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«Im Rückblick war es eine Chance»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Beat Vonlanthen, seit fünf Jahren ist die Cardinal-Brauerei in Freiburg geschlossen. Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit vor fünf Jahren?

Beat Vonlanthen:Es war eine sehr belastende und sehr intensive Zeit. Für die Freiburger Bevölkerung war es ein Schock, eine Tragödie. Am Anfang hatten sowohl die Bevölkerung als auch die Behörden das Gefühl, wir könnten Cardinal retten, wenn wir auf die Barrikaden gehen und demonstrieren wie 1996.

 

 Dies war aber nicht der Fall.

Nein. Die Verantwortlichen der Carlsberg-Gruppe, welcher Feldschlösschen und damit auch Cardinal gehört, haben uns gegenüber klar zum Ausdruck gebracht, dass ihre globale Strategie nicht in diese Richtung geht. Eine Analyse hat zudem gezeigt, dass der Bierkonsum 2011 drastisch zurückgegangen war. Feldschlösschen produzierte nur noch an drei Tagen pro Woche in Freiburg. Der Staatsrat musste einsehen, dass es wohl nicht möglich war, die Brauerei in Freiburg weiterzuführen.

 

 Brachte die Bevölkerung denn dem Entscheid dasselbe Verständnis entgegen wie der Staatsrat?

Die Freiburgerinnen und Freiburger waren zu Beginn sehr skeptisch. Ich denke, sie haben aber rasch gesehen, dass Cardinal einem privaten Unternehmen aus dem Ausland gehört, gegen das wir schliesslich machtlos waren.

Nicht so machtlos waren Sie in den Verhandlungen zum Areal: Kanton und Stadt Freiburg kauften das 60 000 Quadratmeter grosse Areal zum relativ günstigen Preis von 24 Millionen Franken.

Feldschlösschen hätte das Areal auch an Dritte verkaufen können–und dies sicher zu einem höheren Preis. Zum einen war aber Feldschlösschen daran gelegen, dass das Cardinal-Bier weiterhin geschätzt und gekauft wird: Die Verantwortlichen wollten nicht alles Geschirr zerschlagen, um nicht ein schlechtes Image zu erhalten.

 

 Und zum anderen?

Ich denke, dass Feldschlösschen verstanden hat, was die Traditionsmarke Cardinal für Freiburg bedeutete. Feldschlösschen machte einen Schritt auf uns zu, damit wir aus der Tragödie etwas Positives machen konnten.

 Wie gut ist dies gelungen?

Wir wollten verhindern, dass aus dem Cardinal-Areal eine Industriebrache wird. Für den Staatsrat war jedoch immer klar: Wir können nicht ins Immobiliengeschäft einsteigen. Deshalb wussten wir: Wenn wir uns engagieren, dann im Bereich der Innovation. Daraus ist nach und nach die Idee für die Blue Factory entstanden. Und nun, im Rückblick, kann ich sagen: Die Schliessung von Cardinal war eine Chance.

 

 Inwiefern?

Ohne die Blue Factory hätten wir die Antenne der ETH Lausanne in Freiburg nicht einrichten können; wir hätten somit auch nicht die Möglichkeit gehabt, Teil des Schweizerischen Innovationsparks zu werden und verschiedene Plattformen aufzubauen, die uns im Bereich der Wirtschaftsförderung helfen. Zudem bieten Projekte wie etwa das Smart Living Lab ein Schaufenster für unseren Kanton. Die Blue Factory hat eine ganze Dynamik losgetreten, die sich mittel- und langfristig positiv auf die Freiburger Wirtschaft auswirken wird.

 

 Zu ihren besten Zeiten beschäftigte die Cardinal-Brauerei zwischen 250 und 300 Mitarbeiter. Konnte die Blue Factory diese Arbeitsplätze ersetzen?

Aktuell arbeiten in der Blue Factory rund 200 Personen. Zurzeit werden jedoch nur 3000 Quadratmeter der Fläche genutzt, das Gesamtpotenzial liegt bei 70 000 Quadratmetern. Ziel der Blue Factory ist es, im Endausbau bis zu 2500 Leute zu beschäftigen. Zudem schafft die Blue Factory auch indirekt Stellen. Beispielsweise wurde dank des Biofactory Competence Center, das in der Blue Factory angesiedelt ist, ein grosses Unternehmen im Bereich der Biopharmaproduktion auf den Kanton Freiburg aufmerksam. Zurzeit sind wir in Diskussionen, um das Unternehmen von einer Ansiedelung in unserem Kanton zu überzeugen.

 

 Eine solche Firma sowie auch die in der Blue Factory angesiedelten Unternehmen bieten vor allem Arbeit für Hochqualifizierte. Bei Cardinal hingegen gab es auch einfache Arbeiten zu erledigen. Fehlen diese Stellen nicht?

Nein. Mit einer Arbeitslosenquote von 2,8 Prozent hat Freiburg die tiefste Quote aller Welschschweizer Kantone. Auch die Blue Factory bietet einige Arbeitsplätze für weniger hoch qualifizierte Personen an, namentlich in den Restaurants oder im Bereich von Reinigungs- und Unterhaltsarbeiten. Es kann aber nicht unser Ziel sein, Arbeitsplätze für Unqualifizierte zu fördern, wir müssen uns auf die hoch qualifizierten Arbeitsplätze fokussieren.

Warum?

Die Wirtschaftsförderung darf nicht die kleinen und mittleren Unternehmen, die beispielsweise im Bereich der Dienstleistungen oder in der Baubranche auch einfachere Arbeiten bieten, konkurrenzieren. Zudem sind die kaum qualifizierten Arbeitskräfte am ehesten gefährdet, wenn es eine Krise gibt. Deshalb ist für uns wichtig, im Bereich der Aus- und Weiterbildung anzusetzen.

Fünf Jahre ist es her, seit dieCardinal-Brauereiin Freiburg geschlossen wurde. Die FN nehmen dies zum Anlass für eine dreiteilige Serie.

 

Zahlen und Fakten

Keine Entlassungen wegen Schliessung

Zwischen 250 und 300 Angestellte beschäftigte die Cardinal-Brauerei in den 1970er- und 1980er-Jahren; 2010 waren am Standort in Freiburg noch 75 Mitarbeiter in den Bereichen Produktion und Logistik beschäftigt. Wie Gabriela Gerber, Mediensprecherin von Feldschlösschen, auf Anfrage erklärte, hatte die Auslastung des Standorts Freiburg schon vor dem Entscheid über Jahre hinweg bei nur rund 40 Prozent gelegen. Von den 75 Mitarbeitenden seien 18 Personen pensioniert oder vorzeitig pensioniert worden. Alle anderen hätten Stellenangebote an einem anderen Standort erhalten. «Es gab keine Entlassungen aufgrund des Schliessungsentscheides.»rb

 

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