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«Ich suche noch meinen Platz»

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21 Monate sind vergangen, seit sich Volero Zürich aus der Nationalliga A verabschiedet hat. Das Team, gespickt mit zahlreichen internationalen Top-Volleyballerinnen, hat die Schweizer Liga von 2005 bis 2018 dominiert. Nach dem 13. Meistertitel hat Club-Präsident Stav Jacobi seine Spielerinnen nach Cannes umgesiedelt, wo sie nun als Volero Le Cannet in der französischen Ligue A antreten. Vor dem heutigen CEV-Cup-Duell gegen Düdingen (20 Uhr) erzählt der Russe mit Schweizer Pass, was ihn zu diesem Schritt bewogen hat, wie es seinem neuen Volero in Frankreich läuft und weshalb seine Spielerinnen nie mehr in die Schweiz zurückkehren werden.

Stav Jacobi, vor rund eineinhalb Jahren haben Sie mit Volero Zürich dem Schweizer Volleyball den Rücken gekehrt. Weshalb?

So würde ich das nicht sagen. Für mich war das Verlegen des Profi-Teams der einzige Ausweg aus einer sportlichen Sackgasse. Ich selbst und Voleros Nachwuchs sind in der Schweiz geblieben. In der Schweiz ist es mit den vorhandenen Strukturen quasi unmöglich, als Profi-Club im Volleyball zu existieren. Für Volero war es jedes Jahr Pflicht, das Double zu gewinnen. Es hat aber nicht gereicht, um auch die Champions League zu gewinnen. Ich musste mich entscheiden: Entweder ich fahre das Ganze komplett auf null zurück und baue dann etwas auf, das dem Halbprofitum der Schweiz entspricht, oder ich finde anderswo Rahmenbedingungen, unter denen sich das Team, und damit meine ich vor allem die Spielerinnen, weiterentwickeln kann.

 

Wie waren die Reaktionen, als Sie verkündet haben, dass Sie mit Volero nach Frankreich umsiedeln würden?

Es gab unterschiedliche Reaktionen. Einige sagten mir, dass sie unseren Wegzug bedauern würden, weil Volero als Gegner immer für volle Hallen gesorgt habe. Andere waren froh, weil die NLA wieder spannend wurde. Wenn jemand so dominiert wie Volero in der Schweiz, dann ist das schlecht für das eigene Team und den Sport allgemein. Die Konkurrenz drohte an Voleros Übermacht zu ersticken, unser Ausstieg war notwendig. Aber jede Medaille hat zwei Seiten.

 

Was ist die Kehrseite der Medaille?

Unser Wegzug hat im Schweizer Volleyball zu einem markanten Abfall des spielerischen Niveaus geführt. Den Unterschied bemerken in erster Linie die Volleyballspezialisten, den Zuschauern fällt es weniger auf, weil sie keine Vergleichsmöglichkeiten mehr haben. Es gibt in der Schweiz kein Team mehr, das den Leuten vor Augen führt, wie weit die anderen Teams vom internationalen Topniveau entfernt sind. Auf nationaler Ebene hat Voleros Abgang wenig verändert, die Leute gehen nach wie vor an die Spiele. Aber auf internationaler Ebene verliert die Schweiz zunehmend an Bedeutung, erst wegen Voleros Weggang, dieses Jahr mit dem Volley Masters in Montreux, das nicht stattfindet.

 

Wieso haben Sie mit Roche­ville Le Cannet fusioniert und nicht mit einem anderen Verein?

Wir haben mit mehreren Vereinen eine Annäherung geprüft, aber es war nie zufriedenstellend. Wir suchten einen Verein, der schon länger auf hohem Niveau spielt, der eine gute Nachwuchsförderung betreibt und der uns international weiterbringen kann. Bei Le Cannet hat mich das Umfeld überzeugt. Ich hatte den Club drei Jahre lang beobachtet, ehe ich auf ihn zugegangen bin für eine Zusammenarbeit.

Wie haben Sie die Zeiten des Aufbruchs und des Wechsels nach Frankreich erlebt?

