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In der Hölle der Abhängigkeit

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1944 uraufgeführt, ist das Drama «Geschlossene Gesellschaft» («Huis clos») des französischen Schriftstellers und Philosophen Jean-Paul Sartre bis heute ein sehr beliebtes Bühnenstück. Nicht umsonst, sagt die Salvenacher Jungschauspielerin Rachel Müller: «Es ist ein Stück, das viel Freiraum bietet. Man kann es immer wieder neu auf die Bühne bringen, und es bleibt immer spannend.» Die 27-Jährige ist Teil einer jungen Freiburger Truppe, die «Geschlossene Gesellschaft» ab dem 19. Februar im Kellerpoche in Freiburg zeigen wird.

Die «Deutschfreiburgische Theaterbrut» ist ein neues Projekt der Deutschfreiburgischen Theatergruppe (DFTG), die damit den Theaternachwuchs fördern will. Die DFTG hat dafür den 27-jährigen Regisseur Christoph Mayer engagiert und ihm den Auftrag erteilt, den Sartre-Klassiker nach seinem eigenen Gusto zu inszenieren. «Ich hatte völlig freie Hand», sagt Mayer–eine Freiheit, die er zu schätzen wisse.

Der Blick der anderen

Den ganzen Sommer habe er daran gearbeitet, das Stück neu zu übersetzen, so der Deutsch- und Sportlehrer. Doch es blieb nicht bei der Übersetzung: Er habe sich schon früher mit existenzialistischen Texten beschäftigt, erklärt Mayer, und habe nun für seine Version von «Geschlossene Gesellschaft» aus dem Vollen geschöpft. So enthält sein Text auch Zitate von Albert Camus und Georg Büchner und nimmt Bezug auf die soziologische Theorie des symbolischen Interaktionismus.

Was kompliziert und überladen tönt, ist für Mayer im Kern ganz einfach: «Letztlich geht es um das Urteil, das Menschen übereinander fällen, um das Bild, das wir voneinander haben–und um die Abhängigkeit von diesem Bild.» Und dieses Thema ist heute aktueller denn je: Die öffentliche Selbstdarstellung ist so präsent wie nie, und nie haben Menschen sich so sehr über das Bild definiert, das andere von ihnen haben. Genau darum gehe es in «Geschlossene Gesellschaft», sagt Christoph Mayer: um drei Personen, die sich in der Hölle wiederfinden, jedoch nicht in einer Hölle aus Feuer und Folter, sondern in einer Hölle, die in der gegenseitigen Abhängigkeit besteht. «Die Hölle, das sind die anderen»: So lautet denn auch der berühmte Kernsatz aus Sartres Drama.

Auch bei der Inszenierung hat Mayer seine Freiheiten ausgeschöpft und sich für eine moderne Version des Stücks entschieden: Die Figuren leben (und sterben) in der Gegenwart, sie sind auf Facebook, Twitter und Instagram aktiv, auf der Bühne agieren sie mit einer Handkamera, und auf einem grossen Bildschirm ergänzen Videosequenzen die Handlung.

Die Stärken des Originals blieben jedoch unangetastet, betont Mayer: «Das Stück lebt vom genialen Aufbau, der zwischenmenschlichen Dynamik und der stetigen Spannung.» Das werde auch im Kellerpoche nicht anders sein–auch wenn er sich für den Schluss eine Überraschung habe einfallen lassen. Dass dies alles so gut funktioniere, liege nicht zuletzt an seiner Truppe, so der Regisseur: Mit Rachel Müller, Dinah Marti, Thomas Aeppli und Sven Jungo hat Mayer vier Schauspielerinnen und Schauspieler engagiert–alle zwischen 23 und 30 Jahre alt–, die sich zum grössten Teil schon vorher kannten und bereits zusammen auf der Bühne standen. «Es ist ein bisschen paradox», sagt dazu Rachel Müller. «Die Figuren im Stück verstehen sich überhaupt nicht–doch unsere Inszenierung funktioniert nur, weil wir uns alle so gut verstehen.»

Kellerpoche, Samaritergasse 3, Freiburg. Premiere: Fr., 19. Februar, 20 Uhr. Weitere Aufführungen: 20., 26. und 27. Februar, jeweils 20 Uhr; 21. Februar, 17 Uhr. www.kellerpoche.ch.

Das Stück: Drei Menschen in der Hölle

D as Stück «Geschlossene Gesellschaft» spielt in der Hölle, wo drei Menschen sich in gegenseitiger Abhängigkeit als Peiniger und Opfer ausgeliefert sind. Estelle (gespielt von Rachel Müller) hat ihr Kind ermordet und ihren Geliebten in den Selbstmord getrieben. Die lesbische Inès (Dinah Marti) hat eine verheiratete Frau verführt und sie und ihren Mann in den Tod getrieben. Und Garcin (Thomas Aeppli) hat seine Ehefrau betrogen. Von einem geheimnisvollen Diener (Sven Jungo) in einen Raum eingeschlossen, sind die drei dazu verdammt, sich auf ewig gegenseitig zu quälen. Sie werden zu ihren eigenen Folterknechten, indem keiner dem anderen das geben kann, was dieser von ihm braucht. Sartre dramatisierte mit dem Stück seine Philosophie des Existierens im Blick des anderen aus seinem Hauptwerk «Das Sein und das Nichts».

Christoph Mayer hat seine Hölle in einen Keller verlegt: passend zum Aufführungsort im Kellertheater, wo das Publikum die Enge am eigenen Leib zu spüren bekommt. cs

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