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«Ich übe im Zug und auch am Flughafen»

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Mit einem grossen schwarzen Volvo fährt Bruno Schneider in Murten vor. Er trägt eine kurze Sommerhose, ein weisses T-Shirt und Sandalen–so wie jedermann halt. Mitgenommenhat er seinen zehnjährigen,gehbehinderten Sohn. Schneider ist auf der Durchfahrt von Genf, wo er ein Haus hat, nach Basel, wo er wohnt. Murten kenne er gut, und er schwärmt gleich von der schönen Altstadt. Hier Artist in Residence zu sein sei eine grosse Ehre.

 

 Bruno Schneider, was darf und kann ein Artist in Residence der Murten Classics?

Ich trete in Murten drei Mal auf und kann die Werke bestimmen. Auch wähle ich meine Partner selber aus.

 

 Sie sind morgen Donnerstag Solist am Eröffnungskonzert. Doch zum Plaudern bleibt Ihnen nach dem Auftritt keine Zeit. Warum?

Ich muss nach dem Konzert sofort heim nach Basel, da ich am Tag darauf nach Japan fliege und um sechs Uhr in Zürich am Flughafen sein muss. Ich bin zehn Tage in Japan, wo ich an einem Festival in Hiroshima mehrere Konzerte gebe.

 

 Als Professor an den Musikhochschulen Genf und Freiburg im Breisgau haben Sie zurzeit Ferien. Doch Ihr Programm scheint gedrängt zu sein?

Nebst den Konzerten inMurten spiele ich in Japan Hornkonzerte von Mozart und Haydn. Es sind insgesamt sieben Werke, die ich in einem Monat einstudieren muss. Das ist viel, da ich sie alle auswendig spiele.

 

 Das braucht Disziplin, und die haben Sie. Seit jungen Jahren üben Sie jeden Tag eine bis drei Stunden. Auch am Sonntag und in den Ferien. Wie machen Sie das?

Mit dem Dämpfer. Da kann ich überall üben. Im Zug und am Flughafen. Ich suche mir jeweils eine stille Ecke. Auch kürzlich in den Ferien in der Türkei habe ich mich jeden Tag für eine Stunde in den Wald zurückgezogen. Üben ist für mich so selbstverständlich wie Essen und Schlafen.

 

 So ein Leben setzt eine gute körperliche Verfassung voraus. Anfang August kamen Sie ja erst von einer Tournee aus den USA zurück.

Die Gesundheit habe ich.Ich kann auf Knopfdruckschlafen. Überall und zu jeder Zeit. Das ist ein grosses Glück.

 

 Auf Ihren Konzertreisen lernen Sie die Welt kennen und begegnen spannenden Menschen. Ist es ein Privileg, ein solches Leben zu führen?

Ja, schon. Doch bin ich kein Tourist, Ausflüge liegen nicht drin. In Hiroshima zum Beispiel komme ich am Samstag um 14 Uhr an, habe dann gleich um 16 Uhr das erste Treffen und am Abend Probe. Eines Tages aber werde ich ohne Horn reisen. Doch diemenschlichen Begegnungenauf meinen Reisen sind eine grosse Bereicherung. Mittlerweile habe ich auf der ganzen Welt gute Freunde. In der Türkei habe ich auch meine Frau kennengelernt. Sie hat in Freiburg Mathematik studiert und unterrichtet heute am Gymnasium in Muttenz.

 

 Im Alter von neun Jahren haben Sie das Instrument entdeckt. Gab es ein Schlüsselerlebnis?

Als Siebenjähriger bekam ich ein Clairon. Und es stellte sich heraus, dass ich mit der Lippenvibration grosse Leichtigkeit hatte. Als ich neun war, kam der berühmte deutsche Hornist Hermann Baumann mit der Münchner Philharmonie nach La Chaux-de-Fonds und spielte ein Hornkonzert von Mozart. Ich war am Konzert, und da wusste ich, dass ich so Horn spielen möchte wie er. Am Konservatoriumfand ich mit Robert Faller,dem damaligen Direktor, einen wunderbaren Lehrer undMentor. Damals studierten wenige Horn. Das war auch ein Plus für eine Karriere.

 

 Einen Starmusiker sollte man nicht nach einem Lieblingskomponisten fragen. Aber ich habe den Eindruck, dass Sie Mozart lieben?

Stimmt. Mozart hat Instrumentalwerke geschaffen wiefür eine Singstimme. Und daher ist jedes der vier Hornkonzerte eigentlich eine kleine Oper. Die Konsonanten, die Vokale, alles ist da.

 

 Morgen Donnerstag spielen Sie mit drei Hornisten, die einst bei Ihnen studiert haben, Schumanns Konzertstück für vier Hörner. Ein anspruchsvolles Werk. Wie sieht so ein Konzerttag aus?

Am Vormittag ist Generalprobe, und nachmittags schlafe ich zwei, drei Stunden. Dann befasse ich mich vorab mit den schwierigen Stellen, spiele mich ein und kontrolliere das Instrument, um technische Pannen zu vermeiden.

 

 Dirigent Daniel Barenboim sagte kürzlich in einem Interview, dass er auf der Bühne spüre, ob sich das Publikum langweile oder konzentriert sei. Spüren Sie das auch?

Bei einer guten Akustik ja. Man erlebt viel Unterschiedliches. In Russland zum Beispiel ist das Publikum völlig undiszipliniert, schwatzt und telefoniert. Auch die Amerikaner sind kein gutes Publikum. Dafür aber die Japaner, sie sind die besten. Und wie es in Murten ist, werde ich bald wissen.

Zur Person

Norbert Moret widmete ihm ein Hornkonzert

Der 57-jährige Bruno Schneider ist in La Chaux-de-Fonds aufgewachsen und trat mit neun Jahren ins Konservatorium ein. Nach dem Diplom studierte er an der Musikhochschule Detmold, wo er 1981 das Konzertdiplom erlangte. Zudem hat er auch Gesang studiert. Der Berufsmusiker war Solohornist im Orchester der Oper Zürich, im Sinfonischen Orchester des Bayerischen Rundfunks und im Orchestre de la Suisse Romande. Von 2003 bis 2012 spielte er im renommierten Lucerne Festival Orchestra unter der Leitung von Claudio Abbado. Nebst weltweiten Auftritten als Hornsolist ist Schneider Professor an den Musikhochschulen Genf und Freiburg im Breisgau. Praktisch alle ersten Hornisten in Schweizer Orchestern waren seine Schüler. Der Freiburger Komponist Norbert Moret widmete ihm ein Hornkonzert. Für renommierte Plattenfirmen hat Schneider über 20 CD aufgenommen. Er ist verheiratet, Vater von drei Kindern im Alter zwischen zehn und 20 Jahren und wohnt mit seiner Familie in Basel.il

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