Liga. «Ich bin ein bisschen spät in die Schweiz gekommen. Mit 18 wäre wohl besser gewesen. So habe ich einige Lehrjahre verpasst, die ich nie mehr aufholen konnte», sagt Kossmann. Doch er habe stets das Maximum aus seinen Möglichkeiten herausgeholt. «Für die NLA hat mein Talent nicht gereicht. Doch als harter Arbeiter konnte ich meinen Teams stets helfen. Immerhin bin ich in dieser Zeit dreimal aufgestiegen.»

«Mehr als bereit»

Seine Trainerkarriere begann dann 1995/96 in Ajoie. Er sprang dort für Doug McKey ein, der nach Lausanne wechselte, und führte die Jurassier als Interimstrainer gleich von der 1. Liga in die NLB. Headcoach war er danach unter anderem noch in Siders. Einen Namen gemacht hat er sich im Schweizer Eishockey jedoch in erster Linie als Assistenzcoach. In sieben Jahren in Genf schaffte er als Assistent von Chris McSorley unter anderem den Aufstieg in die NLA und stiess 2008 bis in den Playoff-Final vor. Anschliessend machte er ein Jahr Pause. «Ich wusste nicht genau, in welche Richtung ich mich weiterentwickeln wollte.» So verweilte er ein Jahr mit seiner Frau in Kanada und baute dort seine zwei Häuser um – eine seiner grossen Passionen. Als schliesslich der Anruf aus Bern kam, kehrte er zurück in die Schweiz und wurde 2010 als Assistent von Larry Huras mit dem SCB Schweizer Meister.

Nun also folgt der nächste Schritt: eine Aufgabe als Headcoach in der NLA. Seine Weggefährten zweifeln nicht dran, dass Kossmann erfolgreich sein wird: «Trotz seiner mangelnden Erfahrung wird er auf Anhieb besser sein als die Hälfte der NLA-Trainer. Er ist ein geborener Wettkämpfer. Er ist ein gewiefter Taktiker und grosser Kenner des Schweizer Eishockeys. Er weiss über jeden NLA-Spieler bescheid, über die Stärken, die Schwächen, alles», liess sich McSorley kürzlich in der Zeitung «La Liberté» zitieren. Und Larry Huras meinte: «Er bereitet jeden Match minutiös vor. Er war jeweils immer früh in der Eishalle und ging oft sehr spät wieder nach Hause.»

Wie sieht es Kossmann selbst? Gibt es Momente, in denen er Angst vor seinem neuen Job hat? «Nein, ich fühle mich wirklich mehr als bereit für diesen Schritt. Zudem bin ich grundsätzlich eher ein Optimist. Ich hatte als Spieler und Assistenztrainer viel Erfolg. Wieso sollte sich dies plötzlich ändern?» fm

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