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Nur ein Kerzenopfer hielt den Drachen ab

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Nicole Jegerlehner

Gefürchig habe der Drachenschrei früher durchs Galterental gehallt – und darum trage der Eishockeyclub Gottéron als Erinnerung an seine Anfänge in der Unterstadt den Drachen im Logo. So viel weiss jede Freiburgerin, jeder Freiburger.

«Grün, rot, weiss»

Doch der Drachen hat nicht nur seine Schreie durch das Tal hallen lassen. Er hat Vieh dahingerafft, Angst und Schrecken verbreitet: Mehrere alte Sagen erzählen vom Lindwurm (siehe Kasten) im Galterental. «Ein ungeheurer Stollenwurm», schreibt Franz Kuenlin, habe in einem «Fantomenloch» gehaust. Der Herr Velga, der Besitzer des Bauernguts Menziswil, sah vor der Höhle «einen schwarzbraunen Klumpen, mit grünen, roten und weissen Streifen». Als Velga sich näherte, «rollte sich die Schlange blitzschnell auseinander, erhob sich bäumend, zischte und pfiff, streckte ihre spitzige Zunge aus dem aufgespreizten Rachen, der mit einer Doppelreihe schneidender Zähne versehen war», und verschwand wieder «im feuchten Loche».

«Schuppengepanzert»

German Kolly schreibt von «höllischen Geistern», die in den Fantomenlöchern des Galterentals gehaust haben. «Als räudige Kröten, giftige Schlangen und schuppengepanzerte Stollenwürmer» schlichen sie sich in der Nacht herum «zu suchen, wen sie verderben könnten».

Denn der Lindwurm bedrohte das Vieh: Er machte es laut Kuenlin «entweder presthaft oder erwürgte es und sog dann sein Blut aus». Den Menschen aber «tat das Ungetüm nichts zuleide». Auch bei Kolly geht das Ungeheuer um: «Oft kam es vor, dass mitten in der Nacht die Tiere aufgeschreckt wurden und zu schreien begannen.» Der Bauer habe dann die Kühe an den Ketten reissend und zitternd vor Angst gefunden; die Pferde hatten «die Schwänze und das Kammhaar getrütschelt und waren bachnass vom Schwitzen. Aber vom Unhold war keine Spur zu finden.» Auch regelmässige Kontrollgänge zu später Stunde in den Stall halfen nichts; «am Morgen lag wieder ein Stück verendet am Boden».

Kerzen statt Pfeile

«Da nützten weder Speer noch Pfeil», schreibt German Kolly; «Ritter Velga erkannte, dass nur übernatürliche Hilfe von dieser Plage befreien konnte». Er habe darum in Menziswil eine kleine Kapelle bauen und sie der Muttergottes weihen lassen. Der Pächter musste jeweils am Sonnabend in der Kapelle eine Kerze opfern. «Das half.»

Auch in der Erzählung von Franz Kuenlin half die Jagd auf den Lindwurm nichts: Pfeile, Kugeln und Steine «prallten stets an den glatten und dicken Schuppen der zähen Haut ab». Auch Vergiftungsversuche scheiterten. «Mehrere Geistliche und Weltliche, die man wegen dieser schrecklichen Plage um Rate gefragt, versicherten, es sei kein eigentlicher Stollenwurm, sondern ein als solcher verwandelter Geist, der irgend eine schwere Sünde auf dieser Welt abzubüssen habe; nichts könne ihn retten, als ewige Seelenmessen und Opferkerzen.»

Kapelle in Menziswil

Und so hat Velga auch in der Sage von Kuenlin bei Menziswil eine Kapelle erbauen lassen, in der am Sonnabend eine Kerze geopfert wurde. «Wird es aber vergessen, so kann man sicher sein, dass über Nacht ein Tier in den Ställen erkrankt, und dass es erst dann wieder gesundet, wenn man das Opfer verordneter Massen verrichtet.»

