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«Initiative macht die Leute neugierig»

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«Initiative macht die Leute neugierig»

Autor: Nicole Jegerlehner

Ist der Islam eine kriegerische Religion, die das Schwert propagiert? Werden Frauen im Islam unterdrückt? Schreibt der Koran vor, Muslime, die zu einer anderen Religion konvertieren, seien zu töten? Macht der Islam etwas gegen Taliban?

Solche Fragen prasselten am Samstag auf Dorothea Wehrli ein. Im islamischen Zentrum für Frauen beantwortete die Freiburger Delegierte für die Föderation islamischer Dachorganisationen Schweiz geduldig alle Fragen. «Sie sind teilweise sehr hart – aber ich bin froh darum», sagt die Schweizerin, die zum Islam konvertiert ist. In den Fragen schwängen Vorurteile gegen den Islam mit – «Vorurteile, die Ängste schüren». Mit ihren Anworten könne sie Vorurteile abbauen.

Finanzielle Nöte

Der Verein der muslimischen Frauen Freiburg mietet zwei kleine Räume mit einer Küchenecke an der Reichlengasse im Freiburger Perollesquartier. «Das ist ein geschützter Raum, in dem wir uns unter Frauen wohl fühlen», sagt Dorothea Wehrli. Die Frauen haben 1993 ihre eigene Vereinigung gegründet, weil sie in den bestehenden muslimischen Zentren der Stadt nicht genügend Platz hatten. «Wir kommen finanziell aber nur knapp über die Runden, es ist immer schwierig, die Miete zu zahlen», sagt Wehrli.

«Ihren Mann wählen»

Dorothea Wehrli ist zum Islam übergetreten, weil sie «hier fand, was ich immer gesucht hatte». Vor allem, weil es einen einzigen Gott gebe und wegen der Stellung der Frau sei sie konvertiert. «Die Frau ist im Islam überhaupt nicht unterdrückt», sagt Wehrli. Vor Gott habe sie die gleichen Rechte wie der Mann; «zudem darf sie ihren Mann wählen und über ihr Vermögen verfügen», sagt sie.

Ein Kopftuch trägt die Schweizerin nicht. «In Ägypten fühle ich mich wohl damit, aber hier müsste ich mich dafür ständig rechtfertigen», sagt Dorothea Wehrli. «Dafür fehlt mir die Energie.»

Neugierige Freiburger

Die muslimischen Zentren veranstalten nicht zum ersten Mal einen Tag der offenen Tür. «So viele Besucher wie dieses Jahr hatten wir aber noch nie», sagt Dorothea Wehrli. «Die Minarettverbotsinitiative macht die Leute neugierig.»

Das stellt auch Wahid Ahmed fest: «Noch nie haben mich Bekannte so oft auf den Islam angesprochen wie jetzt.» Das sei die positive Seite der Initiative: «Das ist eine gute Gelegenheit für Schweizer, uns auf unsere Religion anzusprechen.» Wahid Ahmed besucht das islamische Zentrum an der Glanestrasse 9 im Beaumontquartier, in dem vor allem Araber verkehren.

Seine Frau Hala Farrag findet es erstaunlich, dass eine solche Initiative in der Schweiz gestartet wurde: «Bisher habe ich die Schweizer als sehr freundlich empfunden.» Die Akademikerin forscht zur deutschen Linguistik und hat einige Jahre in Deutschland gelebt. «Dort wurde ich mehrmals auf der Strasse von Unbekannten wegen meines Kopftuchs beschimpft.» In der Schweiz passiere ihr das nicht.

«Von Gott belohnt»

Ihre siebenjährige Tochter – die Deutsch, Französisch, Arabisch und etwas Englisch spricht – werde dereinst selbst entscheiden, ob sie ein Kopftuch tragen wolle oder nicht. «Das Kopftuch ist eine Vorschrift des Korans», sagt Hala Farrag. «Aber nur wer es aus Überzeugung trägt, wird dafür von Gott belohnt.»

Hala Farrag ist es ein Anliegen, dass ihre Tochter «offen und nicht engstirnig» ist. Darum reist die Familie in verschiedene Länder und Kulturen. «Unsere Tochter soll nicht nur die Schweiz und Ägypten kennen», sagt Hala Farrag.

Das Zentrum des Vereins der Freiburger Muslime ist einiges grösser als dasjenige der Frauen. Ein Gebetsraum für die Männer, ein Raum für die Frauen – sie hören die Worte des Imam über einen Lautsprecher -, ein Büro, ein Saal mit Computern, einem Töggelikasten und einem Tisch für geselliges Beisammensitzen machen das Zentrum aus. «Wir kommen nicht nur zum Beten hierher», sagt Wahid Ahmed, der in Villars-sur-Glâne eine Arztpraxis führt.

Jeweils am Samstagmorgen besetzen sechs- bis dreizehnjährige Kinder das Zentrum: Sie lernen in fünf verschiedenen Niveaugruppen die arabische Sprache, die islamische Religion und die Kultur ihrer Eltern kennen. Der Samstagabend ist meist für religiöse oder kulturelle Anlässe für Familien vorgesehen.

Feier am 29. November

An grossen Festtagen kommen bis zu 400 Muslime ins Zentrum im Beaumont. Der nächste Festtag ist der 29. November. Am Tag, an dem die Schweizer Stimmbevölkerung über die Minarettverbotsinitiative abstimmt, feiern sie die Pilgerfahrt nach Mekka.

Das kulturelle islamische Zentrum an der Industriestrasse 2 war die erste Moschee der Stadt Freiburg. Hier haben die Muslime nicht viel Platz: ein Gebetsraum, eine Cafeteria, mehr nicht. Die Musliminnen haben noch weniger Platz. Ihr Gebetsraum ist durch eine nicht ganz hoch gezogene Wand von demjenigen der Männer getrennt, so dass sie für sich sind, den Imam aber hören können. Der Raum ist winzig und beengend. «Frauen ist der Besuch der Moschee nicht vorgeschrieben», sagt Mehdi Benanver.

Beten an der Universität

Der junge Marokkaner studiert an der Universität Freiburg Informatik und ist regelmässiger Gast in der Moschee, die vor allem von Türken besucht wird. Er versuche, jeden Tag die fünf Gebete einzuhalten, «das ist eine Vorschrift des Korans». Reiche ihm die Zeit nicht, um für ein Gebet an die Industriestrasse zu kommen, gebe es an der Universität ruhige Räume, in die er sich zurückziehen könne.

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