Die Stadt Freiburg plant im Quartier Beaumont-Vignettaz-Monséjour einen öffentlich zugänglichen Park. Die Baubewilligung wurde am Freitag im Amtsblatt aufgelegt. Allerdings gibt es auch Kritik am Vorgehen der Stadt.
Öffentliche Parkanlagen gibt es in der Stadt Freiburg – anders als in anderen Städten wie Basel oder Genf – nicht viele. Das liegt am Umstand, dass in Freiburg die Natur nicht weit weg ist. Doch auch in der Zähringerstadt wird immer häufiger verdichtet gebaut. So auch im Quartier Beaumont-Vignettaz-Monséjour, wo mit dem Projekt Friglâne ein neues Quartier im Quartier entstehen soll. Vorgesehen ist der Bau von 350 Wohnungen, Büro-, Gewerbe- und Geschäftsflächen (die FN berichteten). Zur Gewährleistung der Lebensqualität und zur Reduktion von versiegelten Flächen wollen die Projektplaner darum am Rande des ehemaligen Logistikzentrums der Swisscom über dem früheren Graben des Perolles-Bachs einen 4000 Quadratmeter grossen Park errichten.
Park als Schlüsselelement
Der Graben-Park ist nach Aussagen der Stadt ein Schlüsselelement in der Entwicklung des neuen Wohnquartiers. Das Projekt schlägt vor, den dort bereits bestehenden kleineren Park zu vergrössern und umzugestalten, um seine topografischen und räumlichen Bezüge zu den umliegenden Quartieren und Gebäuden zu verbessern. Zwei Wege für den Langsamverkehr erschliessen den Park: Der erste verbindet die Vignettaz- und Beaumont-Quartiere miteinander und erschliesst die Vignettaz-Schule, den Vorplatz des Generali-Turms und das neue Friglâne-Quartier. Der zweite Weg durchquert den Park von Osten nach Westen und verbindet die Châtelet-Strasse mit der Glane-Strasse entlang des bestehenden Waldstreifens. Die verschiedenen Räume des Parks sind um eine grosse Wiese angelegt, die als zentraler und offener Raum zum Entspannen und Spielen gedacht ist.
Obstgarten
Am Rande der Vignettaz-Schule sieht das Projekt ferner eine Fläche für einen gemeinschaftlichen Gemüsegarten vor. Die Biodiversität des Parks wird mit einer Bepflanzung angereichert, die alle Vegetationsstufen umfasst: Krautpflanzen, Sträucher und Bäume. Die Bäume werden in den natürlichen Boden gepflanzt, der Waldstreifen im Süden der Parzelle wird mit Arten verstärkt, die an das aktuelle und zukünftige Klima angepasst sind. Im Norden, am Rande des neuen Gebäudes der Vignettaz-Schule, werden ein Obstgarten angelegt mit verschiedenen Baumarten, wie Apfel-, Birnen-, Pflaumen- und Kirschbäumen, sowie Linden gepflanzt. Zwanzig bestehende Bäume bleiben erhalten, während elf andere, die eine zu geringe Anpassungsfähigkeit aufweisen, gefällt werden sollen. Letztere werden durch die Pflanzung neuer Bäume ersetzt. Insgesamt wird der Baumbestand fast verdreifacht.
Abriss von Garagen
Um den Park zu vergrössern und die Zufahrtsstrasse direkt unterhalb des Schulhauses aufheben zu können, müssen unter anderem die Garagen, die auf privatem Grund stehen, entfernt werden. Sie werden durch eine bestimmte Anzahl Parkplätze in der Tiefgarage kompensiert.
Dem Projekt liegen mehrere Jahre Planung zugrunde. Sie fand in Zusammenarbeit zwischen der Stadt, den im Konsortium Route de la Glâne zusammengeschlossenen Projektentwicklerinnen Helvetia Lebensversicherungsgesellschaft AG und Raiffeisen-Pensionskasse und den privaten Grundstückseigentümerinnen Generali und Mobiliar statt. Der Park wird von Helvetia-Lebensversicherungen und der Raiffeisen-Pensionskasse finanziert und angelegt, jedoch von der Stadt für eine öffentliche Nutzung unterhalten. Er soll in rund fünf Jahren eröffnet werden.