Es war und ist mental eine sehr schwierige Zeit für mich. Mit jedem Planungsschritt weg von Zürich habe ich mir ein Stückchen von dem entrissen, was mir über viele Jahre hinweg ans Herz gewachsen war. Aber der Cut war nötig, damit die Spielerinnen ihre sportliche Perspektive erweitern konnten.

 

Und damit Sie den lang gehegten Traum vom Gewinn der Champions League verwirklichen können …

Ich denke, in den Schweizer Medien ist ein etwas verzerrtes Bild von mir entstanden. Ich bin nicht der Stav Jacobi, der seit Jahren verzweifelt versucht, um jeden Preis die Champions League zu gewinnen. Es war nicht immer Voleros oberstes Ziel, die Königsklasse zu gewinnen. In den Jahren 2010 bis 2013 stand für uns das Formen eines nationalen Teams für die Heim-EM im Vordergrund. Erst für die Jahre 2014 bis 2017 hatten wir uns einen Dreijahresplan zurechtgelegt, der den Gewinn der Champions League zum Ziel hatte. Der Plan ist nicht aufgegangen, deswegen bin ich aber nicht frustriert. Wir hatten mehrmals Lospech und haben die Final Four einige Male knapp verpasst, weil wir schon im Viertelfinal gegen den späteren Champions-League-Gewinner antreten mussten.

 

Der Gewinn der Königsklasse ist aber nach wie vor Ihr Ziel?

Die Champions League zu gewinnen, ist das ultimative Ziel. Wann, wo und mit wem das geschehen soll, ist aber gänzlich offen. Man muss Schritt für Schritt gehen und warten, bis die Zeit reif ist. Dafür muss der europäische Volleyballverband CEV aber erst seine veralteten Strukturen anpassen.

 

Können Sie das erklären?

Ich denke, dass Volleyball die einzige olympische Sportart ist, bei der nicht definiert ist, was der Profisport beinhaltet. Solange wir keinen Status von Profi-Spielerinnen und Clubs definiert haben, solange die Verträge zwischen Spielern und Clubs von Sportverbänden nicht respektiert werden und solange die Clubs als einzige Unternehmen im Sport von CEV nicht als Partner anerkannt werden, so lange sieht die Zukunft des Spitzenvolleyballs düster aus. Ich hoffe, dass neue und jüngere Kräfte, die auf Modernisierung setzen, die Führung des CEV übernehmen. Bis dahin haben wir keine Champions League, die unternehmerisch Sinn macht und für deren Gewinn es sich lohnt zu investieren.

 

Wie hat sich Ihr Leben durch den Umzug von Volero nach Le Cannet verändert?

Ich wohne weiterhin in Zürich und bin dadurch weiter weg vom Geschehen. Ich nehme praktisch keinen Einfluss bei Le Cannet. Das ist für mich eine ungewohnte Rolle und ich suche noch meinen Platz. Wohl auch deswegen spüre ich persönlich noch wenig Begeisterung. Emotional bin ich wie eingefroren. Als Sportler ist man von Emotionen getrieben, wenn diese weg sind, fragt man sich schon, weshalb man das alles macht.

 

Wie haben Sie das erste Jahr mit Volero Le Cannet erlebt?

Sportlich war es aus verschiedenen Gründen schwierig. Im Cup mussten wir zwei Tage nach unserer Rückkehr aus China bereits wieder spielen. In einer so kurzen Zeit war keine Erholung möglich, das Ausscheiden im Cup unvermeidbar. Wir haben es aber locker genommen, weil es keine faire sportliche Niederlage war. Im europäischen Challenge Cup haben wir im Halbfinal gegen den späteren Gewinner Monza erst im Golden Set verloren, dafür hat das Team Respekt verdient. Das Scheitern in der Meisterschaft im Playoff-Halbfinal gegen Cannes hat allerdings geschmerzt, weil wir eine schlechte Leistung gezeigt haben.

 

Aktuell liegt Ihr Team in der Ligue A auf Rang 5. Sind Sie zufrieden damit?

