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«Ich war nie eine Fahne im Wind»

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Den Ort für den Termin mit dem Fotografen der Freiburger Nachrichten hat Antje Burri-Escher nicht zufällig gewählt. Die Ärgera ist für sie ein Kraftort, aber auch ein Symbol für die Zukunft und für Visionen. «Steine bilden ein Fundament, auf dem man bauen kann. Und ohne Wasser gibt es kein Leben», sagt sie. Die Ärgera hat der Gemeindepräsidentin von Tentlingen in ihrer Amtszeit aber auch manche Stunden Aktenstudium, viele Sitzungen und harte Diskussionen an den Gemeindeversammlungen eingebracht. Sei es wegen des verzögert umgesetzten Schutzdamms oder wegen der inzwischen auf Eis gelegten Kiesgrubenpläne, bei denen die Auenzone an der Ärgera auch eine Rolle spielt. «Ich will nicht zurückschauen. Alles, was wir erreicht oder nicht erreicht haben, ist die Arbeit des Gesamtgemeinderats oder die Entscheidung des Souveräns», sagt sie. Für das Gespräch mit den FN macht sie dennoch eine Ausnahme und lässt die vergangenen 16 Jahre im Gemeinderat, wovon die letzten fünf als Syndique, Revue passieren.

Interessant und lehrreich

Nicht nur die Ärgera und die Kiesgrube brachte die Sense-Oberland-Gemeinde Tentlingen in die Schlagzeilen. Auch die gescheiterte Fusion mit Giffers und St. Silvester im letzten Juni oder auch der Umbau des Mädchenschulhauses in Giffers, dessen Pläne revidiert und neu aufgelegt werden mussten, waren wichtige Themen. Von keinem dieser Projekte der ablaufenden Legislatur könne sie sagen, dass es sie am stärksten in Anspruch genommen habe. «Am meisten beschäftigt hat mich immer genau das Projekt, das gerade aktuell war», so Antje Burri.

Die Zeit im Gemeinderat sei für sie sehr interessant und lehrreich gewesen–wenn auch nicht immer einfach. «Es gibt keine Ausbildung zur Gemeinderätin. Man muss sich oft selber durch einen Dschungel an Gesetzen und Aufgaben kämpfen, wodurch ich mich manchmal etwas im Stich gelassen fühlte», so die 49-Jährige. Geholfen hätten ihr dabei die Kontakte, auf die sie aus ihrer Zeit als CSP-Grossrätin (2000–2005) zurückgreifen konnte sowie ihr Amt als Vizepräsidentin des Freiburger Gemeindeverbandes. «Dadurch wusste ich immer über alle aktuellen Themen Bescheid.»

Frei und unabhängig

In Brig-Glis im Wallis aufgewachsen, kam Antje Burri 1984 erstmals in den Sensebezirk. Zwischen zwei Ausbildungen arbeitete sie im Berghaus Gurli ob Plaffeien, um Geld zu verdienen. 1987 verlegte sie ihren Wohnsitz nach Tafers und zog später nach Tentlingen, wo sie bis heute geblieben ist. Dass sie hier keine Verwandten habe, sei ihr in der Politik zugutegekommen. «Ich konnte immer frei und unabhängig entscheiden.»

Starke Reaktionen

Antje Burri ist eine Frau, die sagt, was sie denkt. Dass man sich damit nicht nur Freunde macht, hat sie durch böse Mails oder Briefe erfahren müssen. «Ich habe keine Elefantenhaut. Wenn Unwahrheiten verbreitet werden oder Aussagen unter die Gürtellinie gehen, ist es schwierig, damit umzugehen», sagt sie ganz offen. Weil sie sich im Februar 2015 positiv zu den Plänen des Bundes geäussert hatte, in der Guglera ein Bundesasylzentrum zu eröffnen, erhielt sie gar Morddrohungen. Inzwischen hat sich die Situation beruhigt. «Es ist nicht zu unterschätzen, wie stark ein Gemeinderat je nach Funktion den Reaktionen aus der Bevölkerung ausgesetzt ist. Als Syndique ist das noch intensiver.»

