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In den Katakomben des Kraftwerks

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Im hohen Bogen spritzt das Wasser aus der Staumauer des Schiffenensees. Robert Köstinger, früherer Barragist der Schiffenenstaumauer, lässt für die FN einer von vier Grundablässen der Staumauer öffnen. Der Ablass ist gerade mal zwölf Zentimeter geöffnet, möglich wären jedoch bis zu drei Meter. Kaum vorstellbar, mit welcher Wucht dann das Wasser auf den Beton prallen würde.

Nur selten kann man bei einer Staumauer von aussen beobachten, wie Wasser abfliesst. Normalerweise ergiesst sich das Wasser durch Leitungen in der Staumauer direkt zu den Turbinen. Ist der Pegel des Stausees zu hoch, muss Groupe E zusätzlich die Ablässe am Grund der Staumauer oder an ihrer Krone öffnen. Letztmals geschah dies 2014 nach intensiven Regenfällen. «Wir dürfen aber gar nicht alle Ablässe auf einmal komplett öffnen, sonst setzen wir Laupen unter Wasser», erklärt Köstinger. 31 Jahre lang war er für den reibungslosen Betrieb der Staumauer zuständig. Nun ist er pensioniert und führt Besuchergruppen durch das Kraftwerk.

Seewasser als Kühlung

Köstinger führt die Besucher Stockwerk für Stockwerk durch das Kraftwerk. Im Erdgeschoss ragen zwei Bauwerke aus dem Boden, die entfernt an Raketen aus der Raumfahrt erinnern. Es ist der oberste Teil der beiden grossen Turbinen, die jeweils 21 Meter hoch sind. Einige Stockwerke tiefer nehmen der Lärm und die Wärme zu. Tief unter der Erde erreicht die Gruppe das Herzstück: die Turbine. Die Zuleitungen und das Schaufelrad sind durch ein Gehäuse gut abgeriegelt.

Damit die Turbinen nicht überhitzen, werden sie mit Seewasser gekühlt. Beim Kernkraftwerk Mühleberg führt die Kühlung mit Aarewasser regelmässig zu Diskussionen um die Sicherheit. «Das ist bei uns kein Problem», erklärt Köstinger, «das Kühlwasser fliesst zuerst in eine tiefe Grube.» Erst wenn es ganz abgekühlt sei, werde es wieder in die Saane gepumpt. Das Ziel der Grube sei aber in erster Linie, zu verhindern, dass Ölrückstände in die Saane gelangten. «In der Grube gibt es Sensoren, die Ölrückstände sofort feststellen würden.»

Sicherheit grossgeschrieben

Durch eine schmale Tür führt Köstinger die Besucher direkt von der Maschinenhalle in die Staumauer. Im schmalen Gang fühlt man sich wie in einem Bergwerk. Vor zwei Nischen mit technischen Apparaturen hält Köstinger inne. «Das sind zwei Lotsysteme», erklärt er. Diese messen kleinste Verschiebungen der Staumauer. Es ist eine von zahlreichen Sicherheitsmassnahmen, die der Bund für Wasserkraftwerke vorschreibt. Alle fünf Jahre vermessen zudem Geometer das Gelände um die Staumauer herum per Satellit. «So könnte man frühzeitig feststellen, wenn sich zum Beispiel die Felsen am Rand der Staumauer zu stark bewegen würden», erklärt Köstinger.

Wie sicher ist die Staumauer bei einem Erdbeben? «Ich würde sagen, ziemlich sicher», meint Köstinger diplomatisch. Ganz sicher wisse man das mangels Erfahrung nie. Doch bei den kleineren Erdbeben, die sich in der rund 50-jährigen Betriebszeit des Kraftwerks ereignet hätten, habe sich die Staumauer nie nennenswert bewegt.

Zwei ferngesteuerte Schieber sorgen dafür, dass das Wasser aus dem See auf die Turbinen fliessen kann. «Würde man die Schieber zu schnell komplett hochziehen, wäre die einströmende Luft so stark, dass sie die Anlagen ernsthaft beschädigen könnte.» Darum dürfe der Mitarbeiter die Schieber nur behutsam hochziehen.