Es läuft noch harzig, aber das ist gut so. Mit Laura Koutsogiannakis (ledig Unternährer, Red.) hat uns im Sommer die letzte Spielerin verlassen, die Volero in den vergangenen Jahren zu ihrem Lebensmotto gemacht hatte. Die jetzigen Teammitglieder haben keine emotionale Bindung zu Volero und müssen diese erst aufbauen. Das Ganze muss langsam wachsen, damit wir in ein paar Jahren ein Team haben, das europäische Spitzenklasse verkörpert.

 

Wo liegt das heutige Team von Le Cannet spielerisch im Vergleich zu Volero Zürich?

Le Cannet ist momentan schwächer einzustufen als seinerzeit das beste Volero Zürich. Das Budget des Vereins liegt aktuell auch deutlich unter jenem des damaligen Zürcher Teams.

 

Ihr Team ist dennoch grosser Favorit im Spiel gegen Volley Düdingen …

Nimmt man den Trainingsaufwand, die finanziellen Verhältnisse und die Qualität der Spielerinnen als Referenz, dann ist Le Cannet sicherlich Favorit. Unser Team tritt allerdings auswärts mental labil auf. Es gibt keine Garantie dafür, dass wir gegen Düdingen keinen Kurzschluss erleiden.

 

Was sind die sportlichen Ambitionen von Le Cannet in dieser Saison?

Auf nationaler Ebene ist die Finalteilnahme in der Ligue A und im Cup das Ziel. Im CEV-Cup wäre der Final schön, für den Sieg dürfte es eher eng werden.

 

Besteht die Möglichkeit, dass Sie eines Tages mit Volero in die NLA zurückkehren?

Dass Volero dereinst als reines Profiteam in die NLA zurückkehrt, ist ausgeschlossen. Da müssten sich die Rahmenbedingungen schon grundlegend verbessern. Hingegen ist es nicht ausgeschlossen, dass Volero als Nachwuchsteam in die NLA zurückkehrt, mit einer gesunden Mischung aus Halbprofitum. Etwas Vergleichbares haben wir übrigens schon vor zehn Jahren einmal gemacht.

CEV-Cup-Achtelfinal

Düdingens Wiedersehen mit Volero

Die Europacup-Hauptprobe ist den Power Cats am Sonntag mit dem klaren 3:0-Sieg gegen Val de Travers bestens gelungen. Im CEV-Cup-Achtelfinal treffen die Düdingerinnen heute (20 Uhr) in Südfrankreich allerdings auf einen Gegner mit ganz anderem Format: Volero Le Cannet. Das Team rund um den ehemaligen Volero-Zürich-Präsidenten Stav Jacobi gehört zu den Top-Teams der starken französischen Ligue A. Auch wenn es derzeit nach rund zwei Dritteln der Meisterschaft nur den 5.  Platz belegt, liegt die Favoritenrolle laut Düdingens Trainer Dario Bettello doch klar bei den Französinnen. «Volero Le Cannet ist ein sehr attraktiver Gegner. Gegen ein solches Team spielen zu dürfen, macht Freude. Allerdings sind unsere Chancen auf ein Weiterkommen minim.»

Anlaufschwierigkeiten überwunden

Zu Beginn der Saison habe Le Cannet mit seinem neuen Trainer Lorenzo Micelli und dem neuen Spielsystem einige Startschwierigkeiten gehabt, weiss Bettello. «Die sind inzwischen überwunden, und das Team spielt regelmässig auf hohem Niveau.» In Acht nehmen müssen sich die Power Cats insbesondere vor der Diagonalspielerin Anna Lazareva. Die 192  cm grosse Russin hat in den letzten zehn Meisterschaftspartien durchschnittlich 22 Punkte für Le Cannet erzielt. Im letzten Spiel brachte es Lazareva gar auf beeindruckende 31 Punkte. Düdingens Block ist gewarnt. «Wir haben nicht den Anspruch, gegen Le Cannet zu gewinnen», sagt Bettello. «Wir setzen uns kleine und individuelle Ziele. So versuchen wir, weniger Blockpunkte zuzulassen als der Gegner.»ms

 

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