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«Ich will immer unangenehm sein»

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Gottéron ist längst ausgeschieden–und dennoch sind im Playoff-Final zwei Freiburger mit dabei. Einerseits Luganos Reservegoalie Daniel Manzato, der allerdings kaum zum Einsatz gelangen wird. Andererseits Bern-Stürmer Tristan Scherwey. Der 24-Jährige, der mit dem SCB bereits 2010 und 2013 den Schweizer Meistertitel gewonnen hat, dürfte weitaus mehr im Fokus des Geschehens stehen.

 

 Tristan Scherwey, da rettet sich der SC Bern in der Qualifikation gerade noch so knapp in die Playoffs–und fegt dann im Viertelfinal und im Halbfinal mit Zürich und Davos nacheinander die beiden Topfavoriten vom Eis. Wie ist so etwas möglich?

Innerlich haben wir schon immer daran geglaubt, dass wir zu einem sehr gefährlichen Team werden können, wenn wir es in die Playoffs schaffen. In Bern wird jedes Jahr alles gemacht, um ein Team zusammenzustellen, das um den Titel spielt. Wieso wir diese Saison lange unter unseren Möglichkeiten gespielt haben, ist schwierig zu sagen. Wir haben wirklich über weite Strecken kein schönes Eishockey gespielt. Und plötzlich stehst du dann in den Playoffs und hast überhaupt nichts mehr zu verlieren. Das ist eine riesige Befreiung. Gleichzeitig wussten wir, dass wir über die Spieler verfügen, um auch Teams wie Zürich und Davos zu schlagen–und wir haben auch wirklich daran geglaubt.

 

 Bern hat also in der Qualifikation schlicht sein Potenzial nicht ausgeschöpft?

Jedenfalls nicht voll. Schauen Sie sich etwa Torhüter Jakub Stepanek an. Er spielte in der Qualifikation ganz okay, man hatte sich jedoch mehr von ihm erwartet. Wenn man sieht, wie er jetzt spielt, liegen Welten dazwischen, er hat zwei Schippen draufgelegt. Bei den meisten Spielern ist es ähnlich, auch bei mir. Meine Qualifikation war ebenfalls ganz okay, ich würde aber sagen, dass ich jetzt in den Playoffs mein bestes Eishockey zeige. Es ist schwierig zu sagen, woher diese zusätzlichen zehn Prozent kommen. Man kann sich das wie eine Blase vorstellen, die mit jedem Rückschlag, mit jedem neuerlichen Tief, mit jeder Krise ein bisschen grösser wird–und dann plötzlich platzt. Da wird Energie frei. Und genauso fühlen wir uns momentan.

 

 Welchen Anteil am Erfolg hat Trainer Lars Leuenberger, der das Team im Verlauf der Saison übernommen hat?

Er hat sicher seinen Anteil. Wir sind alle ein grosses Team. Deshalb hat auch unser ehemaliger Trainer Guy Boucher noch Anteil am Erfolg, letztlich hat er das Team zu Beginn der Saison aufgestellt, es ist gewissermassen seine Mannschaft.

 

 In einem Artikel in der Zeitung «La Liberté» sagten Sie vor zwei Wochen, Sie hätten Tränen in den Augen gehabt, als Lars Leuenberger dem Team verkündete, er werde nächste Saison nicht mehr der Trainer sein. Haben Sie so ein enges Verhältnis zu ihm?

Der Artikel drehte sich um das Thema, dass ich ein emotionaler Mensch bin. Als mich der Journalist fragte, wann ich zum letzten Mal geweint habe, habe ich als Beispiel aufgeführt, dass ich tags zuvor in der Kabine gegen Tränen ankämpfen musste. Ich kenne Lars schon seit dem Novizenalter, er war ja lange Zeit Juniorentrainer. Letztlich hat er mich auf den Weg zum Eishockeyprofi gebracht. Deshalb ist es normal, dass in solchen Momenten viele Bilder und Emotionen aufkommen.

 

 Gegen Ende der Qualifikation liess der SCB den kanadischen Mentalcoach Saul Miller einfliegen. Er scheint ganze Arbeit geleistet zu haben.

Es hat sicher geholfen. Er hat uns seine Sicht der Dinge aufgezeigt und uns geholfen, auf die positiven Dinge zu fokussieren und alles andere auszublenden. Er war schon vor fünf Jahren einmal in Bern, ich bin seither mit ihm in Kontakt geblieben. Er leistet wirklich sehr gute Arbeit.

 

 Im Playoff-Final treffen mit Lugano und Bern ab morgen der Fünfte und der Achte der Qualifikation aufeinander. Auch für Sie überraschend?

Es ist ein Beweis für die Ausgeglichenheit der Liga. Letztlich haben sich die beiden Teams durchgesetzt, die im entscheidenden Moment ihr bestes Eishockey gezeigt hatten. Deshalb stehen sicherlich beide verdient im Final.

 

 Welches sind die grössten Stärken Luganos?

