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Kanton schenkt zur Volljährigkeit ein Abo für Freiburger Zeitungen

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Überraschend hat der Grosse Rat am Donnerstag entschieden, dass Neubürger und Neubürgerinnen ein Abonnement für eine Lokalzeitung erhalten sollen – vom Kanton bezahlt und als Mittel der Medienförderung.

Einen Gutschein für ein Jahresabo von Freiburger Zeitungen zur Volljährigkeit – und zwar in elektronischer oder gedruckter Form. Dies mit dem Ziel, Zeitunglesen unter Jugendlichen beliebt zu machen und die lokalen Medienunternehmen zu unterstützen. Die Idee von Marie Levrat (SP, Vuadens) und Brice Repond (GLP, Bulle) klang für die staatsrätlichen Ohren und jene vieler bürgerlicher Grossratsmitglieder fremd. Da Jugendliche ja keine Zeitung läsen, sei dieses Angebot nicht zielführend, so das Gegenargument. Es entspreche weder den Gewohnheiten noch den Freizeitaktivitäten.

Die Henne und das Ei

Das Kantonsparlament war da aber anderer Meinung. Es entschied mit 48 Ja- zu 40 Nein-Stimmen – wohl auch unter dem Einfluss der Debatte zur Medienförderung zuvor (siehe Kasten) – das Experiment zu wagen. Repond geht von maximal 3500 Anspruchsberechtigten pro Jahr aus, ein spannendes neues Publikum für die Medien. «Junge lesen gerne Gratiszeitungen, das bieten wir ihnen an. Der Unterschied hier: Es sind lokale Informationen von hoher Qualität.» Es sei dann an den Unternehmen, dieses Publikum mit guten Angeboten definitiv an sich zu binden, sagte Repond.  

«Junge lesen gerne Gratiszeitungen, das bieten wir ihnen an.

Brice Repond (GLP, Bulle)

Levrat nahm die Medien in die Pflicht, sie müssten passende Angebote schaffen. Doch es sei auch am Kanton, den Zugang junger Menschen zur Presse zu vereinfachen. Liliane Galley (Grüne, Freiburg) betonte, dass das nur ginge, wenn nebenher auch die Medienkompetenz gefördert werde. Denn die Grundlage sei da, die Jungen interessierten sich sehr wohl für aktuelle Themen, bedienten sich aber aus anderen Quellen. «Doch was bringen uns Netflix und Co?», fragte sie und antwortete gleich selbst: «Nichts.» Carole Baschung (Die Mitte, Murten) leistete Schützenhilfe und stellte fest, dass in diesem Augenblick im Rat alte Menschen über die Bedürfnisse von Jungen entschieden. «Die Motionäre sind selbst jung und wollen Junge begeistern.» Man müsse ihnen eine Chance geben.

«Digitalisierung verschlafen» 

Erfolglos hatte sich auch Staatsrat Olivier Curty (Die Mitte) für ein Nein eingesetzt. «Der Kanton hat Interesse an hochwertiger lokaler Information. Aber der Vorschlag schiesst am Ziel vorbei.» Die Massnahme werde keinen nachhaltigen Effekt haben, befürchte er. Antoinette De Weck (FDP, Freiburg) stellte fest, dass Information heute über Social Media geschehe, und die Jungen sich für ganz andere Themen begeistern. Sie müssten in ihrer Sprache angesprochen, in ihrer Lebenswelt abgeholt werden.

Savio Michellod (FDP, Granges) nahm den Faden auf und kritisierte, dass die Medien die Digitalisierung der letzten 25 Jahre schlicht verschlafen hätten. Sie hätten auf Papier statt auf Online-Kanäle gesetzt. Und nun riefen sie nach dem Staat. «Subventionen zu gewähren, ohne Ursachen zu bekämpfen, ist nicht nachhaltig.» Und Flavio Bortoluzzi (SVP, Muntelier) ist überzeugt: «Was nichts kostet, ist nichts wert. Wir wollen unsere kantonalen Zeitungen nicht in die Ecke von Gratiszeitungen drücken.» Bei ihm zu Hause lägen viele Zeitungen auf und er erlebe es selten, dass seine Kinder sie läsen. «Die Jungen funktionieren heute anders, als wir es uns gewohnt sind.»

