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«Ich mache das, weil ich komplett spinne»

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Als der Freiburger Künstler Hafis Bertschinger sich einst aufmachte, um nur in Begleitung eines Pferdes den 3000 Kilometer langen Oregon Trail von Gardner (Kansas) bis nach The Dalles (Oregon), quer über die Rocky Mountains, zu bereisen, erklärten ihn viele seiner Freunde für verrückt. Das sei doch gefährlich, sagten sie, er könnte einen Unfall haben oder überfallen werden, und überhaupt könne er ja gar nicht reiten. Doch Hafis Bertschinger liess sich nicht beirren, kaufte in Little Rock (Arkansas), wo er damals arbeitete, ein Pferd namens George, das ihm zum treuen Gefährten werden sollte, und nahm die Reise in Angriff. Vier Monate lang war er unterwegs, genoss die Weiten der Landschaft, machte unzählige Bekanntschaften, zeichnete, fotografierte und schrieb – und veröffentlichte seine Abenteuer später sogar in Buchform.

Immer unterwegs

Diese Reise ist nun 35 Jahre her, Pferd George ist seit 25 Jahren tot, und Hafis Bertschinger feiert im August seinen 85. Geburtstag. Er wird diesen Geburtstag allerdings nicht zu Hause in Freiburg feiern, sondern irgendwo zwischen Kansas und Oregon. Denn er hat sich vorgenommen, den Oregon Trail ein zweites Mal zu bereisen, diesmal in zwei Monaten mit dem Velo, und wieder ganz allein. Freunde hätten ihm angeboten, ihn zu begleiten, sagt er, aber das habe er nicht gewollt. Er wolle frei und unabhängig sein und auf niemanden Rücksicht nehmen müssen. Und wieder habe er zu hören bekommen, dass er verrückt sei und was ihm unterwegs alles zustossen könnte. «Die Leute sehen immer nur Probleme, die vielleicht kommen könnten», sagt er, «aber Probleme habe ich ja auch zu Hause.» Er sei gesund und fit und freue sich, in seinem Alter noch so etwas machen zu können. «Das Leben ist es wert, Risiken einzugehen.»

«Ich mache das, weil ich komplett spinne», sagt er selbst­ironisch. Nur dass das, was für andere Spinnereien sind, für ihn völlig normal ist. «Ich war mein Leben lang immer unterwegs, ich wollte die Welt und die Menschen entdecken und dabei Themen und Geschichten für meine Kunst sammeln.» Seinen Übernamen «Nomadenkünstler» trägt er mit Stolz. Mit Pferd und Esel, mit dem Velo oder dem Zug bereiste er die Welt. Er lebte und arbeitete unter anderem in Afrika, China, Japan, Neuseeland, Dubai und in seinem Heimatland Libanon. Und natürlich in den USA, wo ihn Land und Leute immer besonders angezogen hätten, wie er sagt.

Besonders viele schöne Erinnerungen hat er an seinen Trip auf dem Oregon Trail. Er erzählt davon, als wäre es erst gestern gewesen, erinnert sich an jedes Dorf und jeden Namen, zeigt die Landkarte von damals, auf der jeder Ort entlang des Trails fein säuberlich eingekreist ist, und holt Fotografien aus einer Schachtel, die ihn und sein Pferd George zeigen. «George war ein Heiliger», sagt Hafis Bertschinger. «Er wurde mein Freund, verstand jedes Wort, das ich zu ihm sagte und passte sich meinem Rhythmus an.» Am Ende der Reise liess Bertschinger den Hengst an der Westküste zurück – nicht ohne ihn vorher in einer kleinen Zeremonie zum Ritter zu schlagen. «Ihn zu behalten, hätte ich mir nicht leisten können», sagt er. Er habe George aber später noch zweimal besucht – «und er hat mich sofort wiedererkannt».

Für alles offen

Wie damals hat Bertschinger auch dieses Mal keine grossen Vorbereitungen für die Reise getroffen. Den ganzen Juli und August will er unterwegs sein. Er nimmt nur einen Rucksack mit knapp zehn Kilogramm Gepäck und ein einfaches Ein-Mann-Zelt mit. Ein passendes Velo will er vor Ort kaufen. Speziell trainiert habe er nicht für die lange Fahrt. «Ich werde langsam anfangen und einfach schauen, wie weit ich komme. Ich will schwitzen und mir die Reise verdienen.»

Mit dem Tagebuch von seiner ersten Reise will er sich auf die Suche machen nach Menschen, die er damals getroffen hat – oder nach deren Nachkommen. Nur zwei Begegnungen hat er im Voraus geplant. Alles andere lasse er auf sich zukommen. «Ich erwarte nichts und bin offen für alles. Es ist ein wildes Land, und was passiert, das passiert.» Dennoch hofft Bertschinger, dass ein paar Leute sich noch an den «Swiss Cowboy» erinnern werden. «George und ich sind damals ziemlich berühmt geworden», erzählt er. Das Radio habe berichtet, die Leute in den Dörfern hätten den verrückten Schweizer und sein Pferd schon erwartet, und nicht selten hätten ihn Polizisten angesprochen und ihre Hilfe angeboten.

Aufgeregt sei er nicht, sagt Hafis Bertschinger kurz vor seiner Abreise. Aber er freue sich sehr, dass es jetzt los­gehe. «Ich freue mich auf das Abenteuer, auf die Menschen und auf ihre Geschichten.» Und ganz besonders freut sich der Nomade auf das, was er schon auf der Reise mit George am meisten liebte: «Am Morgen aufzustehen, in Richtung Westen loszuziehen und nicht zu wissen, wo der Tag enden wird.»

Geschichte

Der Oregon Trail und der Goldrausch

Der Oregon Trail zwischen den US-Bundesstaaten Kansas und Oregon ist eine historische Route, auf der um die Mitte des 19. Jahrhunderts Siedler aus dem Osten und der Mitte der USA über die Rocky Mountains in den Westen zogen. Als 1849 der kalifornische Goldrausch ausbrach, entwickelte sich aus dem Oregon Trail der California Trail, der bis über die Rocky Mountains mit der bekannten Route identisch war und danach südlicher verlief. Der Gold­rausch begann, nachdem der Zimmermann James W. Marshall auf dem Land von Johann August Sutter Gold gefunden hatte. Sutter war ein gebürtiger Schweizer, der 1834 in die USA auswanderte und im Sacramento-Tal die Kolonie Neu-Helvetien gründete. Der Goldfund auf seinem Land brachte ihm kein Glück, denn unter dem Ansturm der Goldgräber brachen Recht und Ordnung zusammen und Sutter verarmte vollständig. Der Schweizer Schriftsteller Blaise Cendrars hat die Geschichte von General Sutter 1925 in dem Roman «Gold» verarbeitet – das Buch inspirierte Hafis Bertschinger zu seiner ersten Reise auf dem Oregon Trail.

Seit 1978 ist der Oregon Trail Teil des amerikanischen «National Trails System», das Wanderwege und historische Routen umfasst und vom National Park Service betreut wird.

cs

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