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Infoanlass zum Transitplatz abgesagt

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Die bernische Gemeinde Wileroltigen macht einen Rückzieher. Sie hat die Einladung zum öffentlichen Informationsanlass annulliert. Die Veranstaltung hätte nächsten Montag stattfinden sollen. «Wir wollen zu 100 Prozent ausschliessen, dass es Konflikte gibt. Es soll niemandem etwas passieren», sagte der parteilose Gemeindepräsident Christian Grossenbacher gestern an einer Medienkonferenz in Wileroltigen. «Deshalb haben wir beschlossen, den Informationsanlass zum Transitplatz für Fahrende abzusagen.» Das Sicherheitsrisiko sei zu gross, und ein Polizeiaufgebot im grossen Stil könne die Gemeinde gar nicht finanzieren.

Seit Anfang Juni besetzen Fahrende ein Feld neben dem Autobahn-Rastplatz Wileroltigen. Die Wegweisung der Fahrenden durch den Landeigentümer, das Bundesamt für Stras­sen, scheiterte aus rechtlichen Gründen. Mitte Juli kündigte der Berner SVP-Regierungsrat Christoph Neuhaus an, dort die Einrichtung eines definitiven Transitplatzes für Fahrende prüfen zu wollen. Daraufhin machten die Wileroltiger gegen das Vorhaben mobil.

Dass nun für einen geregelten Ablauf eines Informationsanlasses in einer 380-Seelen-Gemeinde ein Polizeiaufgebot nötig wäre, um die Sicherheit zu garantieren, ist aus­sergewöhnlich. Doch wie sich in den Sozialen Medien zeigte, bietet das Thema genügend Zündstoff, um linke und rechte Gruppierungen aus der ganzen Schweiz in Aufregung zu versetzen.

Mit 3000 Leuten gerechnet

«Ich wette, es wären am Montag rund 3000 Leute gekommen», sagte der Präsident des Wileroltiger Bürgerkomitees, Armin Mürner, an der Medienkonferenz. Das Bürgerkomitee hatte sich im Juli formiert, um sich gegen den Transitplatz-Plan des Berner SVP-Regierungsrats Neuhaus starkzumachen. Neben Transparenten stiess vor allem eine Facebook-Site auf ein ausserordentlich grosses Echo. Doch es zeigte sich rasch, dass der Aufruf des Bürgerkomitees zu respektvollen Kommentaren auf der Site nicht bei allen ankommt: Die Meinungsäusserungen blieben nicht im grünen Bereich, es gab rasch böse rassistische Äusserungen zu lesen. Zurzeit ist die Site deshalb wieder geschlossen.

«Wir haben Trittbettfahrer aus verschiedenen Lagern angezogen», sagte Grossenbacher dazu. Gleichzeitig verteidigte der Gemeindepräsident jedoch das Vorgehen: «Als Gemeinde haben wir offiziell gar nichts zu sagen zu dem Vorhaben; wir hatten keine andere Möglichkeit, als unser Anliegen publik zu machen.» Sie hätten sich mit Erfolg engagiert für die Gemeinde und das Ziel erreicht.

Der Schweizer Honigtopf

«Die Solidarität aus der ganzen Schweiz zeigt, dass das Thema bewegt», sagte der Wileroltiger BDP-Grossrat Daniel Schwaar an der Medienkonferenz. Schwaar ist offizieller Sprecher des Wileroltiger Bürgerkomitees und spricht sich ebenfalls klar gegen den Transitplatz in Wileroltigen aus. «50 bis 60 Plätze in Wileroltigen würden sowieso bei weitem nicht reichen», ist Schwaar überzeugt. «Wileroltigen ist nicht die Lösung des Problems.» Ein offizieller Transitplatz würde eher noch mehr Fahrende aus dem Ausland anziehen. «Sie sagen ja selber, dass die Schweiz für sie ein Honigtopf ist, wir können so viele Plätze bauen, wie wir wollen.»

Mit der Absage des Informationsanlasses ist das Problem nun aber nicht gelöst. SVP-Regierungsrat Christoph Neuhaus hofft, dass die Diskussionen nun auf sachlicher Ebene weitergehen können, sagte er auf Anfrage. Er werde mit der Gemeinde in Kontakt bleiben. Denn für Neuhaus ist die Variante Transitplatz Wileroltigen nicht vom Tisch: «Der Auftrag des Grossen Rates lautet, eine günstige Transitplatz-Variante zu finden.» Vor diesem Hintergrund werde er weitere Abklärungen zum Platz in Wileroltigen treffen.

Falls in Wileroltigen dereinst ein Transitplatz für Fahrende zu stehen kommt, «würde der Kanton Bern diesen stellen, betreiben und auf eigene Kosten für die Sicherheit sorgen», sagt Neuhaus. «Die Fahrenden haben den Platz entdeckt, sie kommen so oder so wieder», ist er überzeugt. Wenn der Kanton für den Platz verantwortlich ist, «würde das für Wileroltigen klar Vorteile bringen».

Politik

Auch aus Kerzers kommt Widerstand

Wileroltigen zählt 380 Einwohner und bietet kaum Einkaufsmöglichkeiten. Das nächste Dorf mit Grossverteilern ist Kerzers. Dorthin zog es in den letzten Wochen auch die Fahrenden, wenn sie auf der Suche nach Arbeit waren oder einkaufen wollten. Das gefiel nicht allen. Der Kerzerser SVP-Grossrat Ueli Johner kämpft deshalb über die Kantonsgrenze hinweg gegen einen Transitplatz in Wileroltigen: Vor zwei Wochen richtete er eine Anfrage an den Staatsrat. Für Johner ist die Situation für Kerzers unhaltbar. Er will wissen, ob der Staatsrat vorhat, sich in die Transitplatz-Verhandlungen einzuklinken. Die Antwort des Staatsrates steht noch aus.

emu

 

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