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Im Fokus der Überwachungskamera

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Im Fokus der Überwachungskamera

Francisco Klauser verfasst an der Uni Freiburg eine Doktorarbeit zum Thema Videoüberwachung

Videoüberwachung ist kein Wundermittel zur Verbesserung der Sicherheit und ihr Erfolg hängt nur von den Benutzern und den Begleitmassnahmen ab. Diese These vertritt Francisco Klauser. Er verfasst zu diesem Thema eine Doktorarbeit an der Uni Freiburg.

Von JEAN-LUC BRÜLHART

Die Agglomerationsgemeinde Marly hat in ihrem Polizeireglement neu die Videoüberwachung festgehalten (FN vom 22. April). Francisco Klauser, der am Geografischen Institut der Uni Freiburg bei Professor Jean Ruegg eine Doktorarbeit zum Thema Videoüberwachung verfasst, relativiert den Einsatz von Überwachungskameras. Er weist darauf hin, dass Videoüberwachung kein Wundermittel ist und sich die Verantwortlichen in jedem Fall fragen müssen, ob der Einsatz sinnvoll und verhältnismässig ist. «Eine wichtige Frage in Bezug auf den Datenschutz würde lauten: Gibt es ein Mittel, das weniger in die Privatsphäre eingreift?», sagt Klauser. Er denkt dabei an eine bessere Beleuchtung oder an vermehrte Polizeipräsenz in fraglichem Gebiet. Der 27-Jährige rät der Gemeinde, eine Videoüberwachung mit den Anwohnern gemeinsam zu planen. Aus Datenschutzgründen sei es angebracht, die Fussgänger mit einer Markierung oder einem Schild auf die Kameras aufmerksam zu machen.

Immer auch öffentlicher Raum
betroffen

Francisco Klauser hat sich schon in seiner Diplomarbeit an der Uni Genf vor vier Jahren mit dem Thema befasst. Weil Kameras nirgends angemeldet werden müssen – und dies stehe im Widerspruch zu den technischen Entwicklungen der Kameras in den letzten Jahren – existiert weder ein Register noch sonst eine Kontrolle bezüglich installierten Kameras.

Um einen Überblick zu gewinnen, ist der Hergiswiler deshalb die Innenstadt Genfs abgelaufen und hat rund 300 Überwachungskameras entdeckt, die er in eine Karte übertrug. Die Kameras – die wenigsten sind vom Staat betrieben – haben nicht primär das Ziel, den öffentlichen Raum zu überwachen, sondern den Eingangsbereich oder die Fassaden von Gebäuden (zum Beispiel Banken). Das Problem besteht nun darin, dass immer auch ein Teil des öffentlichen Raums aufgenommen wird.

Dass dies problematisch sein kann, zeigt folgendes Beispel: Klauser hat mit dem Westschweizer Fernsehen eine Reportage gemacht zum Thema Videoüberwachung und zu diesem Zweck ein videoüberwachtes Gebäude gefilmt. Es ging nicht lange und schon war ein Wachmann da. «Was stört, wird verdrängt und führt so zu einer Disziplinierung des Raums», sagt Klauser. Die Banken würden auf diese Weise symbolisch manifestieren: Das ist unser Raum. Er beschreibt es auch als «Macht der Privaten». Es komme so zu einer Hierarchisierung der Stadt – von stark bis zu gar nicht überwachten Quartieren – ist der Doktorand überzeugt. Es stelle sich deshalb die Frage, was die Gesellschaft mit dem öffentlichen Raum will: Soll er wirtschaftlich attraktiv sein und für Ruhe und Ordnung garantiert werden oder muss ein Nebeneinander möglich gemacht werden?

1000 Kameras in Athen

Klauser ist überzeugt, dass in Genf in der Zwischenzeit die Anzahl Überwachungskameras zugenommen hat. Bereits stellt er sich die Frage, wie viel Kameras für die Euro 2008 hinzukommen werden und was dann mit diesen geschieht. «Im Stadtzentrum von Athen sind seit den Olympischen Spielen im Sommer 2004 immer noch 1000 Kameras in Betrieb», sagt Klauser. «Wenn Kameras einmal in Betrieb sind, werden sie – auch aus Gründen der Amortisation – kaum mehr entfernt», schildert der Hergiswiler seine Erfahrungen.

