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Käserei Friseneit: Was der Neubau mit dem Mittelalter zu tun hat

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Seit Juni arbeitet ein Team von Archäologinnen und Archäologen mit Hochdruck an einer Ausgrabungsstelle in Bösingen. Sie haben schon einige interessante Funde gemacht, müssen sich aber beeilen: Im Herbst soll dort nämlich die neue Käserei Friseneit gebaut werden.

Mit einem grossen Pickel erweitert Fiona McCullough ein Loch im Boden. Ihr Kollege hantiert einige Meter entfernt mit einer Schaufel. Es ist heiss an diesem Tag in Friseneit – die Sonne brennt auf das grosse weisse Zelt, das Fiona McCullough und ihre Kollegen aufgestellt haben. Sie arbeiten hier seit Mitte Juni im Auftrag des Archäologischen Diensts des Kantons Freiburg. Die grosse Rettungsausgrabung wird gemacht, weil auf dem Landstück vor der Käserei Friseneit bald eine neue Käserei gebaut werden soll (die FN berichteten).

Die Kantonsarchäologie hatte gute Gründe, das Gebiet vor dem Baustart so genau unter die Lupe nehmen, sagt Fiona McCullough: «Vor einigen Jahren wurden in diesem Gebiet während anderer Arbeiten bereits Überreste von mittelalterlichen Strukturen gefunden», konkret Überbleibsel von kleinen Werkstätten – wo zum Beispiel gewoben wurde. «Darum war für uns klar, dass wir im Vorfeld dieser Bauarbeiten auch hier nach solchen Strukturen suchen müssen», erklärt die Archäologin.

Während archäologischer Vorabklärungen mittels Sondierungen entdeckte man letztes Jahr auf dem Areal der künftigen Käserei tatsächlich interessante Überbleibsel von mittelalterlichen Bauten. «Auf den ersten Blick scheinen die Funde nicht sehr spannend zu sein», sagt Fiona McCullough, als sie den FN die Funde zeigt. Tatsächlich wurden in Friseneit bisher weder alte Keramikgefässe noch mittelalterlichen Werkzeuge ausgegraben – lediglich Pfostenlöcher und Feuerstellen wurden hier während der letzten Wochen freigelegt.

Ab September sollen hier die Bauarbeiten für die neue Käserei starten.
Sarah Neuhaus

Reichhaltige Erkenntnisse

Auch wenn sie im ersten Moment unspektakulär daherkommen, verraten diese Strukturen doch viel über das mittelalterliche Leben in Bösingen. Die Archäologin präsentiert einen ganz besonderen Fund: eine Grube, die ursprünglich als Getreidespeicher genutzt wurde, dann zur Feuerstelle einer Art Küche umfunktioniert wurde, anschliessend mit Erde überdeckt wurde, um schlussendlich noch mal als Feuerstelle genutzt zu werden. «Warum genau die Menschen diese Grube damals insgesamt dreimal transformiert haben, werden wir natürlich nie herausfinden, aber es ist ein spannender Fund.» Es sei ausserdem selten, dass man Getreidereste aus dem Mittelalter finde. Proben dieses Getreides sollen demnächst in einem Basler Labor ausgewertet werden.

Eine mittelalterliche Feuerstelle: Hier fanden die Archäologinnen und Archäologen unter anderem Getreidereste.
zvg, Amt für Archäologie des Kantons Freiburg

Auch die zahlreichen Pfostenlöcher, die das Team bereits freigelegt hat, bergen viel Potenzial. Anhand des Durchmessers und der genauen Standorte der Löcher können Computermodelle sowie Zeichnerinnen und Zeichner ganze Gebäude rekonstruieren. «Sobald wir alle Pfostenlöcher ausgegraben haben, können wir alles analysieren. Dann wissen wir, wie gross dieses Gebäude war und wie es ungefähr ausgesehen hat.» Im Moment geht das Team davon aus, dass sich irgendwann zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert ein Wohnhaus an dieser Stelle befand.

Ein Pfostenloch eines mittelalterlichen Hauses.
zvg

Die genaue Datierung des Hauses kann erst in einigen Monaten erfolgen. Denn dazu müssen die Archäologinnen und Archäologen Proben in ein Labor nach Schweden schicken. Dort können Fachleute anhand der C-14-Datierung (siehe Kasten) auf 100 Jahre genau feststellen, wie alt die Proben sind.

Wissen

So funktioniert C-14-Datierung

Die Radiokohlenstoffdatierung oder C-14-Datierung ist ein Verfahren zur radiometrischen Datierung kohlenstoffhaltiger, insbesondere organischer Materialien. Der zeitliche Anwendungsbereich liegt etwa zwischen 300 und etwa 60’000 Jahren vor der Gegenwart. Das Verfahren beruht darauf, dass in abgestorbenen Organismen der Anteil an gebundenen radioaktiven Atomen eines bestimmten Kohlenstoff-Isotops gemäss einer definierten Zeitlinie zerfällt und so das Alter zurückgerechnet werden kann. san

Lebensbild eines im Jahr 2012 entdeckten Gebäudes in Schmitten – auch diese Rekonstruktion wurde aufgrund der Grösse und Position der gefundenen Pfostenlöcher des Hauses gemacht.
Amt für Archäologie des Kantons Freiburg

