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In Tafers stellt sich die Vertrauensfrage

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Im Gespräch mit den FN beschreibt der Sensler Oberamtmann Manfred Raemy, wie er die Spannungen rund um das Spital Tafers wahrnimmt.

Wie stellen Sie sich das Spital Tafers im Jahr 2030 vor?

Manfred Raemy: In der Medizin wird es starke technologische Entwicklungen und Veränderungen im Bereich Telemedizin und Behandlungsmethoden geben. Die Regionalspitäler, so wie man sie jetzt noch kennt, sind verschwunden, und die Operationstätigkeit wird an wenigen Standorten zusammengeführt. So, wie es das HFR vorsieht, werden in Gesundheitszentren regionale Lösungen angeboten.

Entspricht ein Gesundheitszentrum, wie es mittelfristig für Tafers vorgesehen ist, den Bedürfnissen der Sensler Bevölkerung?

Diese Frage kann ich nur aus meiner Sicht beantworten. Ich möchte als Bewohner des Bezirks eine Anlaufstelle in Tafers haben, sie 24 Stunden am Tag aufsuchen können, in meiner Muttersprache empfangen werden und mein Problem erklären können. Das bedeutet, dass es vor allem einen Notfall braucht, und dieser sollte 80 Prozent der Fälle erledigen können. Die restlichen 20 Prozent werden weiterverteilt. Diese Erstversorgung ist wichtig im Sensebezirk. Der Rest ergibt sich von selbst.

Deckt das geplante Gesundheitszentrum dieses Bedürfnis?

Ja, ich denke schon, und ich unterstütze es in diesem Sinn. Das HFR muss sich wandeln. Die Idee, Operationen an einem Standort zu zentralisieren und mit Gesundheitszentren zu arbeiten, finde ich gut. Aber die Basis ist trotz allem der Notfall: Die Erstversorgung muss gewährleistet sein. Und genau da liegt der springende Punkt. Im Juli haben uns hier im Oberamt die Verwaltungsratspräsidentin, der HFR-Direktor und ein Staatsrat zugesichert, es gebe einen 24-Stunden-Notfall in Tafers. Zwei Monate später folgte der Rückzieher: Es gebe eine Permanence. Dieses Beispiel versinnbildlicht, warum kein Vertrauen entsteht. Man kann nicht sicher sein, ob Versprechen eingehalten werden. So ist es schwer, eine gemeinsame Basis zu schaffen, um etwas Erfolgreiches auf die Beine zu stellen.

Welche Rolle spielt der Oberamtmann auf dem Weg zum zukünftigen Gesundheitszentrum?

Die Rolle eines Koordinators, der die Leute aus den verschiedenen Anspruchsgruppen zusammennimmt und an einen Tisch bringt. Für den Sensebezirk sind das sicher die Politiker, die Hausärzte, das Gesundheitsnetz, und dann muss man von all diesen Anspruchsgruppen auch die Rückmeldung aus der Bevölkerung haben. Diese Gruppen und das HFR müssen zusammen definieren, was es in diesem Gesundheitszentrum braucht. Ich bin überzeugt, dass, wenn wir bereit sind, diese Diskussionen zu führen, auch Lösungen gefunden werden. Im Moment ist es aber so, dass die Diskussionen sehr schwierig sind. Man spricht miteinander – und hört einander oft nicht zu. Das muss man durchbrechen können und bereit sein, wegzulassen, was in der Vergangenheit geschehen ist. Das Spital Tafers ist für mich wie ein grosser Krug. Mit der Gründung des HFR wurde ein erstes Mal auf ihn eingeschlagen: Er zerfiel in drei Stücke. Und man hat weiter draufgeschlagen. Wenn es nur drei Stücke sind, kann man den Krug zusammenflicken. Aber nun sind so viele Scherben da: Dieser Krug ist kaputt. Die Lösung für mich ist: Wenn etwas so kaputt ist, muss etwas Neues her.

Wie ist es zu diesen Scherben gekommen?

Tafers hat Lösungen vorgeschlagen, und Freiburg hat viele davon einfach ignoriert. Das HFR hat probiert, die Aktivitäten im ganzen Kanton zu harmonisieren, und dabei Errungenschaften kaputt gemacht, die in Tafers gut funktioniert haben. Das hat sich gegenseitig hochgespielt. Es wurde dabei zu wenig Rücksicht auf die kulturellen Unterschiede genommen.

Etwas Neues aus einem Regionalspital aufzubauen, statt umzuwandeln: Wie stellen Sie sich das vor?

