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«In diesem Film steckt meine Seele»

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Fünf Jahre nach «Mein Name ist Bach» ist diese Woche mit «Luftbusiness» der zweite Spielfilm von Dominique de Rivaz in den Kinos angelaufen. Anlässlich der Premiere im Kino Rex weilte die Regisseurin und ehemalige Medienverantwortliche des Internationalen Filmfestivals Freiburg in Freiburg und sprach mit den FN über ihren Film und ihre Arbeit.
«In diesem Film steckt meine Seele»
Carole Schneuwly
Die Regisseurin Dominique de Rivaz hat in diesen Tagen einen dicht gedrängten Zeitplan. Zum Kinostart ihres zweiten Spielfilms «Luftbusiness» reiht sich Termin an Termin. Da ist Multitasking gefragt, und wer sich mit ihr zum Interview trifft, muss auf alles gefasst sein – zum Beispiel, dass sie einem noch vor der Begrüssung Nadel und Faden entgegenstreckt und fragt, ob man ihr beim Einfädeln helfen könne, sie müsse da nämlich noch rasch etwas nähen. Gleichzeitig bestellt sie ihre Coca-Cola und bittet den Fotografen um Tipps für einen bevorstehenden Kamerakauf.
Kein Zweifel: Die Frau sprüht vor Energie, selbst wenn sie sagt, sie sei gerade etwas müde. Und bevor sie den Zug zum nächsten Rendezvous nimmt, spricht sie mit den FN über ihren neuen Film, über Momente der Seligkeit und darüber, wie ihre Zeit beim Internationalen Filmfestival Freiburg sie bis heute prägt.

Schon als vor fünf Jahren Ihr Spielfilm-Erstling «Mein
Name ist Bach» in die Kinos kam, sprachen Sie von der Idee zu «Luftbusiness». Eine Idee, die Sie offensichtlich nicht mehr losgelassen hat …
Die Idee kam mir in der Zeit, als ich am Schneiden von «Mein Name ist Bach» war. In der Zeitung «Le Monde» las ich eine Meldung über einen Amerikaner, der bei eBay seine Seele versteigert hatte. Das höchste Gebot habe kaum den Preis von einigen Hamburgern überstiegen, hiess es. Die Meldung berührte mich tief. Ich fragte mich, in was für einer Gesellschaft wir leben, in der Menschen so mit sich selbst umgehen, welche Bedeutung die Seele im 21. Jahrhundert hat – und wie ein Mensch überlebt, der seine Seele verkauft hat. Ich war besessen von der Story und sah sie als Film vor mir, obwohl ich noch mitten in der Arbeit an «Mein Name ist Bach» steckte.

Dabei ist ein so wenig greifbares Thema wie die Seele nicht unbedingt für die Darstellung in einem Film geeignet.
Stimmt. Das Unsichtbare sichtbar zu machen, das war die grosse Herausforderung, vor der Antoine Jaccoud, mein Co-Autor, und ich standen. Wir mussten Szenen kreieren, die diese Themen erlebbar machen und zugleich Teil einer packenden Story sind. Am glaubhaftesten liess sich das Seelische schliesslich über die Sinne zeigen. So erfanden wir zum Beispiel das Gewächshaus, in dem die drei jungen Obdachlosen leben. Das Glashaus, dieser magische Kindheitsort, berührt den Himmel und damit direkt die Seele. Überhaupt ist die ganze Stadt, in der die Geschichte spielt, erfunden und steckt voller symbolträchtiger Orte wie etwa das Leichenhaus für Obdachlose, deren Seelen in Gefässen aufbewahrt werden.

Ein weiteres starkes Symbol, das immer wieder auftaucht, ist die Luftgitarre.
Ja, da spielt Filou, der später seine Seele verkauft, ein Instrument, das sonst keiner spielt, und hört eine Musik, die sonst niemand hört. Wenn er dann aufhört, diese Musik zu hören, geht das besonders tief. Ein anderes Symbol, das mir wichtig ist, ist das der Ikone der Heiligen Dreifaltigkeit, in welcher der Russenjunge Liocha drei Engel sieht, mit denen er sich und seine beiden Freunde identifiziert.

