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Ist der Euro ein Teuro?

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Ist der Euro ein Teuro?

Die Universität Freiburg hatte den Auftrag die «gefühlte Inflation» für Deutschland zu berechnen

Vor fast vier Jahren wurde der Euro eingeführt und seither hält sich die Volksmeinung «Der Euro ist ein Teuro» hartnäckig. Eine verzerrte Wahrnehmung oder Realität? Hans Wolfgang Brachinger, Professor für Statistik an der Uni Freiburg, antwortet.

Mit HANS WOLFGANG BRACHINGER sprach IRMGARD LEHMANN

Es ist offenbar eine Realität, dass die Konsumenten den Euro als Teuro wahrnehmen.

Ja, alle klagen darüber, sogar der Präsident des deutschen Statistischen Bundesamts hat mir gesagt, auch er habe den Eindruck, dass sein «Lieblingsitaliener» deutlich teurer geworden sei.

Wenn man aber den amtlichen Verbraucherpreisindex anschaut, dann hat die Einführung des Eurobargeldes keinen nennenswerten Einfluss auf die Teuerung gehabt. Im Vergleich dazu haben die Konsumenten eine «verzerrte» Wahrnehmung. Ich habe die Wahrnehmung der Konsumenten ernst genommen und versucht, sie zu messen. Das Ergebnis: Die wahrgenommene Inflation ist mehr als viermal so hoch wie die amtlich gemessene.

Wie Sie sagen, wurden überdurchschnittliche Preiserhöhungen gerade bei solchen Gütern vorgenommen, die eine überdurchschnittliche Kaufhäufigkeit aufweisen. Welche Güter wären das vorab?

Das mit Abstand kaufhäufigste Gut ist in Deutschland die am Kiosk gekaufte überregionale Tageszeitungen. Am zweithäufigsten werden Zigaretten gekauft. Dann folgen das Bier im Ausschank und die Brötchen. Und gerade diese Güter wurden im Vergleich zu DM-Zeiten deutlich teurer: Die überregionale Tageszeitung im Einzelverkauf seit 2000 über 35 %, Brötchen um 15 % und Zigaretten sogar um 45 %. Aber gerade an der Preisentwicklung der Zigaretten ist nicht der Euro schuld, sondern die in Berlin beschlossenen Steuererhöhungen.

In ihrer Studie haben Sie auch festgestellt, dass der Preis von 80 % der Handelsgüter bereits vor der Einführung des Euro heraufgesetzt wurde. Also doch im Hinblick auf die Einführung des Euro?

Wir wissen nicht, warum der Einzelhandel die Preise im Jahr vor der Euro-Bargeldeinführung auf so breiter Front erhöht hat. Eine Hypothese ist, dass man im Hinblick auf die europaweite Preistransparenz, die durch die Euroeinführung bevorstand, noch schnell die Preise erhöhte, um die so genannte Konsumentenrente möglichst abzuschöpfen. Das heisst, man nutzte noch eine letzte Chance, um möglichst viel Profit zu erzielen.

Die wahrgenommene oder gefühlte Inflation ist also grösser als der Verbraucher-Preisindex. Warum?

Weil es eben die kaufhäufigen Güter sind, die deutlich teurer geworden sind, und nicht die, für die wir viel von unserem Haushaltsbudget aufwenden.

Brötchen zum Beispiel fallen beim Verbraucherpreisindex kaum ins Gewicht. Denn selbst wenn jemand sehr viele Brötchen kauft, betragen die Ausgaben dafür nur einen Bruchteil seines Gesamtbudgets. Für die Inflationswahrnehmung sind sie allerdings wesentlich. Denn Brötchen zählen zu den am häufigsten gekauften Produkten.

Man sagt, dass Nahrungsmittel, Haushaltsapparate, Elektronik in Deutschland 25 bis 28 % billiger seien. Wie erklärt sich ein solcher Preisunterschied?

Wir haben keinen interregionalen Preisvergleich Deutschland-Schweiz gemacht. Das ist eine andere Frage. Aber es ist meines Erachtens klar, dass diese Preisunterschiede einerseits dadurch bedingt sind, dass die schweizerischen Märkte immer noch sehr gut geschützt sind, und ande-rerseits dadurch, dass über die Grenze nicht wirklich Preistransparenz herrscht.

Unternehmen wie etwa Bosch-Siemens-Hausgeräte tun alles, um die Vergleichbarkeit ihrer Produkte über die Grenze hinweg möglichst zu verschleiern.

Deshalb kann auch Aldi hier seine Einkaufsmacht nicht so zum Tragen bringen wie etwa in Deutschland. Bei hohen Importzöllen kann auch Aldi die Preise nicht unter ein bestimmtes Mindestniveau drücken.

Sie hatten den Auftrag den von Ihnen entwickelten «Index der wahrgenommenen Inflation» für Deutschland zu berechnen. Aber wie sieht dies in den anderen europäischen Nachbarländern aus? Ist auch hier der Euro ein «Teuro»?

Deutschland ist bei weitem nicht der schlimmste Fall. Die Diskrepanz zwischen dem amtlichen Verbraucherpreisindex und der «gefühlten» Inflation ist in Italien am ausgeprägtesten. Dann folgen nach meiner Einschätzung Griechenland und Frankreich, aber auch Österreich.

Und die persönliche Frage: jetzt haben wir eine neue Uni mit einmaliger Architektur – wird der 114-Millionen-Bau in der Unilandschaft der Schweiz oder gar über die Grenzen hinaus eine Magnetwirkung entfalten können?

Ich bin optimistisch, dass unser neues Fakultätsgebäude erheblich dazu beitragen wird, unsere nationale und internationale Ausstrahlung weiter zu verbessern.

Unsere Positionierung auf dem studentischen Markt wurde in den letzten Jahren immer schlechter, weil die Studienbedingungen für eine Universität, die mit Etiketten wie «überschaubar» und «familiär» arbeitet, einfach nicht mehr akzeptabel waren. Mir haben ehemalige aus Norwegen stammende Studenten erzählt, dass sie unsere Fakultät nicht mehr empfehlen würden, weil die Studienbedingungen – etwa die Arbeitsbedingungen in der Fakultätsbibliothek – nicht mehr konkurrenzfähig gewesen seien.

Das gehört nun alles der Vergangenheit an.

Der 54-jährige Hans Wolfgang Brachinger ist seit 1991 ordentlicher Professor für Statistik an der Universität Freiburg.
Index berechnet

Das Seminar für Statistik der Universität Freiburg und das deutsche statistische Bundesamt haben die wahrgenommene Inflation für Deutschland berechnet. Den Berechnungen lagen 740 Indexpositionen des Warenkorbs des deutschen Verbraucherpreisindexes zugrunde. Unter einer Indexposition versteht man eine Gruppe von ähnlichen Varianten eines Gutes.

Unter der Indexposition «Flaschenbier» wird etwa, so Professor Brachinger, das bayerische Weizenbier ebenso wie das Kölsch und das thüringische Schwarzbier zusammengefasst. Es wäre viel zu teuer, die Preisentwicklungen jeder einzelnen Variante von Flaschenbier separat zu erfassen.

Eine Indexposition ist für die Inflationswahrnehmung umso wichtiger, je häufiger die entsprechenden Güter verkauft werden. il

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