Im Kommandoraum

Eine halbe Stunde später: In der Leitstelle der Groupe E in Granges-Paccot ist das Kraftwerk von Schiffenen nur noch ein Punkt auf der grossen Leinwand an der Wand. Auf der linken Seite der Leinwand sind alle Kraftwerke des Unternehmens zu sehen. Auf der rechten Seite ein Gewirr von Leitungen und Knotenpunkten. «Hier haben die Mitarbeiter die Übersicht über unser Netz.» Drei Mitarbeiter, sogenannte Dispatcher, sitzen an ihrem Arbeitsplatz, jeder vor sechs Bildschirmen. «Diese Zentrale ist rund um die Uhr mit mindestens zwei Mitarbeitern besetzt», erklärt Groupe-E-Sprecherin Iris Mende. Ein Dispatcher steuert die Kraftwerke, einer seiner Kollegen überwacht das Netz.

Hin und wieder klingen akustische Signale durch den Raum. «Sie zeigen den Mitarbeitern, wo sie gerade etwas überwachen müssen.» Wieder erklingt ein Signal. Auf der grossen Leinwand beginnt der Schriftzug «Schiffenen» zu blinken. «Dort führen wir gerade Wartungsarbeiten durch», erklärt Mende. Viele Probleme können die Mitarbeiter direkt von der Leitstelle aus beheben. Reicht das nicht, rücken Mitarbeiter von verschiedenen Standorten zu den Kraftwerken oder den Leitungen aus.

Die Dispatcher müssen dafür sorgen, dass immer so viel Strom zur Verfügung steht, wie gerade benötigt wird. Befindet sich zu viel Strom in der Leitung, schalten Sicherungen zuerst einzelne Kraftwerke aus. Im schlimmsten Fall könnte durch die Überlastung ein Teil des Netzes zusammenbrechen. Um dies zu verhindern, berechnet bei Groupe E eine eigene Abteilung im Voraus den täglichen Strombedarf. «Dafür haben wir auch Meteorologen im Haus», erklärt Iris Mende. Denn Temperaturen und Dauer des Sonnenscheins beeinflussen den Stromverbrauch markant. Aufgrund des berechneten Verbrauchs schalten die Dispatcher Kraftwerke zu oder ab. Meistens weicht aber der tatsächliche Verbrauch vom errechneten Verbrauch mehr oder weniger stark ab, so zum Beispiel, wenn die Sonne weniger lang scheint als angenommen. «Dann müssen die Dispatcher schnell reagieren und eine zusätzliche Turbine ein- oder ausschalten.»

Strom schnell umleiten

Auf der anderen Seite der Zentrale sind Mitarbeiter darum besorgt, eine möglichst stabile Stromversorgung zu garantieren. «Fällt eine Leitung aus, muss der Dispatcher möglichst schnell auf eine alternative Leitung umschalten», sagt Mende. Das lasse sich durchaus mit einer Umleitung im Strassenverkehr vergleichen. Erst wenn diese Umleitung auch noch ausfällt, würden die Kunden einen Stromausfall bemerken. Das geschieht etwa bei einem Sturm, wenn an mehreren Orten Bäume auf die Leitungen fallen.

Früher mussten bei einem Stromausfall möglichst viele elektrische Geräte im Haushalt ausgeschaltet werden, ruft Jean-Marc Bourqui, Verantwortlicher für die Leitstelle, in Erinnerung. Diese Regel gelte heute nicht mehr gleichermassen wie früher: «Das Netz ist heute viel robuster.» Trotzdem erleichtere es den Mitarbeitern von Groupe E die Arbeit, wenn die nicht benötigten Geräte bei einem Stromausfall ausgeschaltet werden.

Im Moment ist die Stimmung in der Leitzentrale gelassen. «Das kann aber auch ganz anders aussehen», erzählt Iris Mende. Gerade nach einem Sturm oder bei Hochwasser könne es durchaus recht hektisch werden.

«Diese Zentrale ist rund um die Uhr mit mindestens zwei Mitarbeitern besetzt.»

Iris Mende

Sprecherin Groupe E

Serie

Ein Blick hinter die Kulissen

Zum Jahresbeginn öffnen die FN Türen, die normalerweise geschlossen sind. In einer losen Folge erhalten die Leserinnen und Leser Einblicke in Bereiche, die sonst öffentlich nicht zugänglich sind.

im

Bisher sind erschienen: In einer Gefängniszelle in Bellechasse (4.1.); Das Warenlager von Manor (5.1.); Mit der Spitex unterwegs (7.1.); Die Grossküche des Campus Schwarzsee (13.1.); Die Depots des Naturhistorischen Museums Freiburg (14.1.); Hinter den Kulissen der Freiburger Oper (17.1.); Bei der Dargebotenen Hand (18.1.).

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