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Ein Leben für Mütter und Kinder

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Als sich Daria Aebischer Mitte August von der Institution Aux Etangs am Freiburger Weiherweg verabschiedete, um im Jura erst mal aufzutanken und frische Kräfte zu sammeln, ging auch für die 64-Jährige eine Ära zu Ende. 26 Jahre lang hat sie diese im Kanton einzigartige Auffangeinrichtung für junge Mütter mit sozialen oder psychischen Problemen als Direktorin geführt. «Einmal ist es Zeit zu gehen», lacht sie. In ihrem Blick liegt nach wie vor jugendlicher Schalk.

Kindheit auf dem Bauernhof

Für jemanden, dessen Lebenswerk im Aufbau einer solchen Institution für Mütter mit Problemen besteht, wuchs Aebischer ausserordentlich behütet auf. Ja, der Gegensatz könnte kaum grösser sein: Denn im Taferser Bauernhof ihrer Eltern, in dem sie zusammen mit ihrer Schwester und ihren zwei Brüdern aufwuchs, war immer jemand zu Hause, wenn sie als Kind heimkam, wie sie sich erinnert – und sei es die Grossmutter, die auf einem Stuhl mitten in der grünen Wiese sass, die vor dem Hof lag.

Auch den Umgang mit Tieren und Pflanzen genoss Aebischer sehr, und heute noch ist sie eine begeisterte Gärtnerin. Selber wurde sie nie Landwirtin, obwohl ihr die junge Nachbarsbäuerin auf ihrem Traktor als Kind sehr imponiert habe. «Weil mein grosser Bruder den Hof übernahm, stand dies nie zur Debatte», erinnert sie sich. Stattdessen hat sie nach der Handelsschule eine Ausbildung in soziokultureller Animation und Sozialarbeit absolviert, und nach zwei kleineren Stationen in Lausanne und im Freiburger Frauenhaus hat sie sich 1993 für Aux Etangs beworben und die Stelle auch prompt bekommen. Seither wurde daraus ein wahres Lebenswerk – allerdings keine Ersatzfamilie, wie Aebischer betont.

«Wir versuchen immer, trotz allem eine professionelle Distanz zu unseren Klientinnen zu wahren, weswegen wir sie auch schon seit längerer Zeit siezen.» Dies habe ihr auch geholfen, in schwierigeren Zeiten zu Hause meist abschalten zu können. Immer sei das leider nicht möglich gewesen – denn oft genug habe auch die Polizei mit einem bis zu fünfköpfigen Aufgebot am Freiburger Weiherweg (Chemin des Etangs) aufkreuzen müssen, weil ein renitenter Ehemann oder Freund einfach nicht eingesehen habe, dass er keinen Zutritt zum Gelände erhielt.

«Oft ganz allein»

Die Frauen, die gegenwärtig in der Institution leben, sind zwischen 15 und 25 Jahre alt – in Ausnahmefällen auch älter. Meist haben sie Kinder. «Oft stehen sie ganz allein da», erzählt Aebischer. «Sie erleben eine frühe Mutterschaft, müssen wegen grosser familiärer Probleme ihre Familie bereits als Jugendliche verlassen – oder sie haben psychische Probleme, eine mentale Behinderung, die eine völlige Autonomie nicht zulässt.» Einige hätten in der Familie wenig Sozialisierung erfahren und müssten nun den respektvollen Umgang mit anderen Menschen von Grund auf erlernen.

Spricht man Aebischer darauf an, dass solche Frauen in früheren Jahrzehnten ohne Gerichtsurteil administrativ versorgt wurden, so verdunkelt sich ihr ansonsten so fröhliches Gesicht. Dies sei tatsächlich ein ganz dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte, sagt sie. Und es zeuge von einem furchtbar patriarchalen Denken.

«Selbstständigkeit entwickeln»

Doch zum Glück sind diese Zeiten vorbei. «Das erste Ziel eines Aufenthalts bei uns ist es, den Frauen Sicherheit zu bieten, damit sie ihre Selbstständigkeit entwickeln können und gleichzeitig lernen, sich um ihr Kind zu kümmern», so Aebischer weiter.

Der Vater sei oft nicht bekannt, nicht präsent oder selber in grossen Schwierigkeiten. Wenn immer möglich, werde er aber in die Begleitung einbezogen. «Für einige dieser Frauen wird es irgendwann möglich, autonom zu leben», sagt die abtretende Direktorin. «Für andere muss ein Langzeitprojekt gefunden werden.»

Erstaunlich ist, wie die von einer Stiftung geführte zweisprachige Institution, die vom Kanton als spezialisierte sozialpädagogische Struktur anerkannt ist, in den vergangenen drei Jahrzehnten gewachsen ist – «trotz Widerständen», wie Aebischer festhält. 2004 wurde die Institution durch einen Anbau für Büroräume und ein Sitzungszimmer erweitert. 2007 wurde die Liegenschaft am Weiherweg 1 erworben. Hier können seither Frauen mit ihren Kindern nach einem Aufenthalt im Hauptgebäude leben. 2011 wurde schliesslich ein angebauter, grosser Salon eröffnet.

«Eine Wohnung kann jetzt dank der Unterstützung der Glückskette darüber hinaus zum Kinderraum umfunktioniert werden», erzählt Aebischer. Dieser nehme die Kinder auf, bis eine öffentliche Krippe gefunden sei.

«Dieses Angebot fehlte»

«Es war einfach wichtig, so einen Ort zu haben, wo junge Frauen, die ihr Leben nicht allein meistern können, einen Platz finden», bilanziert die Wahlfreiburgerin. Ein solches Angebot habe es in der Saanestadt zuvor nicht gegeben, auch nicht im Frauenhaus, das sich im Unterschied zu Aux Etangs ganz auf die Gewaltproblematik spezialisiert habe. Das Erzieherische und das Hauswirtschaftliche hätten in diesem Mandat keinen Platz.

Nicht jede ehemalige Klientin schaffe es, sich im Leben allein durchzuschlagen. Aber vielen würde dies gelingen – und die Dankbarkeit, die sie seitens dieser Frauen erlebt habe, gehöre zum Schönsten, was sie in ihren knapp drei Jahrzehnten als Direktorin erlebt habe.

Zu den Personen

Direktionswechsel bei Aux Etangs

Die 64-jährige Daria Aebischer ist in Tafers aufgewachsen, lebt aber heute in der Stadt Freiburg. Nach 26 Jahren als Direktorin der Stiftung Aux Etangs für die Frau und das Kind wurde sie Mitte August pensioniert. Ihre Nachfolge tritt die 47-jährige Debora Belloy an. Aebischers Hobby ist die Natur. Künftig will sie sich vermehrt mit dem Schreiben von Lebensgeschichten befassen, wofür sie auch einen entsprechenden Kurs belegt.

 

 

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