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Ist die Bibel weniger blutig und brutal?

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Zurzeit ist immer wieder zu hören, der Koran sei gewalttätig. Das Alte Testament stehe dem Koran in Hinsicht auf Texte, die Gewalt darstellten oder zu solcher aufriefen, jedoch in nichts nach, erklärt Max Küchler, emeritierter Professor für Neues Testament und Biblische Umwelt an der Universität Freiburg. Es hänge davon ab, wie man die «antiken Texte» im Horizont der heutigen geschichtlichen Situation interpretiere.

Es sei heute äusserst fragwürdig, wenn jüdische Kreise mit Stellen aus dem Alten Testament argumentierten, um die Besetzung von Gebieten in Nahost zu rechtfertigen. Eine derartige Auslegung heiliger Texte entspreche der Art und Weise, wie «islamistische Fundamentalisten Textstellen des Korans oder Christen Einzelaussagen ihrer Tradition wie etwa den Blutruf über die Juden im Matthäusevangelium selektiv auswählen und für eigene Bedürfnisse verwenden», so Küchler.

Islam ohne Reformation

Im Unterschied zum Christentum habe der Islam weder eine Zeit der Reformation noch eine der Aufklärung erfahren, die dazu geführt haben, dass heute die heiligen Schriften «in ihrer Geschichtlichkeit erkannt und unter Berücksichtigung des historischen Kontexts gelesen werden», sagt Küchler. Was im damaligen geschichtlichen Kontext gesagt wurde, dürfe nicht einfach auf heute übertragen werden. Fundamentalistische Kreise jüdischer, muslimischer und christlicher Prägung machten es sich zu einfach, wenn sie sich auf eine wörtliche Anwendung einer heiligen Schrift festlegten. Im Grunde bestehe nicht ein Kampf zwischen den Religionen, sondern ein Kampf zwischen den Auslegungen heiliger Schriften.

Nach Ansicht von Oliver Krüger, Ordinarius für Religionswissenschaft an der Universität Freiburg, besteht das «grundlegende Problem» bei Texten heiliger Schriften darin, «dass wir annehmen, ein Text einer heiligen Schrift habe eine bestimmte Wirkung und diese sei konstant». Man könnte die Perspektive auch auf die Auslegepraxis der Menschen le- gen, welche die Texte der heili- gen Schriften interpretierten, schlägt Krüger vor. Im Lauf der Religionsgeschichte sei es in allen religiösen Traditionen stets zu verschiedenen Betonungen und Selektionen gekommen.

Fallstrick Islamischer Staat

In der Schweiz bestehe im rechten politischen Spektrum bisweilen die Auffassung, der Islam stelle generell eine gewaltbereite Mörderreligion dar; das Christentum werde hingegen als Religion der Nächstenliebe gesehen. Dabei werde unterschlagen, dass das Christentum im politischen Verbund über beinahe 1500 Jahre Krieg, Verfolgung und Gewalt vor allem gegen andere Christen legitimierte.

Dass dies heute gern vergessen werde, liege vor allem daran, dass «wir teilweise in die Falle des Islamischen Staates (IS) und anderer radikalen Islamisten getreten sind». Diese stellten ihren Kampf als Kampf des Islam gegen die westliche Moderne dar. Das legitimiere für diese Gruppen auch die Gewalt im Nahen Osten gegen Muslime.

Eine Radikalisierung von Christen mit biblischem Bezug finde auch im Westen statt, und zwar vor allem in den USA. Das werde hier kaum wahrgenommen. Im Westen der USA treffe man vermehrt auf Menschen, die an die Parusie (Wiederkunft) Christi in naher Zukunft glaubten. Die Auseinandersetzung mit dem Islam werde als Vorbote von Armageddon, also der Endschlacht, angesehen. kna

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