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Ein Aufstieg aus Ruinen

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Bier oder Milch? Paul-Albert Nobs lacht, will sich aber nicht festlegen. «Beides sind Produkte der Natur, das eine aus Gerste und Wasser, das andere direkt von der Kuh. Beides braucht zur Herstellung viel Zeit, biologische Prozesse und strikte Hygiene.» Doch Nobs’ Unternehmen Cremo hat im letzten Jahr 393 Millionen Kilo Milch verarbeitet, seine Mikrobrauerei zu Hause hingegen schon lange kein Bier mehr. «Für das Hausbier werde ich in Zukunft wohl wieder mehr Zeit haben. In ein bis zwei Stunden wäre die Brauerei bereit.»

Zeit wird Paul-Albert Nobs vor allem deshalb haben, weil er heute nach 37  Jahren bei der Cremo AG, davon 25  Jahre als Generaldirektor, in den Ruhestand tritt. Seine Nachfolge übernimmt Hervé Perret.

Mit Milch ist Paul-Albert Nobs im wahrsten Sinne des Worts aufgewachsen. Auch weil sein Vater bereits beim Freiburger Milchverarbeiter als Buchhalter gearbeitet hatte. «Er begann dort 1944. Die Nobs arbeiten zusammengerechnet also schon 76 Jahre für Cremo», sagt er. Nicht immer am Standort Freiburg, sondern auch in Siders, wo die Familie oberhalb einer Cremo-Käserei wohnte. Die Milch hatte Nobs also schon als Kind in der Nase, von daher stammt auch seine ausgeprägte Liebe zum Joghurt, die ihn bis heute nie losliess.

Nach dem Brand kam seine Stunde

Doch Paul-Albert Nobs kam nicht über das Produkt Milch zur Cremo, sondern über sein Flair für die Technik. «Ich liebe Maschinen und bin neugierig darauf, wie sie funktionieren», sagt er. Er bildete sich an der ETH Lausanne zum Ingenieur aus und kam zur Cremo, um sich um den Maschinenpark zu kümmern. Mit einem Hang zum Perfektionismus? «Ich will, dass eine Arbeit gut gemacht wird, bis zum Schluss, bis alles läuft.»

«Ich glaube, letzten Endes sind die Produzenten mit der Cremo doch zufrieden.»

Paul-Albert Nobs

abtretender Direktor Cremo AG

Nobs wurde quasi über Nacht zum wichtigsten Mitarbeiter von Cremo. Es war ein Freitag, der 13., «genau wie beim Ausbruch der Corona-Krise», als im April 1990 die Produktionsanlage in Villars-sur-Glâne in Flammen aufging. «Drei Wochen ging gar nichts mehr», blickt Nobs zurück. Der Brand, der absichtlich gelegt worden war, bedrohte Cremo in ihrer Existenz mehr als nun die Corona-Krise, in der der Milchverarbeiter seine Rolle als Lebensmittelerzeuger zuverlässig erfüllt. Doch nach dem Brand von 1990 war es Paul-Albert Nobs, der die Wiederinbetriebnahme der Anlagen orchestrierte. Er übernahm anschliessend zusätzlich zur Technik die Verantwortung für die Produktion.

Verkauf von Cremo drohte

Es brauchte eine weitere Krise, damit Nobs die operative Führung des Gesamtunternehmens übernahm, wenn auch vorerst nur interimistisch. Cremo hatte 1985 die Schokoladeproduktion von der Villars-Holdung erworben, übernahm sich dabei aber. Es kostete den damaligen Cremo-Direktor den Kopf, eine Rekapitalisierung wurde notwendig, und Chocolat Villars ging 1995 an den multinationalen Konzern Soparind Bongrain. Es stand damals sogar ein Verkauf von Cremo an Toni Milch zur Debatte.

Unter Nobs nahm das Unternehmen Fahrt auf. Doch es brauchte eine dritte Krise, bevor Cremo zu dem Unternehmen wurde, das es im Wesentlichen heute ist. Swiss Dairy Food war zu der Zeit einer der grössten Milchverarbeitungsbetriebe der Schweiz. Die ehemalige Toni AG kaufte immer mehr Betriebe auf, wurde in der Folge instabil und schliesslich zahlungsunfähig. Swiss Dairy Food besass auch 27 Prozent an Cremo SA. Cremo kaufte diese Anteile zurück. «Es war zwar eine grosse Geldvernichtungsaktion», blickt Nobs zurück. Aber es half dem Milchverarbeiter, selbstständig zu bleiben und gar noch die drei Standorte Thun, Lucens und Mont-sur-Lausanne zu übernehmen.

Die Strukturen sind seither robust in einem Markt, der per Definition nicht stabil sei, so Nobs: «1995 hatten wir eine Eigenmittelquote von 5 bis 6  Prozent, heute sind es 57 Prozent, bei einer fast gleich gebliebenen Verschuldung.» In all den Jahren seiner Direktion ist Paul-Albert Nobs einer Geschäftsstrategie treu geblieben: sich auf bewährte Marktsegmente wie Butter, Pulver und Käse zu konzentrieren, gleichzeitig aber einige Nischen zuzulassen. Dazu gehören etwa Joghurt, Milchgetränke und in Zukunft wohl auch noch mehr Bioprodukte. Zudem hat Cremo in den letzten Jahren den Walliser Milchverarbeiter Vallait-Valcrème übernommen, in Düdingen den Käseveredler von Mühlenen und diesen Januar in Lyss eine Bio-Molkerei eröffnet. Die Mitarbeiterzahl stieg von einst 300 mit den Swiss-Dairy-Food-Anlagen auf 500 und bis heute auf rund 800.

