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«In der Schweiz ist die Uhrzeit wichtig»

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Sieben Personen aus sieben Nationen erheben sich zum Beginn der Deutschlektion im Gebäude des Roten Kreuzes Freiburg. Kursleiter Karl Heinz Barthelmes stimmt ein Lied an. «Sei willkommen in unserem Kreis», singen sie und vermitteln dadurch sogleich ihre Hauptbotschaft: Im Kurs ist jeder und jede willkommen, der oder die Deutsch lernen möchte.

«In Freiburg ist es wegen des Französischen schwer, Deutsch zu üben», sagt Teilnehmerin Inna Maltseva. Eine zusätzliche Hürde stelle der Dialekt dar. Sie erklärt dies zwar noch zögernd, findet aber die richtigen Worte. Inna Maltseva kam vor acht Monaten aus der Ukraine in die Schweiz. Seit September trifft sie sich mit den anderen Kursteilnehmern zum Deutschunterricht.

Begriffe für den Alltag

Neben der Ukraine sind noch verschiedene andere ­Nationen vertreten: Kosovo, Sri Lanka, Tunesien, Vietnam, Afghanistan und Kirgistan. Gemeinsam üben sie in dieser Lektion den Besuch beim Arzt. Das Rote Kreuz möchte keine Sprachschule sein. Es gehe um das Anwenden der Sprache in Alltagssituationen – wie eben beim Arztbesuch. Die Teilnehmer lesen nacheinander eine Zeile aus einem fiktiven Dialog vor. Geduldig gehen sie Wort für Wort durch. Was bedeutet Fieber und was heisst Kopfschmerzen, wie kann ein Schmerz beschrieben werden? Beim Arztbesuch ist dieser Wortschatz wesentlich.

Kursleiter Karl Heinz Bar­thelmes sammelt Begriffe und notiert sie an der Wandtafel: stechend, brennend, reissend. Die Teilnehmer schreiben fleissig mit. Neben den Schreibblöcken liegen ihre Handys. Sie übersetzen die Wörter teilweise direkt aus ihrer Muttersprache.

«Wichtig ist auch, dass man den Ort des Schmerzes benennen kann», sagt Barthelmes und teilt ein Papier mit einer Grafik des menschlichen Körpers aus. Wieder wird geduldig jedes Wort angeschaut. Der Kopf, der Hals und so weiter. «Der Po ist nicht nur ein Fluss in Italien», schmunzelt Barthelmes und schreibt die beiden Buchstaben an die Tafel. Das scharfe Z beim Wort Zehe macht besonders Mühe. Die Teilnehmer murmeln das Wort vor sich hin. «Zehe ist nicht das Gleiche wie Zähne», notiert Barthelmes. Die Frage, welchen Teil des Fusses das Wort genau bezeichne, kommt auf. Eine Kursteilnehmerin hebt spontan ihren Fuss über den Tisch und deutet auf ihre Zehen. So helfen sie sich gegenseitig.

Ein klares Ziel vor Augen

Die Motivation der Teilnehmer ist gross. Ihr Ziel ist es, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Das kurbelt ihre Fortschritte an. Der Afghane Hashmatullah Hamidi ist seit vier Monaten in der Schweiz und besucht mehrere Deutschkurse. Er setzt Wörter und ganze Sätze zusammen und drückt so seinen grössten Wunsch aus: eine Arbeitsstelle zu finden und mit der Familie einmal nach Bern oder Zürich zu ziehen.

Deutsche Sprachkapriolen

Auch die Organe werden durchgenommen. Im Kurs steht nicht das Konjugieren von Verben im Vordergrund, sondern das Lernen von ganzen Sätzen. «Das Gehirn ist das, was drin ist in der Schachtel», sagt Barthelmes und klopft sich auf den Kopf. Wieder geht es den Körper abwärts. Für ein peinlich berührtes Lachen sorgt das Wort Eierstock. Doch zeigt sich da auch die Schwierigkeit der deutschen Sprache. Denn was hat der Eierstock mit einem Stock zu tun? «Zum Spazierengehen ist das nicht», sagt Barthelmes und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Karl Heinz Barthelmes – von den Teilnehmern Charlie genannt – leitet den Kurs. Er ist ebenso freiwillig mit dabei wie die Teilnehmenden. «Als Deutscher bin ich selbst ja auch ein Ausländer», sagt der pensionierte Pfarrer. Ihm gefalle die Begegnungsarbeit, wie er sie nennt. «Es ist eine schöne gegenseitige Lernerfahrung.» Er gesteht, dass auch er stereotype Vorstellungen betreffend andere Nationen habe. Durch den Kurs reflektiere er diese selbstkritisch und baue sie ab. Auch über die Schweiz lerne er viel.

Das zeigt sich im letzten Teil des Kurses. Die Uhrzeit wird wiederholt. «In der Schweiz ist die Uhrzeit wichtig», betont er. In der Übung wird nicht nur der Unterschied zwischen 3.15 Uhr und 15.15 Uhr gelernt, auch die Zahlen werden repetiert. Ob die Migranten das Gelernte zu Hause wiederholen, ist ihnen überlassen. Es ist 16.30 Uhr, und der Kurs ist vorbei.

 

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