Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Jerusalem kommt selbst nicht mit sich zu Rande»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Jerusalem kommt selbst nicht mit sich zu Rande»

Im Gespräch mit dem Theologen und Buchautor Max Küchler

Jerusalem ist «Heimat» von drei Weltreligionen. Sie haben dort ihre jeweiligen Heiligtümer – ständiger Ausgangspunkt für Streitigkeiten. Max Küchler schätzt die Chance als klein ein, dass einmal Frieden einkehrt.

Autor: Mit MAX KÜCHLER* sprach ANTON JUNGO

«Jerusalem ist eine Stadt, mit der niemand zu Rande kommt», schreiben Sie im Vorwort zu ihrem 1270-seitigen Handbuch und Studienreiseführer. Was macht diese Stadt so einmalig?

Es gibt keine andere Stadt auf der Welt, in welcher drei Weltreligionen ihre zentralen Heiligtümer haben. In Jerusalem sind mit dem Judentum, dem Christentum und dem Islam zudem drei Religionen präsent, die historisch und theologisch intensiv miteinander verbunden sind. Jerusalem ist deshalb der Ort, wo diese drei verwandten Religionen seit Jahrhunderten ein typisches Familienleben führen, in welchem trotz einer gemeinsamen Grundlage heftigste Familienkonflikte ausgetragen und stets wiederholte Friedensbeteuerungen ausgetauscht werden. Man kommt mit Jerusalem deshalb nicht zu Rande, weil es selbst mit sich nicht zu Rande kommt… ausser alle drei Religionen springen über die Schatten, die ihre Heiligtümer werfen, und bauen in gegenseitiger Anerkennung an einer friedlichen Zukunft!

Die drei monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) erheben Anspruch auf die Heilige Stadt Jerusalem. Wie wurde ausgerechnet Jerusalem zur «Heimat» des Ein-Gott-Glaubens?

Die drei Religionen sind nicht gleichzeitig entstanden, sondern bauen aufeinander auf: Die Kultur der Kanaanäer hat den Grund gelegt, den die Israeliten zwar heftig bekämpft, aber auch vielfach benutzt haben, um dann in einer langen Auseinandersetzung mit polytheistischen Kulturen von einer Eingottverehrung zu einem klar monotheistischen Bekenntnis zu kommen. Dieser eine Gott der ganzen Welt durfte schliesslich nur mehr im Tempel von Jerusalem verehrt werden.Für die Christen war dieser Monotheismus eine theologische Selbstverständlichkeit, auch wenn sie Jahrhunderte brauchten, um den Ein-Gott-Glauben in drei Personen auszuformulieren. Da Jerusalem aber der Ort der Kreuzigung und der Auferweckung Jesu war, war das Christentum von seinem Ursprung her mit der Heiligen Stadt historisch zutiefst verbunden.Als im 6. Jahrhundert n. Chr. der Islam die Stadt überformte, fand das «Allah ist einzig»-Bekenntnis Mohammeds hier einen längst dafür bereiteten Boden. Mit der Tradition von der Himmelsreise Mohammeds in al-Quds (= Jerusalem) ist dann auch ein typisch moslemisches Motiv mit Jerusalem verbunden worden.

Weshalb verehren die Muslime die «Wiege Jesu» in Jerusalem, wo doch Jesus nach christlichem Verständnis in Bethlehem geboren wurde?

Dies ist eine spät entstandene Volkstradition, die in Konkurrenz zur christlichen Tradition von Bethlehem steht. Im Laufe der Jahrhunderte sind bei Juden, Christen und Moslems zahlreiche gleiche Traditionen an unterschiedlichen Orten entstanden, weil man damit die Eigenart eines Ortes, Steines oder Gebäudes in den Dienst der eigenen religiösen Praxis aufnehmen wollte.

Wie schätzen Sie die Möglichkeiten und Chancen ein, dass sich Jerusalem vom Zankapfel zwischen den drei Religionen zum Ort der Versöhnung wandeln könnte?

Zurzeit gehört diese Chance eher in den Bereich jener Träume, die man nicht aufgibt, um den Mut nicht zu verlieren. Es ist eine Utopie, die nur in kleinen Schritten verwirklicht werden kann. Die momentane politische Situation ermöglicht jedoch keine positiven Schritte in die gute Richtung. Da die Trennung religiöser Gruppen stets von den führenden Köpfen dieser Gruppen provoziert und dann in eine leidige Wirklichkeit überführt wird, müssten auch von den leitenden Instanzen die selbsterrichteten Barrikaden der Ideologien abgebaut werden. Die sogenannten einfachen Leute wären sehr schnell bereit, friedlich miteinander zu leben.*Der 62-jährige Max Küchler ist Professor für Neues Testament und Biblische Umwelt an der Universität Freiburg. Zurzeit ist er auch Dekan der Theologischen Fakultät.

Meistgelesen

Mehr zum Thema