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«Ich war schon immer sehr freiheitsliebend»

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Autor: Lukas Schwab

«Wer einmal Geselle ist, bleibt es meist ein Leben lang», erklärt Heiner Bosch. Mit Stolz trägt der Murtner Altgeselle seine Kluft. Sie sitzt tadellos: Ein weisses Hemd, eine schwarze Weste, Schlaghosen, Freiheitshut und die Ehrbarkeit, eine schwarze Schnurkrawatte. «Ein sauberes Auftreten ist für die Gesellen wichtig», so der Altgeselle.

Tippelei durch ganz Europa

«Ich war schon immer sehr freiheitsliebend und an fremden Ländern interessiert», erklärt Bosch. Deshalb zog es ihn nach seiner Lehre als Zimmermann auf die traditionelle Wanderschaft. Ursprünglich stammt der mittlerweile in Murten heimische Bosch aus Duisburg. Seine Lehre absolvierte er in Köln, wo er auch den «rechtschaffenen fremden Zimmer- und Schieferdeckergesellen» beitrat. «Zum Beruf kam ich über meinen Grossvater, der ebenfalls mit Holz arbeitete», erzählt er.

Auf der Wanderschaft reiste er durch ganz Europa, von Norddeutschland über Skandinavien, Frankreich und die Schweiz bis nach Portugal. «Die Schweiz war für Gesellen immer ein interessantes Ziel, weil das Handwerk hochgehalten wird und es immer viel Arbeit gab», erzählt der Altgeselle.

In der Schweiz erlebte er auch seine schönste Tippelei, wie die Gesellen eine Wanderung nennen. Sie führte ihn gemeinsam mit einigen Kameraden von St. Gallen nach Lugano. «Wir waren zweieinhalb Monate unterwegs», erinnert er sich. Oft hätten sie dabei unter freiem Himmel übernachtet oder auch mal ohne zu fragen in einer Scheune. «Da kam es vor, dass wir am Morgen vom Bauern mit der Mistgabel verjagt wurden», erzählt er schmunzelnd und trinkt einen grossen Schluck Bier.

In Murten hängen geblieben

Insgesamt war Bosch fünf Jahre unterwegs, ehe er 1988 zufällig in Murten landete. Eigentlich wollte er nach der Wanderschaft in Lüneburg die Meisterschule absolvieren. In Luzern liess er sich aber von zwei Maurergesellen überreden, sie nach Murten zu begleiten. «Auf ein, zwei Monate kam es nach fünf Jahren auch nicht mehr an», so Bosch. Aus den geplanten zwei Monaten wurden schliesslich zwanzig Jahre: Der Wandergeselle verliebte sich und wurde sesshaft. «Der Absprung und das Opfern der Freiheit waren nicht leicht», erinnert er sich. Das Opfer hat sich aber gelohnt, Bosch ist bis heute mit seiner grossen Liebe verheiratet und führt in Murten seine eigene Zimmerei.

Erste wahre Europäer

Für Bosch ist die Reisezeit der Gesellen neben der handwerklichen Weiterentwicklung vor allem auch eine Lebensschule. «Die jungen Leute lernen die Welt kennen und werden selbstständig», so Bosch. Dazu gehören laut Bosch auch das eine oder andere amouröse Abenteuer und das regelmässige Feiern unter Kameraden. Zudem gehe es auch darum, Grenzen und Vorurteile abzubauen. «Die Wandergesellen waren sozusagen die ersten wahren Europäer», erklärt er.

Obwohl die Tradition in der heutigen Gesellschaft immer exotischer werde, glaubt Bosch an die Zukunft der Gesellenwanderschaft. Gute und flexible Handwerker seien heute immer mehr gefragt. «Wenn die Werte hochgehalten werden, kann die Tradition noch lange bestehen», ist er überzeugt. Trotzdem ist das Gesellentum nicht vor Veränderungen gefeit: Informierten sich die Gesellen früher via Mundpropaganda, läuft heute vieles übers Internet. «Zudem ist eine Diskussion in Gange, ob auch Frauen auf Wanderschaft gehen dürfen», so Bosch. Er spricht sich persönlich klar dagegen aus, obwohl es eigentlich mit der heutigen Zeit unvereinbar sei. «Auf der Wanderschaft würde es aber Probleme geben, nur schon wegen den gemeinsamen Herbergen», ist der Altgeselle überzeugt.

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