Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Ich mache nicht die Faust im Sack»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: marjolein Bieri

Pascal Giot ist ein offener, lebensfroher Mann. Doch wenn er ausgehen will, ist für ihn fertig lustig: Giot ist wegen einer angeborenen körperlichen Behinderung an den Rollstuhl gebunden und stösst so überall auf Schranken.

Drang nach Autonomie

«Egal was ich mache, es kostet mich mehr Anstrengung als andere», sagt Giot. Spontan weggehen geht nicht. Alleine um in sein Auto zu steigen und den Rollstuhl darin zu verstauen, braucht er zehn Minuten.

Im Coop muss er fremde Leute oder das Personal darum bitten, für ihn etwas aus den oberen Regalen zu nehmen. Bevor er seine Stelle als Sachbearbeiter bei der Mobiliar in Bern fand, musste er über 120 Bewerbungen verschicken. Viele kamen zurück mit der Begründung, das Gebäude sei nicht rollstuhlgängig.

Will er in die Ferien fahren, muss er einen Begleiter engagieren, den er aus eigener Tasche bezahlen muss, wenn dies nicht eine Stiftung übernimmt. «Unter 5000 Franken für zwei Wochen kommt man nicht weg.» Aber alleine zu fahren, sei zu gefährlich. «Egal wo ich bin, immer wieder stosse ich an meine Grenzen und brauche Hilfe.»

«Für mich ist es das Wichtigste, im Alltag so viel wie möglich selbstständig zu bewältigen», erklärt Giot. «Doch bereits eine einzige Stufe stellt ein unüberwindbares Hindernis dar. Man darf sich einfach nicht zu schade sein, Hilfe anzunehmen.»

Vieles wäre jedoch alleine zu schaffen, wenn die Gesellschaft einen Schritt auf die Rollstuhlfahrer zuginge.

Es bräuchte nicht viel

Viele Cafés, Restaurants, Veranstaltungen und Konzerte sind nicht rollstuhlkompatibel. «Plane ich auszugehen, bedingt dies, mich im Voraus zu versichern, dass die Lokalität barrierenfrei ist», sagt Giot. Im Internet, oft auch direkt bei den Verantwortlichen per Mail oder Telefon muss er nachfragen.

Dabei wäre nicht viel nötig, damit auch Rollstuhlfahrer dabei sein können: «Um in ein Gebäude zu gelangen, braucht es einen bodenebenen Eingang oder auch einfach eine Rampe, die selbstständig befahrbar ist.»

Toi-Toi-WC geht nicht

Vor allem die Toiletten seien ein grosses Problem. In einem regelmässigen Intervall von drei Stunden muss er aufs Klo. Ist kein stilles Örtchen vorhanden, das er mit dem Rollstuhl benützen kann, ist er gezwungen, zu Hause zu bleiben.

Genau dies hat Giot auch vor einigen Wochen einen Strich durch die Rechnung gemacht, als er ans Laysa-Openair gehen wollte: Frühzeitig bot er an, im Organisationskomitee mitzuhelfen, den Anlass rollstuhlgängig zu machen. Das OK verzichtete jedoch auf sein Angebot. «In solchen Situationen fühlt man sich ausgegrenzt, schon fast verarscht, denn wenn nichts für die Behinderten gemacht wird, werden diese automatisch ausgeschlossen», bedauert Giot den Vorfall.

«Immer wird davon gesprochen, dass die Behinderten integriert werden müssen. Aber sobald diese Integration mehr als ein, zwei Franken kostet, wird zurückgekrebst», so der Wünnewiler weiter.

Dabei sei das Laysa-Open-air mit 5000 Besuchern ja nicht ein kleiner Anlass. «Ab einer gewissen Grösse sollte es von den Behörden vorgeschrieben sein, dass das Gelände und die Sanitäranlagen rollstuhlfreundlich und barrierefrei sind», meint er. Denn schon zu oft musste er leider erleben, dass kaum ein Veranstalter oder sonstiger Dienstleistungsanbieter bereit ist, ohne Zwang einen solchen Mehraufwand zu leisten.

Er sagt, was er denkt

Von Rückschlägen im Alltag dürfe man sich jedoch nicht runtermachen lassen. Das schlage sonst auf die Psyche.

«Ich gebe keine Ruhe. Mit der Faust im Sack kommt man nicht ans Ziel. Wenn Betroffene offen reden, ist bereits ein wichtiger Schritt zur Verbesserung getan.»

Meistgelesen

Mehr zum Thema