Als Leiter zweier Asylzentren hält sich Coskun Karadag viel in seinen unterirdischen Büros auf. Er ist dafür zuständig, dass alle Regeln eingehalten werden und dass die insgesamt 100 Asylsuchenden in Düdingen und Bösingen einen geregelten Tagesablauf haben. Er macht die Dienstpläne für die beiden achtköpfigen Teams, er vereinbart Arzttermine für die jungen Männer und sucht bei Problemen das Gespräch. Ständig in einem Raum ohne Fenster zu arbeiten sei nicht einfach, doch man gewöhne sich daran. «Dafür ist es im Sommer schön kühl hier unten und im Winter gut geheizt.»
Auch die Organisation der Deutschkurse obliegt dem 37-jährigen Freiburger, der im Nordosten der Türkei aufgewachsen ist und seit 19 Jahren in der Schweiz lebt. Karadag legt grossen Wert auf den Kursbesuch. Bleiben die Asylsuchenden fern, gibt es Sanktionen. «Denn Integration beginnt im Asylzentrum.» Dass die Asylsuchenden seit fünf Monaten selber einkaufen und kochen, trage nebst dem Engagement der Begleitgruppe auch zur Integration bei und sei eine positive Entwicklung, sagt Karadag. Vorher wurde ihnen das Essen geliefert. «Jetzt haben sie eine sinnvolle Alltagsbeschäftigung und können erst noch kochen, was ihnen schmeckt.» In Bösingen hätten sie von Beginn weg selber gekocht. «Wir können sie somit besser auf ein selbstständiges Leben vorbereiten.» Sie lernen etwa auch, wie man Lebensmittel richtig aufbewahrt oder den Müll trennt.
Weg war vorgegeben
Für Karadag, der in Freiburg Sozialarbeit und Sozialpolitik studiert hat, war schon lange klar, dass er im Asylwesen arbeiten möchte. «Ich mag die verschiedenen Sprachen und Kulturen.» Auch wenn er dabei mit vielen schwierigen Schicksalsschlägen konfrontiert werde, könne er nach Feierabend gut abschalten. «Wer professionell arbeiten will, muss dies können», sagt der Angestellte der ORS Service AG. Trotzdem sei es für ihn meist schwer, wenn ein Asylsuchender einen negativen Entscheid erhalte. Wird hingegen ein Asylbewerber in die zweite Phase transferiert und kann in eine Wohnung ziehen, freut ihn dies. Oft kommen die Asylsuchenden für einen Besuch zurück nach Düdingen oder Bösingen. «Das zeigt, dass wir gute Arbeit geleistet haben.»
Das Zusammenleben mit Asylsuchenden ist auch im Kanton Freiburg ein omnipräsentes Thema. In einer losenSommerserie berichten die FN über Asylsuchende, deren Tätigkeiten sowie über Personen, die mit Asylsuchenden arbeiten.