Am einfachsten wäre wohl, mit einem leeren Blatt zu beginnen. Man stellt den Notfall ins Zentrum, nimmt die nötigen motivierten Ärzte und das Personal, um diesen auch umzusetzen. Und dann kann man darum herum die restlichen Dienstleistungen installieren, die in diesem Gesundheitszentrum vorgesehen sind, je nach Bedürfnis. Ich habe den Eindruck, viele wollen am ehemaligen Spital festhalten. Aber der Wandel in der Medizin ist nicht aufzuhalten. Dies erfahren alle Regionalspitäler in der ganzen Schweiz.

Das HFR weiss noch nicht, wie diese Erstversorgung in Zukunft heissen soll.

Auch das ist nicht vertrauensbildend. Wir hatten eine Zusage für einen 24-Stunden-Notfall. Zuletzt sprach man von einer 24-Stunden-Permanence. Die FN schrieben von Wortklaubereien, mir geht es um Vertrauen. Ist diese Änderung der nächste Schritt, auch hier die Öffnungszeiten zu reduzieren? Bevor der Dienst gestartet ist, werden schon grosse Einschränkungen gemacht. Vertrauen, das man aufbauen wollte, wird so einfach wieder kaputtgemacht.

Hat das auch mit der Schliessung der Chirurgie zu tun?

Nach der Covid-19-bedingten Schliessung im Frühjahr wurde in Tafers die Operationstätigkeit nicht mehr aufgenommen, obwohl der Trakt noch bis 2023 zertifiziert wäre. Man hätte weiterhin operieren können. Riaz mag zwar doppelt so viele Säle haben, aber dort müssen Millionenbeträge investiert werden. Ein hoch verschuldetes Spital trifft einen politisch motivierten Entscheid. Betriebswirtschaftlich hätte man weiter in Tafers operieren müssen.

Nun ist es zu diesem tragischen Todesfall vor der Notaufnahme gekommen. Der Ruf von Tafers hat gelitten.

Es geht nicht nur um das Image des Spitals Tafers; das ganze HFR hat einen schlechten Ruf. Dieser Fall hat in der ganzen Schweiz und auch im Ausland für Aufsehen gesorgt. Neues Personal zu finden, besonders Ärzte für den Standort Tafers, wird so viel schwieriger. Es ist eine Abwärtsspirale, die sich seit Jahren dreht. Das Vertrauen in das Spital leidet, weniger Patienten kommen, es gibt weniger Operationen, man zieht Leistungen ab, und irgendwann erreicht man einen Punkt, wo man gewisse Leistungen nicht mehr anbieten kann. Gewisse Leute denken, das geschehe bewusst, um den Standort zu schliessen.

Nochmals zu diesem Schnitt: Müssten neue Personen ran?

Ich habe das Gefühl, das Personal sei motiviert und wolle auch weiterhin hier in Tafers für den Sensebezirk und Deutschfreiburg zur Verfügung zu stehen. Es ist eher auf der Kaderstufe in Tafers und in Freiburg, wo vieles nicht klappt.

Ausdruck davon sind mehrere Abgänge kürzlich, angefangen beim Chefarzt Innere Medizin, Jürgen Bohlender, über die Verantwortlichen für Anästhesiologie und den Notfall, Michael Krapf und Christiane Arnold. Wie erklären Sie sich diese Häufung?

Für mich sind die Zukunftsperspektiven dafür verantwortlich. Viele Leute sehen keine Zukunft mehr: Man weiss nicht genau, was am Standort Tafers passiert, und gut qualifiziertes Personal ist überall gefragt. Wenn man jahrelang nicht gut kommuniziert, ist es eine logische Folge, dass die Leute ihre Schlüsse daraus ziehen und sich eine neue Stelle suchen.

Im Zusammenhang mit diesen Abgängen sind Informationen an die Öffentlichkeit gedrungen. Wie wirkt sich das auf die weitere Entwicklung des Spitals aus?

Wenn Interna nach aussen dringen, ist dies ein Zeichen, dass die Stimmung nicht gut ist und Leute das Gefühl haben, etwas laufe nicht richtig und es müsse kommuniziert werden. Das wurde durch die Direktion erkannt, deshalb läuft auch ein Audit mit einem externen Unternehmen, um die Situation sauber zu klären. Es überrascht mich, dass solche Informationen direkt an Hausärzte weitergeleitet werden und von dort direkt an die Medien. Dabei werden die Informationen gefiltert: Man gibt nur das weiter, von dem man das Gefühl hat, es nütze persönlich etwas. Das geht gar nicht. Man hat gegenüber dem Arbeitgeber auch Verpflichtungen. Wenn die Missstände so riesig sind, gibt es andere Wege, um diese gegenüber dem Arbeitgeber aufzudecken. In der Direktion und im Verwaltungsrat des HFR hatte es wahrscheinlich noch nie so viele deutschsprachige Personen, welche die Anliegen von Deutschfreiburg aufnehmen könnten.