Milizsystem hat Grenzen

Verbogen habe sie sich deshalb nie, sagt Antje Burri. «Ich war vielleicht manchmal etwas stur, doch ich war nie eine Fahne im Wind.» Sie habe immer ihre Meinung vertreten, aber das Kollegialitätsprinzip respektiert. Zum Beispiel, als sie als Fusionsbefürworterin im Gemeinderat überstimmt wurde und in der Botschaft zur Abstimmung der Bevölkerung offiziell empfohlen hat, die Fusion abzulehnen. «Ich bin froh, dass das Volk darüber befinden konnte und nicht sieben Personen am Gemeinderatstisch diese Entscheidung gefällt haben», sagt Antje Burri zur gescheiterten Dreierfusion. Persönlich sei sie nach wie vor davon überzeugt, dass eine Fusion die Gemeinde weitergebracht hätte. «Weil das Milizsystem an seine Grenzen gelangt. Die Themen werden immer komplexer, die Milizpolitiker kommen oft an den Anschlag.»

Die schönen Begegnungen mit den Bürgerinnen und Bürgern würden gegenüber den negativen Reaktionen überwiegen, betont die Gemeindepräsidentin. «Ich habe den Kontakt zur Bevölkerung immer sehr geschätzt, er war mir wichtig.» Die Jungbürgerfeiern beispielsweise zählen für sie zu den schönsten Erlebnissen ihrer Amtszeit.

 Nicht die Faust im Sack

Neben ihrer Arbeit im Gemeinderat war die zweifache Mutter auch berufstätig und arbeitete 80 bis 90 Prozent als Sachbearbeiterin. «Mit Freude und Interesse an der Sache», antwortet sie auf die Frage, wie sie dies alles bewältigen konnte. Es sei ihre Lebensphilosophie, das Thema in den Mittelpunkt zu stellen. «Und nie die Faust im Sack zu machen, sondern selber aktiv zu werden.»

2500 Sitzungen und Anlässe habe sie in den 16 Jahren für den Tentlinger Gemeinderat besucht. Gut vorbereitet sei sie dabei immer gewesen. «Ich bin nicht der Typ, der einfach nur in eine Sitzung reingesessen ist, ich wollte auch mitreden können.» Gemeinderäte, die nur Statisten seien, würden eine Gemeinde nicht weiterbringen.

Sozial engagiert

Nach 16 Jahren sei für sie der Zeitpunkt für den Rücktritt gekommen, da es Veränderungen brauche, damit eine Gemeinde nicht festfahre, sagt Antje Burri-Escher. «Alles hat seine Zeit.» Es gebe immer Projekte, die noch nicht abgeschlossen seien oder einem am Herz liegen würden. Ihr «Herzensprojekt» ist der Gemeindeverband Berufsbeistandschaft und Sozialdienst Sense-Oberland, dessen Sozialkommission sie präsidiert. «Dort wird immens wichtige Arbeit geleistet. Dieser Verband ist mein Stolz.» Es sind auch die Sozialwerke, die sie seit ihrer Jugend interessieren.

Ein Präsidium gibt Antje Burri ab, das nächste hat sie schon übernommen: Sie ist die neue Präsidentin des Sensler Schiesssportverbandes (die FN berichteten). Mit dem Rückzug aus der Politik habe sie nun wieder mehr Zeit für ihre Hobbys: Die Berichterstattung für den Westschweizer Jodlerverband und die Traditionen und das Brauchtum allgemein. «Es geht mir aber nicht darum, die Asche zu bewahren, sondern das Feuer weiterzugeben.»

«Es gibt keine Ausbildung zur Gemeinderätin. Man muss sich oft selber durch einen Dschungel an Gesetzen und Aufgaben kämpfen.»

Antje Burri-Escher

Gemeindepräsidentin Tentlingen

«Ich habe keine Elefantenhaut. Wenn Unwahrheiten verbreitet werden oder Aussagen unter die Gürtellinie gehen, ist es schwierig, damit umzugehen.»

Antje Burri-Escher

Gemeindepräsidentin Tentlingen

Serie

Gemeindepolitiker blicken zurück

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