Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Ist das Kunst oder einfach nur mein Pullover?

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Gastkolumne

Autor: Martin Schick

Ist das Kunst oder einfach nur mein Pullover?

Just zu Beginn des Belluard Festivals wollen wir uns der Frage widmen: Was ist Kunst? Kunst, meine Damen und Herren, ist ganz einfach und fällt auch gar nicht auf. So dass man, wenn man nach der Ausstellung im Katalog rumblättert, erst merkt, dass man die Hälfte der Kunstwerke gar nicht gesehen hat. Letzte Woche musste ich jemandem einen Farbeimer bringen, unterwegs machte ich Halt in einer Galerie, stellte den Eimer in eine Ecke, und sowie ich zurückkomme, stehen drei Leute um den Eimer herum und betrachten ihn aufmerksam. Besucher moderner Kunstausstellungen kennen dieses unangenehme Gefühl, wenn man am Feuerlöscher vorbeigeht und nicht weiss, ob man stehen bleiben soll.

Es wird immer schwieriger, Kunst von Alltäglichem zu unterscheiden. Neulich habe ich von einem Kunstprojekt gehört, wo jemand im Museum gestrickt hat. Diese Aktion sei «radikal», weil wir die Beziehung zu der Herkunft unserer Kleidung verloren hätten. Stimmt. Aber mein Gott, meine Mutter strickt schon seit Jahren! Logisch: Der Kontext zählt, und allem voran: WER strickt? Tracey Enim, Hugo Boss oder meine Mutter … Bleibt die Frage, welche Variante die radikalste ist.

Es ist offensichtlich: Der Name zählt in der Kunstbranche heutzutage mehr als das Kunstwerk selbst. Kunst ist also, wo einer mit dem richtigen Namen Geld kriegt für etwas, was eigentlich jeder macht. Drei slowenische Künstler haben sich umbenennen lassen: Janes Jansa (alle drei). Das ist der Name des damals noch Ministerpräsidenten! Die Verwirrungen und Konsequenzen in Folge kann man sich denken (zum Beispiel, wenn sie sich am Flughafen verspäten und ausgerufen werden …). In Israel spielen zwei Künstler Tennis. Über die Mauer! So einfach, so genial. Nun, vielleicht ist das, was Sie tun, längst Kunst und braucht nur noch den richtigen Kontext? Spielen Sie Frisbee über den Röstigraben, melken Sie Ihre Kuh auf dem Emmi-Areal, stricken Sie Tupperwaredosen, oder lassen Sie sich umtaufen auf den Namen eines unbeliebten Gemeinderats! Und damit das auch jemand bezahlt, melden Sie sich an für das Jahr 2011: einfach eine Präsentation von maximal drei A4-Seiten plus Budgetvorschlag per E-Mail an: info@belluard.ch. Falls Sie unerkannt bleiben möchten, kein Problem, machen Sie es wie Klaus Hersche am diesjährigen Festival: Melden Sie Ihr Projekt als Anonymer an, kassieren Sie das Geld mittels einer geheimen Geldübergabe, schreiben Sie ein Preisgeld aus für den, der Sie erkennt, und stiften Sie Leute an, die falsche Namen in Umlauf bringen. Damit erregen Sie nicht nur viel Tumult um das Festival selbst, sondern wischen gleichzeitig diesem Namen-Fetisch in der Kunstszene eins aus und rücken die Kunst vom schwer Erkennbaren ins Unsichtbare.

Andere Frage: Wo hört Kunst auf? Der Verfasser lehnt jegliche künstlerische Verantwortung für diese Kolumne ab (das könnte ja irgendeiner unter meinem Namen geschrieben haben).

Martin Schick ist Theater- und Filmschauspieler. Er wuchs in Tafers auf und lebt derzeit hauptsächlich in Berlin. Als Kulturschaffender ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

Meistgelesen

Mehr zum Thema