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Infiziert vom Firehouse-Five-Virus

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Nach 30 Jahren schliesst «Toni’s Jazz Club» – Im Gespräch mit dem Gründer Toni Raemy

Autor: Mit TONI RAEMY sprach ANTON JUNGO

Jazz ist nicht gerade die Musikrichtung, die im Sensebezirk und in Deutschfreiburg gepflegt wurde. Woher stammt Ihre Vorliebe für diesen Musikstil?

Ich bin in Plaffeien aufgewachsen und habe Jahrgang 1942. Zu Hause hatten wir ein Radio. Meine Eltern hörten gerne volkstümliche Musik. Ich habe aber im Radio auch andere Musik wahrgenommen, die mich begeisterte, wusste aber nicht, worum es sich handelte. Da war ich vielleicht zwölf Jahre alt.An einem Plaffeienmarkt habe ich nun genau diese rhythmische, wilde Musik wieder gehört. Ein Radiogeschäft aus Schwarzenburg liess den ganzen Tag Schallplatten laufen, und auf einer einzigen davon war eben diese Musik. Da wusste ich: Das ist meine Musik. Ich habe die Schallplatte mit meinem Taschengeld gekauft. Die Band hiess «Firehouse Five plus Two», und mein Lieblingsstück war der St.-Louis-Blues.Weil wir zu Hause noch keinen Plattenspieler besassen, musste ich «meine» Musik bei den Nachbarn hören. «Och, jetzt spinnt er», meinte mein Nachbar.

Wer sind Ihre Vorbilder und Lehrmeister?

Die «Firehouse Five plus Two» habe ich dann besser kennengelernt, stiess auf Louis Armstrong, den legendären Trompeter und Sänger, hörte liebend gerne den Posaunisten Jack Teagarden und habe mich intensiv mit der «Dutch Swing College Band» beschäftigt. Das war zur Zeit der «Toni’s Jazz Band». Später machte mir der Klarinettist Benny Good-man grossen Eindruck, und über ihn kam ich zum Pianisten Teddy Wil-son. Den Pianisten Teddy Wilson habe ich live in der Frohmatt spielen hören. Ich bin fast erstarrt vor Ehrfurcht.Immer mehr begann ich mich für den Sound von Big Bands zu inte-ressieren, und da war ich natürlich bei Benny Goodman in guter Gesellschaft. Neben Goodman hörte ich sehr viel Duke Ellington und schliesslich landete ich bei der «Count Basie Big Band». Hier gefielen mir vor allem die Arrangements von Neal Hefti. Auch der Sound der «Glenn Miller Big Band» gefiel mir gut.

Wie kam es zur Gründung von «Toni’s Jazz Band»?

Ich habe mich stark mit klassischer Musik auseinandergesetzt. Im Lehrerseminar musste ich Orgel spielen. Das hat mir zwar sehr gut gefallen, aber der «Firehouse Five»-Virus machte sich immer wieder bemerkbar. Mir gefiel diese rhythmische, freie, mal lustige, mal traurige Musik. Auch die Zusammensetzung einer traditionellen Jazzband mit einer Melodie- und einer Rhythmusgruppe empfand ich als belebend. So suchte ich Gleichgesinnte und begann mit ihnen zu üben.Es war sehr schwierig, Notenmaterial zu finden. Mit der Zeit habe ich dann Schallplatten aufgelegt, die Stimmen herausgeschrieben und unserem doch zum Teil bescheideneren musikalischen Niveau angepasst. Die Stärke der «Toni’s Jazz Band» waren denn auch die Arrangements und weniger die Solos.

Gibt es den typischen Jazz-Musik-Zuhörer und welches Lebensgefühl vermittelt diese Musikrichtung?

Das ist eine schwierige Frage. Ich muss nachdenken. Wenn ich mir einen Zuhörer oder eine Zuhörerin vorstelle, die gerne traditionellen Jazz hört, dann sehe ich Menschen, die gerne mit anderen zusammen sind, die es gerne lustig haben, die gut zuhören können, die anpruchsvoll sind und die es besonders schätzen, wenn die Musiker aus sich heraus kommen, solistisch etwas wagen und Risiko auf sich nehmen, und ganz besonders erwarten sie, als Publikum ernst genommen zu werden.Der traditionelle Jazz vermittelt ein lebensbejahendes, positives Lebensgefühl, er weckt Gefühle wie Freude, Fröhlichkeit und Zufriedenheit, kann aber auch zu Ruhe und Stille anregen.Im Übrigen finde ich gerade eine Big Band eigentlich als wunderbares Abbild einer gut funktionierenden, menschlichen Gesellschaft. Es gibt das Kollektiv, aber es gibt auch das Individuum. Im Kollektiv ist alles genauestens geregelt durch das Arrangement, alle müssen sich daran halten, in den Solos kann das Individuum frei improvisieren und seine Phantasie und Kreativität voll entfalten.

Wie schätzen Sie die Situation ein? Hat das dreissigjährige Engagement von «Toni’s Jazz Club» etwas am Musikgeschmack der Sensler verändert?

Ob es am Musikgeschmack etwas geändert hat oder nicht, ist für mich schwierig zu beurteilen. Ganz sicher aber hat der TJC dazu beigetragen, dass die Toleranz gegenüber Jazzfreunden und -musikern gewachsen ist. Man wird heute nicht mehr als Spinner oder Trottel angeschaut, nur weil man Jazzmusik spielt oder anhört.

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