Seit einem Jahr suchten die Jesuiten, die Eigentümer von Notre-Dame de la Route, nach einem Nachfolger, der gewillt ist, die Betriebsführung ihres Bildungszentrums in Villars-sur-Glâne zu übernehmen. Dort finden unter anderem Bibelkurse statt. Der Grund für die Suche nach einem Nachfolger: Mangel an eigenen Kräften. «Wir sind nur noch fünf Jesuiten hier in Freiburg, die meisten im hohen Alter», sagt Pater Jean-Bernard Livio, Leiter des Zentrums, auf Anfrage. «Wir sind deshalb glücklich, dass wir nun mit einem weltlichen Partner zusammenarbeiten können.»
Wie die Jesuiten gestern in einer Medienmitteilung schrieben, konnte sich der Orden mit dem Centre d’intégration socioprofessionnel (CIS) einigen. Die in Freiburg beheimatete Stiftung, die sich für die Eingliederung von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt einsetzt, betreibt neben Produktionswerkstätten auch ein Restaurant. Das CIS werde die Betriebsführung auf September des nächsten Jahres übernehmen, sagte Direktorin Christine Michaud den FN.
Nutzen für beide Seiten
Von der Übergabe der Betriebsführung profitieren nicht nur die Jesuiten als Eigentümer, sondern auch das CIS: Gemäss Medienmitteilung wird das CIS in den Räumlichkeiten des Bildungszentrums neue Arbeitsplätze schaffen–zum einen in einem Hotelbetrieb, aber auch im Gemüsebau und in der Baumpflege. Michaud erklärt: «Wir werden einen Restaurationsbetrieb mit Seminarräumen und Gästezimmern aufbauen.» Geplant seien rund 40 Gästezimmer mit unterschiedlichem Standard. Das Restaurant soll öffentlich sein. «Wir werden vor allem Produkte aus dem eigenen Garten und von den benachbarten Höfen verwenden.»
Neue Arbeitsplätze
«Wir können den Betrieb nur Schritt für Schritt aufbauen.» Der Grund dafür, so Direktorin Michaud: Das Gästehaus müsse finanziell selbsttragend sein, da die Stiftung für dieses Projekt keine Subventionen vom Kanton erhalte. Deshalb könnten in einem ersten Schritt nur vier bis fünf neue Arbeitsplätze für Menschen geschaffen werden, die auf dem Arbeitsmarkt mit Schwierigkeiten konfrontiert sind.
Wenn die Jesuiten die Geschäftsführung ihres Bildungszentrums in weltliche Hände übergeben, heisse das nicht, dass sie ihr Wirken in Freiburg beendeten, betont Pater Jean-Bernard Livio. «Wir bleiben Eigentümer des Hauses.» Bibelkurse und Angebote für Ruhesuchende solle es demnach in Notre-Dame de la Route auch weiterhin geben.
Zum Haus
Das Bildungshaus war zunächst ein Noviziat
Notre-Dame de la Route wurde 1959 als Noviziat, also als Ausbildungszentrum für angehende Jesuiten, gebaut. Schon 1968 wurde das Noviziat aus Mangel an Novizen geschlossen. Bis 1974 benutzte das Bistum Sitten die Räumlichkeiten als Unterkunft für die bistumseigenen Seminaristen, die an der Universität Freiburg studierten. Ab 1974 diente das Zentrum in Villars-sur-Glâne als Bildungs- und Exerzitienhaus. Seit dem letzten August ist das Zentrum wegen Renovationsarbeiten vorübergehend geschlossen. Bis diese im Januar nächstes Jahr beginnen, sind Asylsuchende einquartiert.ko