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Im Schnittpunkt der Kunstgeschichte

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Vortrag von Professor Peter Kurmann über Freiburg

Tatsächlich trafen vom Jahr des Baubeginns 1283 bis zur Vollendung des Turmes 1490 burgundische, savoyische und oberrheinische Einflüsse aufeinander, welche die sprachliche Grenzsituation Freiburgs in einer architektonisch einzigartigen Weise ausdrückten.

Burgundische Einflüsse

Schon mit der Gründung des Zisterzienserklosters Altenryf im Jahr 1131 nahm eine für Freiburg fruchtbare und interessante Zeit ihren Anfang. Der
Zisterzienserorden verbreitete sich ausgehend von Cîteaux im Burgund über Europa und umfasste Ende des 12. Jahrhunderts rund 530 Gliedklöster. Die Klosterkirche Altenryf stellt heute ein ausgesprochen gut erhaltenes Muster der damaligen Bauweise dar. Als wichtigste architektonische Merkmale sind das dreischiffige Langhaus mit Querhaus, der geschlossene Chor, das Spitztonnengewölbe und Kapellenpaare, die unverbunden und nur gegen die Chorseite geöffnet sind, hervorzuheben. Diese Merkmale zeigen die geistliche Verbindung der freiburgischen Mitte mit den burgundischen Zentren jenseits des Juras auf. Betrachtet man alte Kartendarstellungen der Freiburger Kathedrale, so fällt die häufig stark übertriebene Grösse als erstes ins Auge. In der Tat stellte Freiburg bis 1893 den höchsten Schweizer Turm, bis es von Bern abgelöst wurde. Heute fasziniert vorrangig der Wechsel des Baustils vom rechteckigen Grundriss zur achteckig angelegten Turmspitze. Der Grund dieses Planwechsels ist in den turbulenten Ereignissen in der Mitte des 15. Jahrhunderts zu sehen. Anfänglich planten die Freiburger Ratsherren und die Bürgerschaft als alleinige Träger des Baus eine detailgetreue Nachbildung des Münsters von Freiburg im Breisgau. Der Mythos besagt, dass sechs Freiburger Ratsherren die Pläne aus dem Breisgau in die Saanestadt gebracht haben sollen. Wahrscheinlicher ist aber die Annahme, dass die vorhandenen Pläne aus der Feder eines Architekten stammen, der Übungszeichnungen des Münsters von Freiburg i. Br. anfertigte und die Skizzen auf diesem Weg in unser Freiburg gelangt sind. Sicher ist, dass zwischen 1430 und 1470 ein 40-jähriger Baustopp eingelegt werden musste, da Freiburg in dieser Zeit starken politischen Turbulenzen ausgesetzt war. Mit der Wiederaufnahme des Turmbaus wechselten die Baupläne. Der Genfer Bauherr George du Jordil vollzog einen Stilwechsel, der mit dem neuen savoyischen Einfluss erklärbar ist. Bis 1490 stellten die Baumeister das Hochgeschoss fertig. Die Meinung, dass der Stilwechsel mit einem Triumph der Frankophonie über den deutschen Einfluss gleichzusetzen sei, mochte Professor Kurmann nicht bestätigen. Freiburg stand zu dieser Zeit wie kaum zuvor unter deutschem Einfluss und orientierte sich ab 1480 am süddeutschen Kunstverständnis.

Das Strassburger Rosenfenster

Kein Element der Kathedrale vermag eindrücklicher die Verbundenheit mit Europa aufzuzeigen, als das Rosenfens-ter oberhalb des Portals. Ein Ebenbild der Freiburger Rosette befindet sich am Münster des französischen Strassburg. Obwohl das Strassburger Münster schon 100 Jahre vor demjenigen in Freiburg stand, übernahmen die Üechtländer das Motiv in detailgetreuer Form. Diese Verbundenheit kam aber keineswegs zufällig zustande. In der Blütezeit der Freiburger Wirtschaft nach 1370 standen die beiden Städte in enger wirtschaftlicher Verbindung zueinander. Freiburg erarbeitete sich in ganz Mittel-europa, vor allem durch die gut florierende Tuchindustrie, einen Namen. Demnach kam die Nachbildung des Fensters einer Wertschätzung des Vorbildes gleich. In Anbetracht dieser Vielfalt an Anregungen und Ideen aus verschiedenen Kulturen, die sich im kleinen Freiburg trafen, bleibt nur die Hoffnung auf (wieder) bessere Zeiten übrig.

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