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Immer öfter geht die Rechnung nicht auf

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«Wann hat die Bauernfamilie Maudonnet wohl zum letzten Mal Ferien gemacht?» Dies fragte Fabrice Bersier, Vizepräsident des Freiburger Bauernverbandes, gestern anlässlich des jährlichen Medienfrühstücks auf dem Hof von Vincent Maudonnet in Bossonnens. «Das ist ein Tabu-Thema», antwortete darauf Maudonnets Frau.

Dieses Beispiel belegt die Opfer, welche Bauernfamilien in sozialer Hinsicht oft bringen müssen, um ihren Hof über die Runden zu bringen. Bereits vor einem Jahr war der Rückgang des bäuerlichen Einkommens das dominierende Thema an der Generalversammlung des Freiburger Bauernverbandes gewesen. Und auch gestern zeigten sich die Vertreter der Freiburger Bauern besorgt.

Seelsorger für Bauern

Präsident Fritz Glauser wies zwar darauf hin, dass das Bundesamt für Statistik für dieses Jahr einen Anstieg des bäuerlichen Durchschnittseinkommens um rund 6 Prozent errechnet hat. Dabei dürfe aber nicht vergessen gehen, dass im letzten Jahr die Bauern eine Verminderung des Einkommens um 6,2 Prozent hinnehmen mussten. Unter dem Strich gesehen verdienen die Bauern also gleich viel wie Ende 2014, obwohl seither zum Beispiel die Krankenkassenprämien weiter gestiegen seien. «Wir bleiben beim Einkommen um 30 Prozent oder mehr hinter vergleichbaren Berufen wie Landschaftsgärtner zurück.»

«Das Einkommen ist doch die Basis einer landwirtschaftlichen Existenz», so Glauser. Er wies darauf hin, dass immer mehr Bauern zu den «working poors» zählen, und sich Burn-outs und Suizide häufen. Im Kanton Waadt gebe es unterdessen einen Seelsorger, der sich eigens um die Landwirte kümmert. Auch in Freiburg wolle man eine solche Einrichtung schaffen. Glauser sagte, dass Personen wie Viehinspektore regelmässig Bauernbetriebe besuchen, und aus diesen Kontakten sollte man ein Netz schaffen, das Alarmzeichen weiterleitet.

Zurück zur Produktion?

Vizepräsident Fabrice Bersier ergänzte, dass heute 30 Prozent eines Betriebsbudgets aus Nebeneinkünften stamme. «Ein Bauernbetrieb sollte doch zu 100 Prozent aus eigenen Mitteln funktionieren können», so Bersier. Es herrsche immer noch ein verklärtes Bild der Landwirtschaft, aber: «Die Realität sieht anders aus.»

Glauser ergänzte: «Wir wollen wieder eine Landwirtschaft, die produziert.» Spätestens für die Landwirtschaftspolitik 2022 bis 2025 erhofft er sich von der Politik einen Richtungswechsel zurück zur Produktion.

An der gestrigen Versammlung der Freiburger Bauern wurde erstmals eine Studie zur Westschweizer Landwirtschaft vorgestellt, welche Wege hin zu einer wirtschaftlichen Besserstellung prüfte (siehe Kasten).

Der Direktor der Freiburgischen Landwirtschaftskammer Frédéric Ménétrey führt den wirtschaftlichen Druck auf eine «sehr liberale Marktideologie» zurück. Alleine in der Westschweiz sei die Zahl der Betriebe innert 30 Jahren von 35 000 auf 13 000 zurückgegangen, und 30 000 Arbeitsplätze seien verloren gegangen, sagte Ménétrey.

Rapsanbau in Gefahr

Wie jedes Jahr spielte auch 2016 das Wetter für die landwirtschaftlichen Erträge eine wichtige Rolle. «In der Landwirtschaft gibt es keine normalen Jahre», so Präsident Fritz Glauser. In diesem Jahr habe das nasse Wetter im Frühling starke Auswirkungen auf die Erträge im Ackerbau und bei der Raufutterernte gehabt. Für Milch- und Ackerbaubetriebe sei 2016 ein schwieriges Jahr, so Glauser. Alleine beim Getreide müsse man mit einem Drittel weniger Ernteertrag rechnen. Prekär sei die Situation bei den Zuckerrübenproduzenten; alleine im nächsten Jahr würden es schweizweit 800 weniger sein. Zudem warnte Präsident Glauser vor den Folgen eines möglichen Freihandelsabkommens der Schweiz mit Malaysia. Wenn der Bundesrat die Einfuhr von Palmöl aus Malaysia zollfrei mache, würden in der Schweiz Ölsaaten, vor allem Raps, praktisch verschwinden.

Studie

Nicht in jedem Fall lohnen sich Investitionen

Die letzte vertiefte Studie über die Westschweizer Landwirtschaft stammt von 1988. Seither erfuhren die Märkte für Landwirtschaftsprodukte eine starke Liberalisierung. Angesichts dessen drängte sich eine aktuelle Studie auf, so Frédéric Ménétrey, Direktor der Landwirtschaftskammer, an der gestrigen Versammlung des Freiburger Bauernverbandes. Die Fachhochschule Agora hat nun eine solche Studie mit Perspektiven erstellt; ihr Autor Martin Pidoux hat sie gestern in Bossonnens vorgestellt. Die Studie dreht sich um 20 Fallbeispiele von Westschweizer Betrieben.

Bei jedem von ihnen wurde geprüft, was beim Status quo geschieht, und was eine neue Strategie bringt. Elf der 20 Höfe müssen so oder so einen Rückgang des Einkommens in Kauf nehmen; festhalten am Status quo würde den Rückgang noch verstärken. Vier Betriebe können das Einkommen erhöhen, wenn sie die Nutzfläche steigern. Und bei fünf Höfen würden Investitionen zu einer noch stärkeren Einkommenseinbusse führen, als wenn sie weitermachten wie bisher.

uh

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