Seit Doug Shedden an der Bande steht, ist Lugano noch einmal gefährlicher geworden, weil das Team nun sehr geradlinig spielt und jeder Spieler genau weiss, was er für eine Rolle auszufüllen hat. Die ersten zwei Linien sind offensiv top, da braucht man nicht darüber zu diskutieren. Und die dritte und vierte Linie können erstens für den Gegner sehr unangenehm spielen und sind zweitens ebenfalls immer wieder einmal für ein Tor gut. Hinten hat Lugano grosse, starke Verteidiger und im Tor mit Elvis Merzlikins zwar einen jungen, aber starken Goalie. Kurz: Lugano ist ein Topteam.

 

 Und über welche Trümpfe verfügt Bern?

Wir sind sehr ausgeglichen, haben vier gute Linien, in denen ebenfalls jeder Spieler seine Rolle begreift. Sehr positiv ist, dass wir hinten sehr solide geworden sind. Und im Tor ist Stepanek wie erwähnt in den Playoffs zu Hochform aufgelaufen.

 

 Ein Pfeiler des Teams ist mit Timo Helbling ein Verteidiger, den Gottéron vor der Saison trotz Vertrag nach Bern abgeschoben hat. Wie wichtig ist er für das Team?

Sehr wichtig. Für mich ist Timo ein Spieler zwischen Genie und Wahnsinn. Zwischendurch packt er irgendein Kabinettstückchen aus, bei dem du nur staunen kannst. Und plötzlich ist er dann auch wieder für eine Aktion gut wie den Stockwurf im Viertelfinal gegen Zürich, der zu einem Penalty führte. Aber bisher hat er seine Emotionen gut im Griff. Gleichzeitig ist er sich nie zu schade, für das Team seinen Mann zu stehen. Bestes Beispiel dafür war der letzte Halbfinal-Match vergangenen Samstag in Davos.

 

 Sie sprechen die Szene an, als es bereits beim Einwärmen zu einem Handgemenge zwischen Timo Helbling und Alexandre Picard kam.

Genau. Wenn einer meint, er müsse die Mittellinie überqueren und die grosse Klappe haben, ist Timo der Erste, der sich hinstellt und vor die Mannschaft steht. Das ist wichtig für ein Team.

 

 Wie sind Sie mit Ihrer persönlichen Leistung in diesen Playoffs zufrieden?

Ich bin grundsätzlich zufrieden. Ich spiele nicht Powerplay und nur selten Boxplay und kann mich so voll auf meine Einsätze und Aufgaben bei fünf gegen fünf konzentrieren. Dort versuche ich einfach zu spielen, gegen hinten solid zu agieren. Ich will für den Gegner immer unangenehm sein, jeden Check durchziehen. Das ist mir in diesen Playoffs bisher gut gelungen. Mit einer Ausnahme, als ich gegen Davos das Eis mit einer Minus-3- Bilanz verliess. Das ist natürlich inakzeptabel. Man kann ja mal keine Tore schiessen, das ist schliesslich nicht unbedingt meine Hauptaufgabe, aber dann muss man zumindest defensiv seine Arbeit gut machen.

 

 Mit drei Toren sind Sie gemeinsam mit Andrew Ebbett und Alain Berger der beste Playoff-Torschütze Ihres Teams. Unter anderem haben Sie in Spiel vier des Halbfinals gegen Davos eine Minute vor Schluss der Verlängerung den Siegtreffer erzielt und Bern in der Serie damit wegweisend 3:1 in Führung gebracht. War es das wichtigste Tor Ihrer Karriere?

Viele Tore in der Verlängerung habe ich in meiner Karriere jedenfalls noch nicht erzielt. Es war deshalb ein sehr spezieller Moment, ein wunderbares Erlebnis.

«Man kann sich das wie eine Blase vorstellen, die mit jedem Rückschlag, mit jedem neuerlichen Tief, mit jeder Krise ein bisschen grösser wird– und dann plötzlich platzt.»

 

Sperre: SC Bern will Verfahren gegen Schwarz

U nmittelbar vor dem Start des Playoff- Finals bahnt sich ein juristischer Machtkampf zwischen dem SC Bern und der Ligaführung an. Die Rehabilitierung von Tristan Scherwey – das Verbandssportgericht annullierte die Spielsperre und die Busse gegen den Berner – stellt den SCB nicht zufrieden. Stattdessen greift Berns Geschäftsführer Marc Lüthi den Ligadirektor Ueli Schwarz frontal an.

Der SC Bern wirft dem Direktor der National League vor, sich in der Causa Scherwey bei der Urteilsfindung «aktiv eingemischt» zu haben. Konkret heisst das: Ueli Schwarz soll Einzelrichter Reto Steinmann dazu gedrängt haben, gegen Tristan Scherwey eine Spielsperre auszusprechen, weil der von der Liga als Chefankläger eingesetzte Kanadier Stéphane Auger eine Sperre gewünscht hatte.

Die Judikative sei eine unabhängige Instanz und dürfe nicht beeinflusst werden, begründen die SCB-Verantwortlichen ihren ungewöhnlichen Vorstoss. Indirekt unterstellt der mächtige SCB Schwarz quasi, sein Amt missbraucht zu haben.

Swiss Ice Hockey will die hoch brisante Behauptung Berns derzeit nicht kommentieren, lässt in einem Communiqué aber durchschimmern, weder Schwarz noch der Verband würden die Gewaltentrennung infrage stellen – der Sachverhalt sei aber umstritten. Die nun seitens des SCB angestossene Untersuchung wird von einer unbeteiligten Stelle durchgeführt. sda

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