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Auf dass es Weihnachten werde

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Die Zeit vor Weihnachten ist in Europa die dunkle Zeit des Jahres. Es fehlt uns das natürliche Licht, es fehlt uns aber ebenso sehr das, was unser Leben hell und lebenswert macht. Wir brauchen Weihnachten heute mehr denn je – als Fest der Wertschätzung, als Feier des Lebens, als Jubel über das Ja Gottes zu uns Menschen.

In der Franziskanerkirche hängt ein Bild von Hans Fries aus dem Jahr 1506. Es zeigt die sogenannte Antoniuspredigt, in der Antonius von einem geizigen Mann erzählt, der gerade stirbt. Links im Bild steht der hagere Franziskanerpater auf der Kanzel. Die Hand gegen den Himmel gereckt, spricht er zur Witwe und zu den frommen Menschen in der Kirche. Im Obergemach seines Hauses, rechts oben im Bild, befindet sich das Gemach des reichen Geizigen. Ein Arzt und Bedienstete stehen hilflos am Sterbebett und müssen zusehen, wie ihr Patient dem Leben entgleitet und seine Seele von ungestümen Dämonen an Ketten in eine ungewisse Zukunft abgeführt wird. Oben im Bild formieren sich Priester, Leichenwagen und Anteil nehmende Personen zum Trauerzug. Der reiche Geizige habe sein ganzes Herz an seinen Reichtum gehängt und mit niemandem geteilt. Arme und Bedürftige habe er abgewiesen, jetzt erhalte er die gerechte Strafe für sein widerwärtiges Verhalten, so der Prediger. Und zum Beweis entdecken Bedienstete beim Öffnen der grossen Geldtruhe tatsächlich das schlagende Herz des namenlosen Geizhalses. Hans Fries zeichnet damit die dunkle, verdorbene Seite des Geizes nach und fordert Gerechtigkeit ein: Wenigstens mit den Ärmsten müssen wir teilen und uns für Menschlichkeit einsetzen.

Charles Dickens schrieb eine Weihnachtsgeschichte, die 1951 von Brian Desmond Hurst sehr erfolgreich verfilmt worden ist. In ihr kommt ein ebensolcher Geizhals in der Person eines Geldverleihers vor. Ein hartherziger und gieriger Geldverleiher namens Scrooge will von Weihnachten nichts wissen. Mürrisch und unfreundlich wie er ist, hat ihn seine Verlobte verlassen. Andere Menschen nutzt er aus, und er missgönnt ihnen alles Gute. In der Weihnachtsnacht wird Scrooge von Geistern von Verstorbenen besucht. Diese öffnen ihm die Augen und bewirken, dass er sich zu einem guten Menschen wandelt. Er wird ein fröhlicher, grosszügiger und gütiger Mann. Beide Szenen erinnern an das Gleichnis im Lukasevangelium vom reichen Mann und dem armen Lazarus (Lukas, Kapitel 16, Vers 19-31). Der Geizhals in der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens bekehrt sich. In der Antonius­predigt ist es Gott selbst, der Gerechtigkeit schafft, indem er Gnaden schenkt und dem Menschen Gutes zukommen lässt, ohne dass sie dies verdient hätten. Dargestellt ist dies in der Predella, dem Bild unter dem Hauptbild. Zum Grab des heiligen Antonius kommen zahlreiche Geschädigte. Blinde, Verstümmelte und Trostlose erfahren die Gnade Gottes. Sie manifestiert sich im Wunder, der Guttat Gottes.

Nichts haben die Antoniuspredigt von Hans Fries und die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens an Aktualität eingebüsst. Wir sind angehalten, gütig und grosszügig zu sein, unseren Egoismus zu überwinden und aus der Dunkelheit ans Licht zu treten. Dann dürfen wir auch hoffen, selbst gerettet, getröstet und beglückt zu werden. Wer dem Leben anderer mit Wertschätzung gegenübertritt, der wird selber beschenkt. Weihnachten ist das Fest der Wertschätzung. Weihnachten ist ein Fest der Herzen und der Menschlichkeit. Dass Gott als Mensch geboren wurde, hat den Menschen Hoffnung und Zuversicht gebracht. Wenn Gott unsere Gestalt angenommen hat, dann muss auch uns unser Menschsein lieb und wertvoll sein.

Für Juden und Muslime ist Jesus von Nazareth ein Prophet, für Nicht-Glaubende ein hervorragender Menschfreund. Für Christen ist Jesus der Sohn Gottes. Gottes neuer Bund mit den Menschen beginnt damit, dass Jesus die Menschengestalt angenommen hat. Später wird er sein Leben hingeben, zur Sühne von all dem Verachtenden, dessen sich der Mensch schuldig gemacht hat. Dass Gott seinen Sohn sendet, ihn Mensch sein lässt unter Menschen, das bedeutet, dass das Menschsein an sich die Veranlagung zum Guten hat. Wir wissen in unserem Herzen, dass der Mensch zum Guten berufen ist. Gott hat das Leben des Menschen durch seine Menschwerdung geheiligt, an sich gezogen und mit Würde ausgestattet. Weihnachten wird damit zur Feier des menschlichen Lebens, und zwar für alle, unabhängig von Religion, Geschlecht oder Herkunft.

Als Fest der Wertschätzung, als Feier des Lebens und als Jubel über das Ja Gottes zu uns Menschen wird Weihnachten nie ausgedient haben. Stets von Neuem müssen wir lernen, Egoismus und Geiz zu überwinden. Daher brauchen wir dieses Fest, um uns den Spiegel vorhalten zu lassen, unser Handeln zu überdenken, unsere Sicht auf die anderen zu korrigieren und uns – wie Scrooge – zum Guten bewegen zu lassen. Schenken wir anderen etwas Licht im Dunkel. Zeigen wir uns respektvoll und grosszügig. Dann dürfen auch wir erfahren, dass man uns ebenso gegenübertritt. Was christlich begann, hat eine über-christliche Dimension erreicht. Dass Gott als Mensch geboren wurde, hat den Menschen Hoffnung und Zuversicht gebracht. Denn wenn Gott unsere Gestalt angenommen hat, sie nicht nur berührte, sondern sie sich richtiggehend einverleibte, dann begegnen wir uns selbst und Gott in unseren Mitmenschen! Dann gibt es nicht bloss Glück für ein paar wenige. Dann sind wir alle betroffen. Dann ist unser Menschsein an sich wertvoll.

Zur Person

Pater Pascal Marquard, Bischofsvikar

Der 1975 geborene Pater Pascal Marquard wurde nach einer Ausbildung als Primarschullehrer Franziskaner-Konventuale. Zudem hat er verschiedene Kurse im Bereich Pastoralpsychologie absolviert. Seit 2013 amtet er als Guardian des Franziskanerklosters Freiburg. Seit September 2017 ist Pater Pascal Marquard Bischofsvikar für die Bistumsregion Deutschfreiburg (die FN berichteten) und Pfarrmoderator für die deutschsprachige Pfarreiseelsorge der Stadt Freiburg und Umgebung.

jcg

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