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In Cordast entsteht ein Tiny House als das moderne Stöckli von einst

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Tiny Houses gibt es in vielen Ausführungen. In Cordast entsteht eine Qualitätsvariante der Kleinwohnform. Das Generationenprojekt macht es möglich, das Einfamilienhausquartier im Nachhinein zu verdichten. 

Ein neues Einfamilienhaus verfügt durchschnittlich über 160 Quadratmeter. Dies schätzt Architekt Jeremy Capt. Im Gegensatz dazu steht das Häuschen, welches Capt gemeinsam mit den Architektinnen Jessica Müller und Sandra Jungi im Dorf Cordast bauen will: Es bietet nicht einmal die Hälfte davon. Auf 75 Quadratmetern verteilen sich Eingangsbereich, Küche, Wohnzimmer, Bad, Büro und Schlafzimmer. Das Baugesuch für das Projekt lag bis Ende Januar in der Gemeinde Gurmels öffentlich auf. 

Mit dem Projekt folgen die jungen Architekten einem Trend, der es in den letzten Jahren auch in die Schweiz geschafft hat. «Weniger ist mehr», sagt der 32-jährige Capt und weist darauf hin, dass sich immer mehr Menschen mit ihrem Konsum und mit ihrer Nachhaltigkeit auseinandersetzen. 

Die Profile für das Häuschen sind neben einem Einfamilienhaus ausgesteckt. «Es ist ein Generationenprojekt», erklärt Capt: «Der Sohn übernimmt mit seiner Familie das Elternhaus, und die ältere Generation zieht ins Tiny House auf demselben Grundstück.» Diese Idee ist nicht neu und mit den Stöcklis von Bauernhäusern vergleichbar: Die ältere Generation braucht weniger Wohnraum und übergibt das Haus der jungen Familie. «Es ist ein schöner Plan, denn so haben die beiden Familienteile ihr eigenes Haus und sind gleichzeitig nahe beieinander.»

Die Profile für das Tiny House in Cordast sind ausgesteckt. Das Gartenhaus erhält einen neuen Standort. 
Etelka Müller

Verfügbares Land nutzen

Es ist das erste Tiny House, welches die jungen Architekten planen. Das Murtner Büro Wunschform Architekten befindet sich im dritten Geschäftsjahr. «Wir wollen noch mehr solche Projekte in Angriff nehmen, weil es die Möglichkeit der Nachverdichtung bietet.» Denn mit dem Tiny House könne die rund 1000 Quadratmeter grosse und bereits überbaute Parzelle in Cordast besser genutzt werden. Nach Einschätzung des Architekten bieten gerade Quartiere mit älteren Einfamilienhäusern die Möglichkeit, Bauland im Nachhinein zu verdichten, «denn früher waren die Parzellen oft grösser.» 

«Material lässt sich komplett recyceln»

Bei dem Projekt handelt es sich um eine Kleinwohnform der Sonderklasse, der Architekt Capt spricht von einer «Qualitätsvariante»: Im Gegensatz zu Tiny Houses auf Rädern, die sich leicht an einen neuen Wohnort transportieren lassen, ist das Cordaster Tiny fest verankert und angeschlossen an die Kanalisation. Auch wird es Stein für Stein gebaut: Die Wände werden aus Leichtbacksteinen, die mit Perlit gefüllt sind, erstellt. «Das Material lässt sich komplett recyceln», betont Capt, «und auch der Verputz wird mineralisch sein». Das Gebäude werde atmen können. 

Sie seien nicht begeistert von Minergie-Häusern, ist sich das junge Architekten-Team einig. «Wir bevorzugen Gebäude, die leben und diffusionsoffen sind», sagt Jessica Müller. Gängige Bauten mit Aussenisolationen seien zwar günstiger, «aber man baut sich eigentlich eine Sondermülldeponie», sagt Capt. 