Die Wahrheitsfindung geht dabei völlig unter?

Ja, und auch da leidet das Vertrauen: Man weiss nie, was alles hinter einer Information steckt. Es braucht Vertrauen vom Personal zu ihren Vorgesetzten, von den Vorgesetzten in Tafers zu ihren Vorgesetzten in Freiburg, vom Personal zum Verwaltungsrat. Aber das muss man sich erarbeiten.

Ein Player in diesem Spiel ist die Ärzteschaft im Bezirk. Welche Rolle spielt sie?

Die Hausärzte sind die erste Anlaufstelle für alle Senslerinnen und Sensler. Sie sind grosse Vertrauenspersonen und haben selber einen Anspruch, was ein Spital leisten können muss und was nicht. Sie spielen in der Meinungsbildung eine grosse Rolle und äussern sich häufig und vehement. Ich finde dies richtig, weil sie Fachpersonen sind. Aber es gibt innerhalb der Sensler Ärzteschaft auch unterschiedliche Meinungen. Nicht alle sehen alles gleich. Oft hört man nur diejenigen, die etwas Negatives zu berichten haben.

Hilft diese Ärzteschaft in der jetzigen Entwicklung des Spitals, oder schadet sie ihm eher?

Ich habe nicht das Gefühl, dass sie bewusst etwas blockiert, sondern dass sie an diesem Spital hängt, wie es früher war. Man fühlt sich als Sensler etwas in der Opferrolle. Diese nützt aber nichts. Sie bringt keine besseren Lösungen. Wenn wir in dieser Entwicklung nicht mitmachen, wird uns etwas vorgesetzt. Das HFR ist ein grosses Unternehmen, und irgendeinmal entscheidet der Kopf dieses Unternehmens, wohin es geht. Wenn man nicht mitmacht, muss man nehmen, was man bekommt.

Das Gesundheitszentrum sieht eine Zusammenarbeit mit den Hausärzten vor. Ist das in der momentanen Situation überhaupt realistisch?

Ja. Schlussendlich sind das HFR und die Ärzte interessiert, dass sie gute Dienstleistungen anbieten und die Bedürfnisse der Bevölkerung abdecken können. Man sollte noch einen Schritt weitergehen: Vielleicht müsste man für den Standort Tafers mit einem externen Spital aus einem anderen Deutschschweizer Kanton, das die Bedürfnisse von Deutschfreiburg abdecken kann, eine Zusammenarbeit suchen. So würde man das HFR etwas von der Pflicht entbindet, alles zweisprachig anzubieten.

Ist die Gesundheitsversorgung der Sensler Bevölkerung durch die festgefahrene Lage gefährdet?

Nein. Wir haben ein Universitätsspital, das von der Hälfte der Bevölkerung in zwanzig Minuten und selbst von Plaffeien in der doppelten Zeit erreicht werden kann. Und es gibt das Kantonsspital Freiburg. Ich sehe eher ein anderes Problem: Die Hausärzte werden älter, gehen in Pension und finden keine Nachfolge. Ein Gesundheitszentrum auf dem Maggenberg wäre eine Chance, dieses Problem zu lösen.

Was können Sie als Oberamtmann dazu beitragen, die momentan unbefriedigende Situation zu entwirren?

Die Leute zusammenzubringen, um die starren Strukturen aufzubrechen. Alle sollten zwei Schritte zurück und zwei zur Seite machen und die Situation aus einer anderen Perspektive anschauen. Und plötzlich gehen neue Türen auf.

Braucht es eine Art Gesundheitsurversammlung für den Sensebezirk?

Schliesslich wird das wohl so sein. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren versucht, das im Kleinen aufzubauen. 40 bis 50 Leute an einem Tisch bringt derzeit nichts: Man hört sich zu und versteht sich nicht. Das Gesundheitszentrum soll aber partizipativ entstehen. So kann durchaus auch etwas geöffnet werden. Wie etwa mit der Region Sense bei den Arbeitszonen. Ich kann mir gut vorstellen, dass beim Spital ein ähnlicher Prozess hilft. Wir sind aber in den Anfängen. Covid-19 hat viele Entwicklungen beschleunigt und der HFR-Direktion in die Hände gespielt, um unliebsame Massnahmen sofort umzusetzen. Es hat aber auch die Diskussionen verzögert, was ein Gesundheitszentrum beinhalten soll. Das müssen wir bald machen: Nächstes Jahr, sobald sich die Covid-19-Situation etwas beruhigt.

 

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