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Im Endlager des Konsums kollabiert die Moral

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«Qualität = Nein! Energie = Ja!» lautet die Schlagrichtung, welche Thomas Hirschhorn seiner Arbeit von Beginn weg gegeben hat. 2004 hat diese ungestüme Art dem heute 54-jährigen Installationskünstler endgültig den Ruf eines Enfant terrible eingebracht, als er im Pariser Centre Culturel Suisse eine umstrittene Ausstellung zeigte, in der unter anderem Bilder aus dem Foltergefängnis Abu Ghraib neben Schweizer Kantonsfähnlein hingen. Wie zur Strafe entschied der Nationalrat damals, das Budget der Kulturstiftung Pro Helvetia um eine Million zu kürzen. Hirschhorn sah sich dadurch in seinem Ausstellungsboykott für die Schweiz bestätigt, den er bei Blochers Amtsantritt als Bundesrat verkündet hatte.

Nun aber haben sich Thomas Hirschhorn und die Schweiz so etwas wie versöhnt, der Künstler bespielt an der diesjährigen Kunstbiennale in Venedig den Schweizer Pavillon in den Giardini. Für die Installation «Crystal of Resistance» gilt aber «Energie = Ja!» mehr denn je. Auch diesmal wird der Betrachter mit verschwommenen, aber eindeutigen Bildern von Misshandlungen der grausamsten Art konfrontiert. Girlanden gleich hängen sie über Barbiepuppen und anderen Ikonen des Konsums in einem mit Alufolie ausgekleideten verwinkelten Raum.

Furcht und Ekel erregend

Dieselben Bilder, nun aber auf Bildschirmen sich in rascher Folge hinterherjagend, erinnern aber auch daran, dass bisweilen auch das Grauen blosses Konsumgut ist und die moralische Empörung augenblicklich dem Voyeurismus weichen kann. «Crystal of Resistance» ist Furcht, Ekel und Wut erregend zugleich – und führt einem am Ende die eigene Apathie gegenüber Ungerechtigkeiten dieser Welt frontal vor Augen. Von einer schauerlichen Kälte überzogen, erschüttert dieses Endlager des Konsums das Trugbild der moralischen Standhaftigkeit unverblümt und wirkungsvoll.

Die unbändige Energie, beklemmende Verstörung und überwältigende Ästhetik haben dem Schweizer Pavillon zwar viel Lob des Publikums, nicht aber den Goldenen Löwen der Jury für den besten Länderbeitrag eingebracht. Er ging in diesem Jahr an Deutschland mit einer Art Retrospektive auf ein anderes widerspenstiges Energiebündel der Kunstwelt: den im letzten Jahr verstorbenen Theater- und Filmemacher Christoph Schlingensief.fa

Die erschütternde Installation «Crystal of Resistance» von Thomas Hirschhorn.Bild Frederic Auderset

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