So viel Quadratmeter wie in konventionellen Einfamilienhäusern braucht eigentlich kein Mensch.

Jeremy Capt
Architekt

Um das Cordaster Qualitäts-Tiny autonom zu heizen, ist eine Erdsondenbohrung vorgesehen. Zudem ist eine Photovoltaikanlage geplant. Die Kosten liegen im Total mit rund 300’000 Franken im Vergleich zu anderen Kleinwohnformen relativ hoch: «Gegenüber der Variante aus Stein wäre ein Tiny House aus vorproduzierten Holzelementen viel günstiger», sagt Capt. Auch die Erdsondenbohrung trage viel zu dem Preis bei.

Bei Tiny Houses, die auf zwei Stockwerken kompakter angelegt sind, reiche oft auch eine kleinere Holzpelletheizung. Das Minihaus in Cordast ist auf einem Stockwerk angelegt und nicht unterkellert. Weil mit der aktuellen Gesetzeslage kein Flachdach möglich ist, verfügt es über ein Walmdach mit 18 Grad Dachneigung, «das ist das Minimum, das wir hier bauen dürfen», sagt Capt.

Die drei jungen Architekten stehen voll hinter der Idee, auf kleinerem Raum zu leben: «So viel Quadratmeter wie in konventionellen Einfamilienhäusern braucht eigentlich kein Mensch», sagt Capt. «Mit weniger Wohnraum werden die Hypothek wie auch der Energieverbrauch kleiner.»

«Einen leeren Schrank gibt es kaum»

Auch könne man sich so auf das Wesentliche konzentrieren: «Der Mensch hat die Tendenz, leeren Raum zu füllen.» Einen leeren Schrank gebe es wohl kaum, und auch der Estrich sei immer voll. «Weniger Wohnraum beeinflusst auch das Konsumverhalten: Wir müssen uns fragen, was wir wirklich brauchen.» Mit dem Tiny House in Cordast sei ein guter Schweizer Komfort erfüllt, «es ist ein Mittelding und nicht extrem auf Enthaltsamkeit ausgerichtet».

Ich muss dann nicht mehr so viel putzen.

Brigitte Friedli
Bauherrin

Brigitte Friedli ist die Bauherrin des Tiny House. Die 60-Jährige sieht die Kleinwohnform als Gewinn: «Ich muss dann nicht mehr so viel putzen und Ordnung halten». Auch sei es für sie finanziell attraktiv, «denn die Mieten sind hoch». Die Familie ihres Sohnes sei sofort einverstanden gewesen mit ihrer Idee, und sie freue sich darauf, auch auf die Enkelkinder zu schauen. Sie habe im Einfamilienhaus schon mal ausgemistet, vor dem Einzug ins Tiny House werde sie dies nochmals tun müssen.

Sind Tiny Houses im Trend?

Die Meinungen gehen auseinander: Währenddem die einen der Ansicht sind, dass Kleinwohnformen den Nerv der Zeit treffen, schätzen andere, dass sich der Trend nach mehr Wohnraum durch Corona wieder verstärkt hat. Wie der Schweizer Baumeisterverband in einer Mitteilung schreibt, hat Corona dem Wohnraum mehr Bedeutung gegeben. Der Platzbedarf in Wohnungen habe sich seit 1980 um fast 40 Prozent erhöht. «Reichten vor 40 Jahren noch 31 Quadratmeter pro Person, sind es heute 43 Quadratmeter.» Corona habe diesen Trend nun noch verstärkt.  

Es liegt nahe, dass die Zeit der Pandemie auch dazu führt, dass Menschen neue Wohnbedürfnisse entwickeln. Laut dem Verein Kleinwohnformen nimmt der Wunsch nach diesem Lebensstil deutlich zu: «Das sehen wir in den steigenden Mitgliederzahlen und in den Anfragen», sagt Miriam Kost, Geschäftsleiterin des Vereins mit Sitz in Altdorf.