Paul-Albert Nobs hat sich in dieser Zeit in weiten Kreisen einen Namen gemacht. Die Familie, zu der auch der Freiburger Gemeinderat Pierre-Olivier Nobs gehört, ist in Seedorf BE beheimatet – wie auch der wohl um einige Ecken mit ihr verwandte verstorbene Gründer von Montreux Jazz, Claude Nobs. Ist Paul-Albert somit der zweitbekannteste Nobs? «Ich glaube nicht», meint er: «Es gab noch den Bundesrat Ernst Nobs.»

1 Rappen gleich 4 Millionen Franken

Die Arbeit des Direktors von Cremo umfasst viele Kontakte von den Produzenten bis zur Politik. «Wir sind eigentlich ein halböffentliches Unternehmen», erklärt Paul-Albert Nobs. Die Politik habe zwar nicht direkt mit der Firma zu tun, aber doch mit der Milchproduktion, und die 1700 Lieferanten, die ihre Milch direkt liefern, sind wiederum Aktionäre und somit auch Eigentümer von Cremo.

Diese doppelte Rolle der Milchproduzenten als Lieferanten und Aktionäre sei nicht leicht unter einen Hut zu bringen, meint Nobs: «Es geht um die Optimierung der Balance zwischen dem Milchpreis und dem Resultat der Firma. Wenn die Produzenten einen Rappen mehr verlangen, macht das für das Unternehmen 4 Millionen Franken aus.»

Auch wenn Nobs sagt, er habe immer ein Ohr für die Anliegen der Lieferanten gehabt und sie oft zu sich ins Büro eingeladen, so waren die Spannungen 2009 doch einmal so gross, dass die Milchproduzenten die Zugänge zu den Cremo-Standorten blockierten. Das wiederum sei bei einem grossen Teil des Cremo-Personals schlecht angekommen.

«Ich glaube, letzten Endes sind die Produzenten mit der Cremo doch zufrieden», meint Nobs. «Sie können die Milch hier abliefern, bekommen ihr Geld dafür und haben so auch Sicherheit.»

Ein Player der Freiburger Wirtschaft

Der scheidende Direktor glaubt, dass es für sämtliche Beteiligten wichtig sei, dass alle Entscheide in Freiburg getroffen werden. Cremo ist eng mit der Freiburger Wirtschaft verflochten, was nicht zuletzt auf die zahlreichen Mandate zurückzuführen ist, die Nobs wahrgenommen hat oder immer noch wahrnimmt.

So war Paul-Albert Nobs bis vor kurzem im Vorstand der Handels- und Industriekammer Freiburg, er ist Präsident der Kommission für Jugendliche mit Schwierigkeiten bei der beruflichen Eingliederung, und er sitzt in der Kommission für Wirtschaftsförderungsmassnahmen. Neben Engagements für das Kompetenzzentrum für menschliche Gesundheit (SICHH) und das Agri & Co Challenge gehört er auch dem Verwaltungsrat von Groupe E und Groupe E Celsius an. «Ich bin sehr sensibel für Umwelt- und Energiefragen. Als Unternehmen hat Cremo sehr früh damit begonnen, seinen ökologischen Fussabdruck zu verkleinern.» Der Betrieb, der mit viel Wärme arbeitet, hat zuletzt in Villars-sur-Glâne die Solarenergie ausgebaut, er ist aber auch ein wichtiger Baustein des an die Kehrichtverbrennungsanlage angeschlossenen Fernwärmenetzes. «Ohne Cremo gäbe es dieses Fernwärmenetz wohl gar nicht», so Nobs.

In Zukunft ein Beobachter

In Nobs’ Engagements drückt auch eine soziale Ader durch, etwa als Präsident des Daler-Spitals oder der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Freiburg. «Jede Person muss ihren Platz in der Gesellschaft finden», ist sein Credo. «Und es gibt auch für alle einen Platz.» Er selber sieht das bei sich zu Hause. Nobs hat sechs Kinder und sah an ihnen, wie schwierig es sein kann, den eigenen Weg zu finden.
Bleibt noch die kulturelle Ader, die sich etwa im Vorstand des Freiburger Filmfestivals zeigt. «Es ist meine am wenigsten entwickelte Ader», meint Nobs. Er sei aber ein eifriger Leser, und das umfasse alles von Krimis bis zu Themen, die die Welt bewegen. «Ich habe das Gefühl, wir sind in einer vorrevolutionären Phase», meint er. «Die Welt ist im Wandel, aber wir wissen nicht wohin.» In dieser Welt sieht er sich im Ruhestand nicht mehr als Ak- teur, sondern als aufmerksamer Beo­bachter.

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