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Im selben Boot und doch verschieden

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Wie zwei Brüder, die in einem Doppelhaus leben: Sie gehören zur selben Familie, doch eine Mauer trennt sie. Jeder lebt sein Leben. Zu dieser Metapher greift Thomas Rieder, Chefredaktor der deutschsprachigen Tageszeitung Walliser Bote, wenn er das Verhältnis von Ober- und Unterwallis, von Deutschsprachigen und Französischsprachigen im Wallis beschreiben will.

Die deutschsprechenden Oberwalliser leben im östlichen Teil des Kantons und machen einen Viertel der Bevölkerung aus (siehe blauer Kasten). «Es ist für den Kanton eine vernachlässigbare Grösse», sagt Rieder. Der Walliser Bote vertrete die Interessen der Minderheit und sorge dafür, dass diese nicht vergessen gehen. «Aber wir schiessen nicht gegen die Mehrheit, es geht nur gemeinsam.» Der Walliser Bote berichte über das Oberwallis und fokussiere bei kantonalen Themen auf die Sicht der Deutschsprachigen.

Verschiedene Themen bewegten die Minderheit laut Chefredaktor in der Vergangenheit. «Seit 40 Jahren ein Dauerbrenner ist die Autobahn», sagt er. Das Unterwallis habe sie, im Oberwallis sei sie ein «Flickenteppich». Auch die Hochschule in Siders sorge immer wieder für Unmut bei den Deutschsprachigen. «Die Schule sollte nicht nur auf dem Papier zweisprachig sein.»

Auch die Spitäler sorgten für Diskussionen zwischen Ober- und Unterwallis; dabei ging es darum, ob die Spitäler in Visp und Brig ihre Eigenständigkeit behalten konnten. «Die Oberwalliser hatten Angst, dass alles in Sitten zentralisiert und somit französisch würde.» Die Debatte sei nun gelaufen, die Oberwalliser Spitäler behalten ihre Eigenständigkeit. «In dieser Sache haben wir uns als Zeitung sehr engagiert. Wir sahen es als zwingend notwendig, dass das Oberwallis einen eigenen Standort behält.»

Klare Grenze

Rieder denkt, dass sich die Deutschsprachigen und Französischsprachigen im Wallis weniger vermischen als in Freiburg oder Biel. «Die Grenze ist klarer.» Auch gebe es wahrscheinlich weniger wirklich zweisprachige Leute als in Freiburg. Die Verkehrswege, besonders die neue, schnelle Zugverbindung zwischen Brig und Bern, bewirkten, dass sich die Oberwalliser verstärkt nach Bern orientierten. «Berner Oberländer und Oberwalliser, wir verstehen uns gut. Unsere Dialekte gleichen sich, und wir sind Bergler, haben eine ähnliche Mentalität.»

Mit der 200-Jahr-Feier hätten Ober- und Unterwalliser allerdings gemerkt: «Wir sitzen im selben Boot.» Und die Französischsprachigen hätten durchaus Verständnis für die Deutschsprachigen. Das habe sich bei der Abstimmung im Juni gezeigt: Mittels Verfassungsrevision sollte eine «Oberwalliser-Quote» im Grossen Rat festgeschrieben werden, 35 der insgesamt 130 Sitze sollten für sie reserviert werden. Die Vorlage scheiterte mit 50,1 zu 49,9 Prozent nur äusserst knapp. «Viele Unterwalliser haben das Anliegen der Oberwalliser unterstützt.»

Politik: Nicht alles ist zweisprachig

I n Freiburg und Wallis läuft punkto Zweisprachigkeit vieles ähnlich: Alle offiziellen Dokumente, alle Texte des Parlamentes und der Regierung gibt es in Deutsch und Französisch. Die Debatten im Grossen Rat werden in die jeweils andere Sprache simultan übersetzt. In beiden Kantonen ist es jedoch schwierig zu politisieren, wenn man als Deutschsprachiger nicht Französisch kann. Die Vize-Präsidentin des Walliser Staatsrates, Esther Waeber-Kalbermatten (SP), sagt: «Am Anfang war das nicht einfach, ich musste viel lernen.» Da die Mehrheit der Bevölkerung Französisch spreche, seien auch die meisten Dossiers französisch verfasst. An den Sitzungen des Staatsrates spreche jeder in seiner Muttersprache, die Deutschsprachigen Hochdeutsch. Generell sei es für die Französischsprachigen schwieriger, Deutsch zu lernen, da sie immer Dialekt hörten. «Aber wer in der Regierung ist, muss beides können», sagt Waeber-Kalbermatten. In Freiburg ist das etwas anders: «Staatsratssitzungen sind immer auf Französisch», sagt Staatsratspräsident Erwin Jutzet. Wer in Freiburg politisiere, wisse das und müsse sich darauf einstellen. «Auch wenn es bei heiklen Dossiers schon praktisch wäre, wenn ich Deutsch sprechen könnte. Aber man will ja verstanden werden.» mir

Zahlen und Fakten

Ein Viertel der Leute deutschsprachig

Das Wallis ist ein offiziell zweisprachiger Kanton mit knapp 330000 Einwohnern. Gemäss Angaben des Bundesamtes für Statistik sprechen etwa 26,5 Prozent der Bevölkerung Deutsch, 67,4 Prozent Französisch und die restlichen 6,1 Prozent Italienisch und andere Sprachen. Die Sprachgrenze verläuft etwas oberhalb von Siders und teilt den Kanton in das französischsprachige Unterwallis mit acht Bezirken und das deutschsprachige Oberwallis mit sechs Bezirken. Im Vergleich dazu zählt der Kanton Freiburg 300000 Einwohner, davon sind 28,8 Prozent deutschsprachig, 68,5 Prozent französischsprachig und 2,7 Prozent sprechen eine andere Sprache. Sowohl für das Wallis als auch für Freiburg stammen die Prozentzahlen des Bundesamtes aus dem Jahr 2012.mir

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