Quellen:– Kuenlin, Franz: Historisch-romantische Schilderungen aus der westlichen Schweiz. 2 Bände. Zürich 1840. – Kolly, German: Sagen und Märchen aus dem Senseland. – Pater Nikolaus Bongard: Sensler Sagen. Freiburg 1992.

Hier, in der Wildnis des steil abfallenden Galterentals zwischen Tafers und Freiburg, hat der Lindwurm gelebt.Bild Aldo Ellena

Plaffeien: Ein Lindwurm beim Roten Kreuz

Im Raume Freiburg hat noch ein weiteres Ungeheuer sein Unwesen getrieben. «In früheren Zeiten hauste ein grausiges Untier beim Roten Kreuz in Plaffeien», schreibt Pater Nikolaus Bongard; «es sah einem Lindwurm sehr ähnlich». Das Ungetüm habe sich nachts den Kühen um den Hals geringelt und sie erstickt.

Das «geängstigte Volk» bat einen Mönch um Hilfe. Der Ordensmann kam aus Freiburg nach Plaffeien und betete erst einmal drei Tage lang. «Dann fing er an, das Ungeheuer zu bannen.» Lange habe der Mönch beten müssen, und er haben furchtbare Dinge gesehen, welche die Leute nicht sehen konnten. «Plötzlich verfinsterte sich der heitere Himmel; ein starker Sturm fegte über die Gegend dahin.» Auf einmal ertönte ein unheimliches Pfeifen, «und die erschreckten Leute sahen ein geschlängeltes Tier mit Drachenflügeln durch die Luft dahinschnellen». Es flog Richtung Schwarzsee «und verschwand dort für immer». njb

Kleine Drachen: Der Lindwurm und der Stollenwurm

In alten Sagen wird der Drache vom Galterental nie Drache genannt – sondern Lindwurm oder Stollenwurm. Lindwurm ist die Bezeichnung für ein schlangen- und drachenartiges Fabelwesen. Im Althochdeutschen bedeutete «lint» Schlange.

Fluguntaugliche Flügel

Der Lindwurm hat nur sehr kurze, fluguntaugliche Flügel. Er hat meist einen sehr langen Schwanz und kurze Beine. Oft wird er als zweibeinig beschrieben, mit dem Hinterteil eines Löwen; in einigen Sagen werden Lindwürmer aber auch mit vier oder mehr Beinen beschrieben. Und in anderen Geschichten frisst der Lindwurm gar Menschen.

German Kolly schreibt in seiner Sage über die Kapelle von Menziswil von «schuppengepanzerten Stollenwürmern». Stollenwürmer sind ebenfalls Fabeltiere; sie heissen auch Tatzelwurm und gelten als kleine Verwandte von Drache und Lindwurm. Sie sollen laut den überlieferten Sagen vor allem im Alpenraum und im Alpenvorland vorkommen.

Ein Halbdrache

Die Zusammensetzung aus Tatze und Wurm deutet darauf hin, dass der Tatzelwurm eine Art Halbdrachen mit einem schlangenartigen Unterleib und zwei prankenbesetzten Vorderbeinen ist. Der Sage nach lebt er in Stollen, die er selbst in den Felsen gräbt. Stollenwürmer gelten als scheu, werden in mündlichen und schriftlichen Überlieferungen aber auch immer wieder als gefährlich beschrieben: sie sollen Menschen und Tiere angefallen haben.

Angeblich vermehren sich Tatzelwürmer auf eine spezielle Weise: Ein Hahn legt ein schwarzes Ei in einen See, wo es von der Sonnenwärme ausgebrütet wird. Aus dem Ei schlüpft ein Tatzelwurm, der möglicherweise zu einem Lindwurm heranwächst.

In Ortswappen

Das Fabeltier Lindwurm kommt auch in handfesten Wappen vor. So ist der Lindwurm das Wahrzeichen der österreichischen Stadt Klagenfurt und der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. In Orten, die «Limb» oder «Lind» im Namen tragen, ist oft eine Drachensage überliefert, wie beispielsweise in der deutschen Stadt Limburg an der Lahn.njb

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