Der Staatsrat muss nun ein Gesetz vorlegen. Das Thema wird wohl auch in die Debatten am Runden Tisch einfliessen, welche der Staatsrat als erste Massnahme für eine ausgebaute Medienförderung lanciert. Die erste Sitzung ist im November.  

Medienförderung

Für die einen ist es Besonnenheit, für die anderen Passivität

Nach der Ablehnung einer Bundesregelung für die Medienförderung wollten zwei Grossräte die Debatte auch auf kantonaler Ebene führen. Grégoire Kubski (SP, Bulle) zeigte sich verbittert über Widersprüche im Bericht des Staatsrates. Der Staatsrat finde lokale Medien zentral, wolle sie aber nicht aktiv unterstützen. Die einzige vorgeschlagene Massnahme, den Runden Tisch, finde er zahnlos. «Wir brauchen einen Service public, den nur kantonale Medien garantieren.» «Der Blick» berichte nicht über die Gemeindeversammlung von Jaun.

Chantal Müller (SP, Sugiez) sagte: «Die Krise im Lokaljournalismus trifft die Kantone stark.» Pierre Mauron (SP, Riaz) verwies auf die Bedeutung der Medien für die «Glaubwürdigkeit der Demokratie. Ohne kantonale Medien gibt es keine kantonale Information mehr.» Bruno Boschung (Die Mitte, Wünnewil) betonte die Wichtigkeit der Medien für die Diversität, insbesondere die sprachliche. Für François Ingold (Grüne, Freiburg) ist klar: «Informationen haben ihren Preis. Wir müssen ihn bezahlen.» 

Verkauf ins ausserkantonale Ausland

Bernhard Altermatt (Die Mitte, Freiburg) betonte: «Die Medienvielfalt ist eine grosse Chance für das Leben unserer Gesellschaft und die Wirtschaft.» Doch der Bericht habe viele offene Fragen aufgezeigt, die man erst klären müsse. «Die Leistungen des Service public und die Bedürfnisse der Medienunternehmen müssen klar definiert sein.» Antoinette De Weck (FDP, Freiburg) will wissen, wie der Kanton die Medien unterstützen könne. Die Alternative sei ein Verkauf ins ausserkantonale Ausland. Sie schliesse eine Direkthilfe nicht von vornherein aus. Dass sich die Medien reformieren müssten, sei unbestritten, doch der Kanton müsse helfen.

Für Staatsrat Olivier Curty sind die Medien unbestritten «ein zentraler Pfeiler des demokratischen und institutionellen Lebens in unserem Kanton.» Sie ermöglichten unterschiedliche Blickwinkel auf das Geschehen und gäben ihren Regionen eine Stimme. Aber: «Der Kostendruck könnte zu einem Abbau im redaktionellen Bereich führen. Das gilt es zu verhindern.» Er frage sich aber, wie nah sich Staat und Medien sein sollen und wie sie unterstützt werden können, ohne dabei ihre Unabhängigkeit zu verlieren. Es sei nun wichtig, sich an einem Runden Tisch auszutauschen – auch mit der Delegation in Bundesbern.

Flavio Bortoluzzi (SVP, Muntelier) schliesslich sagte, die Medien hätten vor Corona eine gute Arbeit gemacht und sich als wichtiger Pfeiler der Gesellschaft bewährt. Dann habe sie der Kanton – berechtigterweise – über die Krise unterstützt. Doch nun müssten sie wieder auf eigenen Füsse stehen. «Weiterführende Forderungen nach Wirtschaftshilfe wären das Gegenteil von innovativ und nachhaltig, sie wären unanständig.»

Kommentar (1)

  • 14.10.2022-Leser

    Es wäre interessant zu wissen, wie viele der Politiker konkret mit Jugendlichen gesprochen und deren Interesse an einen Gratisabo abgeholt haben… es gäbe viele andere einfach Möglichkeiten, den Jugendlichen lokale Informationen schmackhaft zu machen, z.B. in der Schule, an Unis und Lehrstätten die Zeitung zur Verfügung zu stellen oder eben ein Onlineabo für diejenigen die 18 werden… aber ein Papierabo finde ich auch schon aus ökologischen Gründen völlig sinnlos…
    Dass aber der Steuerzahler hier quasi einfach Abos und die Medien subventioniert geht gar nicht!

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