Kritik
Bürgerkollektiv vermisst Informationen
Das Kollektiv Lebensqualität Beaumont-Vignettaz hat bereits verschiedentlich Kritik am Bauprojekt Friglâne geübt (die FN berichteten). In einer Medienmitteilung begrüsst es nun aber die Errichtung eines Parks als Teil des neuen Quartiers. Allerdings beanstandet das Kollektiv die Fragmentierung der öffentlichen Auflagen. So wurde das Baugesuch für das Projekt Friglâne bereits im vergangenen Sommer aufgelegt, dasjenige für den Graben-Park jetzt. Diese Vorgehensweise sei verwirrend und ermögliche den direkt betroffenen Anwohnern keinen Gesamtüberblick über das Projekt Friglâne. Zudem kritisiert das Kollektiv, dass weder die Quartiervereinigung noch die Anwohner in irgendeiner Weise von der Stadt oder den Promotoren in das Parkprojekt einbezogen oder informiert worden seien. «Wir bedauern weiterhin den Mangel an Informationen zum Projekt Friglâne und zur Detailplanung dieser Zone vor der öffentlichen Ausschreibung.»
Das Kollektiv zeigt sich schliesslich besorgt über mögliche Lärmemissionen durch die öffentliche Nutzung der Parkanlage. Der Abriss der privaten Garagen (siehe Haupttext) und damit der Verlust von nahe liegenden Parkmöglichkeiten könnte zudem für Seniorinnen und Senioren sowie für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ein Problem sein. «Das Kollektiv kritisiert, dass offensichtlich keine globale Sichtweise darüber besteht, welche Auswirkungen die 350 Wohnungen von Friglâne haben werden.» So etwa für die Vignettaz-Schule. Auch sei für die drei- bis vierjährige Bauzeit kein Sicherheitskonzept entwickelt worden. rsa
Reaktion
Gemeinderätin räumt gewisses Informationsdefizit ein
Bauvorsteherin Andrea Burgener (SP) wehrt sich auf Anfrage der FN gegen die Vorwürfe des Kollektivs Lebensqualität Beaumont-Vignettaz. Sie räumt zwar ein, dass das Projekt Friglâne zu einem Zeitpunkt angedacht und entwickelt worden sei, als Mitsprache noch kleingeschrieben worden seien. Das Projekt sei aber in verschiedenen Zusammenhängen thematisiert worden. Dies zum Beispiel im Rahmen von Informationsveranstaltungen zur Auflage des Ortsplans. «In Vertretung des Gemeinderats habe ich zudem an der Quartierversammlung im Januar 2017 über die Detailbebauungspläne (DBP) Friglâne und Africanum sowie den anstehenden Schulneubau in der Vignettaz informiert.»
Keine Einsprachen gegen DBP
Gegen den im Juni 2018 öffentlich aufgelegten Detailbebauungsplan seien indes keine Einsprachen eingegangen, so Burgener. Auch habe es keine Reaktionen gegeben, als kurz danach in der Quartierzeitung das dazugehörende separate Projekt des Parks vorgestellt worden sei. Burgener bedauert dagegen, dass es die Bauherren und die Stadt versäumt haben, vor der Auflage des Bauprojekts im letzten Sommer öffentlich zu informieren. «Dafür übernehme ich die Verantwortung.» Gegen das Baugesuch gingen vier Einsprachen ein, eine davon ist bereits erledigt.
Burgener gibt weiter zu, dass wegen der Corona-Pandemie keine Informationsveranstaltungen zum Park abgehalten werden konnten. Allerdings habe es seitens der Direktion bereits Treffen mit dem Kollektiv gegeben, um Fragen zum Detailbebauungsplan und Bauprojekt zu behandeln. «Am 4. Februar findet ein weiteres Treffen statt, an dem der Stadtarchitekt und ich anwesend sein werden. Ich hoffe auf einen konstruktiven Dialog.» Antworten auf Fragen, die im Generalrat in der Session vom letzten Dezember gestellt worden seien, würden in der Februar-Session behandelt.
Mobilität thematisiert
Was die Befürchtung von Lärmemissionen durch den öffentlichen Park angeht, verweist Burgener auf das Polizeireglement, das der Stadt die Möglichkeit gibt, wenn nötig einzugreifen. Zum Abriss der Garagen und der Kompensation der Parkplätze in der Tiefgarage sagt Burgener: «Das gibt die Möglichkeit, den Park zu vergrössern und die Zufahrtsstrasse direkt unterhalb des Schulhauses aufzuheben, was grössere Sicherheit auf dem Schulweg mit sich bringt.» Weiter betont die Gemeinderätin, dass die Schulplanung integraler Bestandteil des Detailbebauungsplans sei. Zur Kritik des fehlenden Sicherheitskonzepts während der Bauzeit sagt Burgener, dass ein solches nicht Bestandteil eines Baugesuchs sei. «Es wird erst vor Baubeginn entworfen.» Das Raumplanungs- und Mobilitätsamt beteilige sich an der Erarbeitung des Konzepts und setze Bedingungen. Überhaupt seien Mobilitätsfragen rund um das Schulhaus Vignettaz von Beginn an, parallel zur Planung der Überbauung, mit dem Quartier- und dem Elternverein diskutiert worden. «Lösungen sind im Baugesuch enthalten.» rsa
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