Keine Bewilligung nötig

In der Schweiz besteht keine juristische Verpflichtung, eine privat betriebene Überwachungskamera mit Blick auf den öffentlichen Raum anzumelden oder bewilligen zu lassen. «Für Private gilt deshalb: Was nicht verboten ist, ist erlaubt», fasst Klauser die aktuelle Situation zusammen.

Dass der Einsatzbereich von Kameras noch lange nicht ausgeschöpft ist, zeigt das Beispiel einer U-Bahn-Station in England. Dort werden anhand der Videoaufnahmen Suizidgefährdete ausgemacht. Es hat sich herausgestellt, dass sich diese Personen erst unter die dritte U-Bahn werfen. In einem Londoner Quartier sind schon Kameras installiert, die eine Gesichterkennung ermöglichen. «Diese Zustände relativieren den Einsatz von Kameras bei uns», sagt Klauser.
Relativiert werden muss auch
die Erfolgsbilanz der Videoüberwachung in Grossbritannien, wo gegen vier Millionen Kameras öffentliche Räume beobachten. Ein Vergleich von 22 ausgewählten Studien zeigt, dass im Bereich Innenstädte und öffentliche Gebäude mit Videoüberwachung nur zwei Prozent weniger Verbrechen stattfinden als in nicht überwachtem Gebiet.

Haben wir trotz allem in der Schweiz einen Big Brother zu befürchten? «Nein, da ist man in der Schweiz weit davon entfernt», sagt Klauser. Man könne höchstens von einem Little Brother sprechen. Dass die Genfer Polizei Interesse an seinem Stadtplan mit den eingezeichneten Kameras bekundet hat, mache ihn aber schon ein bisschen stutzig, bemerkte der Doktorand abschliessend.
Mehr Polizeipräsenz

Der Doktorand Francisco Klauser hat rund 500 Fragebogen zum Thema Videoüberwachung in der Stadt Olten ausgewertet. Es ist schweizweit die erste vergleichende Studie zu diesem Thema.

Mit FRANCISCO KLAUSER
sprach JEAN-LUC BRÜLHART

Im Rahmen Ihrer Doktorarbeit haben Sie in Olten eine Befragung durchgeführt zum Thema Videoüberwachung. Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse?

Allgemein kann gesagt werden, dass die Befragten die Kameras befürworten, aber nicht überall, und dass nicht jede Art der Überwachung gleich positiv eingeschätzt wird. Je unsicherer ein Ort erscheint, wie ein Parkhaus, umso höher fällt die Befürwortung aus. Die Überwachung wird tendenziell weniger toleriert an Orten, die als persönliche Räume wahrgenommen werden, wie Wohnquartiere, wo die soziale Kontrolle besser spielt. Fast die Hälfte der 478 Personen, die geantwortet haben, sind der Meinung, dass private Videoüberwachung, die auf öffentliche Räume trifft, vermieden werden sollte. Sie erkennen keine auf sich bezogene Nützlichkeit der Kameras.

Sind den Befragten Standorte von Kameras bekannt?

Viele nehmen an, dass Banken und Einkaufszentren überwacht werden, ohne aber konkrete Beispiele zu nennen. Sie stellen sich also vor, gefilmt zu werden, ohne aber genau zu wissen, von wem und wo. Installierte Kameras werden eher wahrgenommen, wenn an einem Ort die Verbesserung der Sicherheit als notwendig erachtet wird.

Wünschen sich die Leute mehr Kameras zur Verbesserung der Sicherheit?

Auch wenn Kameras befürwortet werden, so wird im direkten Vergleich mehr Polizeipräsenz dem Ausbau der Kameras bevorzugt. Interessant ist, dass die älteren Leute die Kameras tolerieren nach dem Motto: Wer nichts zu verbergen hat, braucht sich an der Videoüberwachung nicht zu stören. Die Meinung vertreten sie, obwohl sie im Gegensatz zu der jüngeren Generation den Fichenskandal Ende der Achzigerjahre erlebt haben.

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