Ebensosehr wie von den Bildern und Metaphern lebt der Film von den Schauspielern, besonders von den drei Hauptdarstellern. Wie sind Sie auf sie gestossen?
Am schwierigsten zu besetzten war die Rolle des Filou, denn wie soll man jemanden spielen, der seine Seele nicht mehr hat? Der isländisch-französische Schauspieler Tómas Lemarquis, der extra für «Luftbusiness» Deutsch gelernt hat, wurde mir von meiner künstlerischen Leiterin Stéphane Lévy vorgeschlagen. Mit seiner geheimnisvollen Aura, seinem besonderen Äusseren und seinem unglaublichen Blick wusste ich sofort: Er ist es. Der Schweizer Dominique Jann, der in «Luftbusiness» seine erste grosse Kinorolle gespielt hat, bildet als Mo den lebendigen, leichtfüssigen Kontrapunkt. Und der junge Schweizer Joel Basman hat sich fast zufällig für die Rolle des Liocha empfohlen: Er sprach als Mo vor, war dafür aber zu jung. Da liess ich ihn ein paar Sätze von Liocha sagen, mit seinem russischen Akzent, und es war sofort klar, dass dieser kleine Zürcher den kleinen Russen spielen musste.

Diese Woche ist «Luftbusiness» in den Westschweizer Kinos angelaufen. Ist der Film, den das Publikum zu sehen bekommt, der Film, den Sie damals vor Ihrem inneren Auge gesehen haben?
In grossen Zügen ja. Was ich zum Beispiel damals nicht gesehen habe, ist, wie allegorisch der Film werden würde. Egal, wie oft ich den Film sehe, die zentralen Momente werden für mich immer die gleichen sein: die kleinen Schönheitsfehler, die mich nerven, weil ich immer nach der Perfektion strebe. Und daneben die Momente der Seligkeit, Szenen, bei denen ich jedes Mal weinen könnte vor Rührung.

Das Allegorische, das Sie ansprechen, erinnert, wie die ganze Bildsprache und die Atmosphäre von «Luftbusiness», in vielem an die Ästhetik der sogenannten Filme des Südens. Ein Relikt aus Ihrer Zeit beim Internationalen Filmfestival Freiburg (Fiff)?
Unbedingt, ja! Das Fiff war meine Filmschule. Mit diesen Filmen habe ich gelernt, und bis heute ist das meine Art, Filme zu machen, ich suche die gleiche Poesie, den gleichen Selbsthumor. Deshalb ist «Luftbusiness» trotz des düsteren, beklemmenden Themas auch ein lustiger und herzlicher Film geworden, ein Film über Freundschaft und Solidarität, ein Film, der gerade ein junges Publikum ansprechen soll und sich auch für Familien eignet – nicht zuletzt deshalb, weil er Gespräche anregen kann über unsere Gesellschaft, unseren Umgang mit der Realität und den neuen Medien.

Was das angeht, ist der Film heute, sechs Jahre nach der ersten Idee, aktueller denn je: In Zeiten von Facebook und Second Life verwischen immer mehr Internetnutzer die Grenzen zwischen echtem Leben und virtueller Realität.
Eigentlich ist jedes Passwort, das man im Internet benutzt, ein erster Schritt zum Avatar, zum künstlichen Ich im Netz. Wer bei Second Life oder auf Facebook agiert, ist irgendwie nur noch halb da. Ich denke, dass man im Internet durchaus seine Seele verlieren kann.

Mit «Mein Name ist Bach» haben Sie 2004 völlig überraschend den Schweizer Filmpreis gewonnen. Hat das die Erwartungen an «Luftbusiness» gesteigert?
Die Latte liegt sicher hoch, aber ich erwarte nicht zu viel von «Luftbusiness». Der Film ist radikal anders als «Mein Name ist Bach», und die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, wie er beim Publikum ankommt.

Haben Sie derweil schon Pläne für einen weiteren Spielfilm?
Ich will unbedingt wieder einen Spielfilm drehen, und der soll noch einmal radikal anders werden. Eine konkrete Idee habe ich aber noch nicht. Ich habe so viel in «Luftbusiness» investiert, dass ich im Moment ziemlich leer bin. In gewisser Weise könnte man sagen, dass ich meine eigene Seele in diesen Fil

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