Noch viel Arbeit vor ihnen

Die strenge Arbeit auf der Ausgrabungsstelle ist für das Team der Kantonsarchäologie also erst der Anfang. Es folgen zahlreiche Analysen im Labor, am Computer und im Büro. Wann genau das Endresultat der aktuellen Ausgrabungen in Friseneit bereitstehen wird, weiss Fiona McCullough noch nicht. «Unser Team arbeitet aktuell an vier verschiedenen Ausgrabungsstellen im Kanton – wir haben viel zu tun.» Während der letzten zwei Jahre hat der Archäologische Dienst überdurchschnittlich viele Ausgrabungen getätigt. «Wir sind ständig von einer Ausgrabungsstelle zur nächsten gegangen», berichtet McCullough. Dadurch hätten sie kaum Zeit gehabt, die Analysen und das Inventar der jeweiligen Ausgrabungen abzuschliessen. «Es hat sich viel Büroarbeit angestaut», räumt McCullough ein. Weil es ihnen aber wichtig sei, allfällige Bauprojekte nicht unnötig aufzuhalten, habe die Feldforschung laut McCullough Priorität: 

Wir wollen, dass die Bauherren gerne mit uns zusammenarbeiten. Das bedingt, dass wir unsere Zeitpläne so gut es geht einhalten.

Archäologin Fiona McCullough bei der Arbeit.
Sarah Neuhaus

Käser müssen warten

Einer dieser Bauherren ist Daniel Perler von der Käsereigenossenschaft Untere Sense. Auch er beobachtet an diesem heissen Nachmittag die Ausgrabungsarbeiten der Archäologen. «Es war eine klare Vorgabe für die Baubewilligung, dass hier im Vorfeld der Bauarbeiten Ausgrabungen gemacht werden», sagt Perler. Somit sei es keine Überraschung gewesen, als das Team der Wissenschaftler ihre Arbeit Mitte Juni startete. «Ich hoffe einfach, dass sie pünktlich fertig werden», sagt Perler und schmunzelt.

Mitte September sollen dann die Bauarbeiten für die neue Käserei laut Perler losgehen. 

Wir hoffen, dass wir ab Ende 2023 im Neubau produzieren können – bis dahin läuft die Produktion der bisherigen Käserei weiter.

Daniel Perler von der Käsereigenossenschaft Untere Sense nimmt die Ausgrabungsstätte unter die Lupe.
Sarah Neuhaus

Laut dem Team des Archäologischen Diensts ist man auf gutem Weg, den vorgegebenen Zeitplan einzuhalten und die Arbeiten im August abzuschliessen. Wenn dann, wie vorgesehen, die Baumaschinen im September auffahren, wird die Ausgrabungsstätte komplett zerstört und überbaut. Für Fiona McCullough ist das eine weniger schlimme Vorstellung, als man vielleicht meinen könnte – ganz im Gegenteil. «Nein, schlimm finde ich das nicht», sagt die Archäologin und lacht. «Wenn man nicht beschlossen hätte, hier eine Käserei zu bauen, hätten wir dieses Wohnhaus wahrscheinlich nie entdeckt und so nie genau dokumentieren können.»

Noch bis Mitte August wird in Friseneit weitergegraben.
Sarah Neuhaus

Da die Ausgrabungen noch nicht abgeschlossen sind, ist im Moment noch unklar, was in Friseneit noch alles zum Vorschein kommen wird. Dass die neue Käserei aufgrund eines Fundes womöglich gar nicht gebaut werden könnte, sei unwahrscheinlich. «Meines Wissens ist es im Kanton Freiburg erst einmal vorgekommen, dass ein Bauprojekt aufgrund von archäologischen Funden nicht an dem vorgesehenen Ort umgesetzt werden konnte», sagt McCullough. Der neuen Käserei in Friseneit sollte also nichts im Weg stehen – auch keine mittelalterlichen Wohnhäuser.

Rekonstruktionsvorschlag für ein 2012 in Schmitten entdecktes Gebäude.
Amt für Archäologie des Kantons Freiburg

Geschichte

Archäologische Ausgrabungen sind keine Seltenheit

Die Region Schmitten ist laut der Kantonsarchäologie reich an historischen Überresten, insbesondere aus einer wenig bekannten Epoche, dem Frühmittelalter (5. bis 11. Jahrhundert). In den Jahren 2004, 2012 und 2013 kamen bei mehreren Grabungen in der Flur «Schlossmatte» eingetiefte Strukturen zum Vorschein. Die räumliche Analyse und die Untersuchungen des dazugehörigen Fundmaterials bezeugen eine Weidewirtschaft in diesem Gebiet. Im Gegensatz zu anderen archäologischen Fundstellen, an denen sich Mauern, Pflasterungen und andere gut sichtbare bauliche Strukturen erhalten haben, zeigen sich die frühmittelalterlichen Stätten meist unauffällig durch Sedimentverfärbungen. Diese weisen auf Pfostenlöcher oder Gruben hin. Daher ist es für Laien schwierig, die Bedeutung dieser wenig beeindruckenden Strukturen zu erfassen. san

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