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«In der Medizin hat Magie nichts verloren»

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Frau Grams, Sie sind Ärztin, haben eine Homöopathie-Praxis geführt und wollten eigentlich ein Buch schreiben über den Nutzen der Homöopathie. Doch dann kam ein Buch heraus, in dem Sie ihr abschworen. Was war passiert?

Ich habe der Homöopathie lange Zeit vertraut – so wie ganz viele Menschen. Ich habe sie nicht besonders kritisch hinterfragt, auch weil sie mir selbst geholfen hat. Für das Buch wollte ich nun einen Schritt weitergehen und mich wirklich mal mit den kritischen Punkten der Homöopathie auseinandersetzen, die ich bisher ausgeblendet hatte. Doch dabei merkte ich: Viele Argumente der Homöopathie sind auf Sand gebaut und überhaupt nicht haltbar. Sowohl, was den Wirkmechanismus, als auch, was die Wirksamkeit angeht.

Es gibt aber eine ganze Reihe wissenschaftlicher Studien, die eine Wirksamkeit der Homöopathie belegen.

Das habe ich früher auch gesagt: Es gibt diese Studien, die eine Wirksamkeit nahelegen, also muss doch was dran sein. Ich kann es auch niemandem verdenken, wenn er gleich denkt. Warum soll man wissenschaftlichen Studien misstrauen, gerade als Laie? Aber man muss Studien richtig lesen lernen – in meinem Medizinstudium kam das viel zu kurz.

Warum?

Wir lernten nie richtig, wie man Studien aufbaut, wie man sie interpretiert, welche Werte dafür wichtig sind, wie man Zahlen miteinander vergleicht, um zu soliden Aussagen zu kommen. Viele homöopathischen Studien sind methodisch sehr schlecht. Und je schlechter sie sind, desto stärker verzerren sie die Ergebnisse zugunsten der Homöopathie. Robert Ma­thie, einer der wichtigsten Homöopathie-Forscher, der vier grosse Übersichtsstudien publiziert hat – und der als Homöopath sicher nicht negativ voreingenommen ist –, sagt es selbst: Die Aussagen aus Studien, wonach Homöopathie besser als Placebo wirke, seien mit äusserster Vorsicht zu interpretieren, weil die methodische Qualität nicht ausreichend gut für klare Schlussfolgerungen sei.

Was heisst das?

Erst jüngst hat Mathie Ergebnisse von Überblicksarbeiten veröffentlicht und dabei auch beurteilt, ob Studien zur Homöopathie einen sogenannten Bias – also eine Voreingenommenheit in der Planung oder Interpretation der Ergebnisse – haben. Die meisten Studien hatten ein «high risk of bias». Von der Behauptung der Homöopathie, schnell, sanft, dauerhaft und sicher selbst chronische und schwerste Krankheiten heilen zu können, sehen wir trotzdem nichts in wissenschaftlichen Studien. Die Ergebnisse werden von Homöopathen total überinterpretiert, wohl auch weil sie die Sprache wissenschaftlicher Studien nicht richtig beherrschen. Das ist kein Vorwurf, sondern einfach eine Tatsache.

Auch bei manchen Methoden der Schulmedizin kennt man den Wirkmechanismus nicht. Das spricht noch nicht gegen die Homöopathie.

Da gibt es zwei grosse Unterschiede. Erstens mag bei gewissen Medikamenten zwar der Wirkmechanismus nicht ganz geklärt sein. Aber dafür ist die Wirksamkeit klar bestätigt. Zum Beispiel wissen wir auch beim weitverbreiteten Schmerzmittel Paracetamol nicht ganz genau, wie es im Körper funktioniert. Aber es gibt genug Belege dafür, dass es gut darin ist, Schmerz zu lindern. Und zweitens sind die möglichen Wirkmechanismen nicht unplausibel. Sie sind nicht von vornherein mit einer Unwahrscheinlichkeit ausgestattet wie bei der Homöopathie. Diese besagt ja, dass ein nicht mehr vorhandener Wirkstoff eine Wirkung haben soll.

Es gibt aber schon Erklärungen für den Wirkmechanismus der Homöopathie: Das Wasser des Präparats kann sich an den Wirkstoff erinnern.

Diese Erklärung stimmt leider nicht.

Warum nicht?

Die Homöopathie hat nur eine zwischenmenschliche oder psychologische Wirkung, sprich Placebo. Dieser Effekt tritt bei jeder Therapie ein. Aber darüber hinaus hat die Homöopathie keine spezifische, arzneiliche Wirkung. Das ist nicht bloss meine Meinung, sondern der Stand der Wissenschaft. Es ist schlicht kein Wirkstoff vorhanden, der eine Wirkung haben könnte. Und die von Homöopathen proklamierte «Transformation in das Energetische» findet nicht statt. Das ist erwiesen aufgrund des Wissens in Chemie, Physik, Pharmakologie und Physiologie.

Bevor es den Geigerzähler gab, konnte man auch keine Radioaktivität nachweisen. Vielleicht haben wir einfach die Messmethode für die Homöopathie noch nicht gefunden.

Nein. Wir sind mit dem Wissen so weit, dass wir diese Dinge beurteilen können. Wir können beurteilen, dass bei einer grobmotorisch geschüttelten Lösung mit nicht mehr vorhandenem Wirkstoff keine Energie entsteht oder übertragen wird. Dafür reichen unsere Messmethoden völlig aus. Es ist einfach auch eine Frage des gesunden Menschenverstands. Wir sagen ja auch nicht: Vielleicht sind es Einhörner, die uns gesund machen. Wir haben einfach noch nicht die richtige Messmethode gefunden.

Aber es hat doch auch etwas Schönes, an Einhörner zu glauben.

Das stimmt. Es gibt diesen magischen Aspekt, der wundervoll ist. Wir alle glauben nicht wirklich an Einhörner oder an den Osterhasen, weil es natürlich Quatsch ist. Aber wir gestehen zu, dass wir magisches Denken mit einem gewissen Humor, einer gewissen Leichtigkeit oder eingebettet in ein Glaubenssystem tolerieren. Das ist okay für Kinder, und es ist okay, wenn man religiös gläubig ist. Aber in der Medizin hat diese Magie nichts verloren. Das zu erkennen, war für mich hart. Ich habe mich aus dieser magischen Welt he­rausbegeben, als ich mit der Homöopathie aufhörte. Und heute muss ich sagen: Auf dem Boden der Tatsachen liegt leider wenig Glitzer. Vorher konnte ich an Energien glauben, die es nicht gibt. Konnte glauben, dass alles miteinander zusammenhängt. Und dass ich die Möglichkeit habe, all das zu beeinflussen. Manchmal fehlt mir das heute, aber so ist die Realität.

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