Rechtliche Grundlagen vereinfachen 

Im Gegensatz zu Deutschland seien Kleinwohnform-Projekte in der Schweiz aber immer noch rar, «beziehungsweise wären Ideen und Wünsche vorhanden, werden aber aufgrund von keinem individuellen Vorgehen in Bezug auf die Handhabung von Kleinwohnformen gebremst». Eine Anfrage eines Bauherrn werde so sehr schnell abgewiesen, «weil die Behörden eine Kleinwohnform gleich werten wie ein Einfamilienhaus in Bezug auf die baulichen Erfordernisse sowie die verkehrstechnische Anbindung und auch, weil man keine Erfahrungen damit hat und es zu viel Umtriebe bedeutet». Das schrecke viele potenzielle Bauherrinnen und Bauherren ab, «obwohl das Interesse gross ist». Und genau hier setze der Verein an: «Wir wollen die rechtlichen Grundlagen schaffen, damit es in Zukunft einfacher geht.»

Doppelt nachhaltig

Das Ziel des Vereins sei eine erleichterte Bewilligungspraxis für nachhaltige Kleinwohnformen. Denn diese Wohnformen liefern laut Miriam Kost einen doppelten Beitrag zur Nachhaltigkeit: «Durch die kleine Grösse reduziert man automatisch den ökologischen Fussabdruck, man nimmt weniger Bodenreserven in Anspruch.» Andererseits besteche die Wohnform durch eine nachhaltigere Bauweise bis hin zu weniger Energieverbrauch wie geringeren Heizkosten, also durch den Lebensstil als solchen.

Ob die Minihäuser effektiv ökologisch und nachhaltig sind, ist stark vom Kontext abhängig. Umgebaute Ställe und Tiny Houses fernab von Siedlungsgebieten können aus raumplanerischer Sicht hinterfragt werden. Verdichtet zu bauen, was kleinflächige Wohnformen einschliesst, spricht für Nachhaltigkeit. Auch die Nachverdichtung, also bereits verbaute Parzellen besser auszulasten, macht aus ökologischer Sicht Sinn.

Definition Tiny House

Es ist nicht ganz klar, bis zu welcher Wohnflächengrösse ein Gebäude als Tiny House (Mikro- oder Minihaus) und ab wann es als Small House (Kleinhaus) bezeichnet wird. Je nach Quelle werden Tiny Houses mit bis zu 45 Quadratmeter und Small Houses mit bis zu 100 Quadratmetern Wohnfläche beschrieben.

Wir wünschten uns, dass die Reglemente offener wären.

Jeremy Capt
Architekt

Ihren Ursprung findet die Idee in den USA, wo immer mehr Kleinsthäuser, oft auch auf Rädern, anzutreffen sind. Manchmal sind es auch umgebaute Bau- oder Zirkuswagen. Im Gegensatz zu den USA bestehen in der Schweiz aber viel umfassendere rechtliche Voraussetzungen, die beim Bau und bei der Nutzung eines Tiny House erfüllt sein müssen, wie auch die drei Architekten des Büros Wunschform bestätigen: «Wir wünschten uns, dass die Reglemente offener wären», sagt Jeremy Capt. Gerade auch, um kleinere Flächen zu nutzen, «ein Tiny House ist bereits auf 100 Quadratmetern möglich». So könne das verfügbare Land sinnvoll genutzt werden, «denn Land ist ein Gut, von dem wir immer weniger haben», so der Architekt.

 

Kommentar (1)

  • 05.02.2021-Christoph Capt

    Ich finde die Idee und die Realisierung dieses Projekts grossartig. Besonders in diesem Fall ist es toll dass die Eltern ganz in der Nähe ihres Sohnes weiterleben können und gleichzeitig autonom sind. Sie sind somit nie ganz alleine auf sich gestellt. Dies gibt eine grosse Sicherheit im Alter.

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